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KittyKat

„Fertig", rief ich durch die Halle, blickte auf und konnte Marco nur mit einem Staunen dabei zusehen, wie er sich ohne nochmal umzudrehen, verschwand. Jetzt kapierte ich so rein gar nichts mehr. Was war hier los? Noch zwei Tage hätte er alles dafür gegeben mit mir zu reden und Zeit zu verbringen und jetzt rauscht er wie ein Güterzug einfach auf und davon. Vor ein paar Stunden hatte ich noch geglaubt das Marco nicht der war für den ich ihn Anfangs beim Shooting hielt, dass sein Interesse echt war, doch was er hier abzog war so gar nicht nach meinem Geschmack. –Kat er hat dich aber mal so richtig schön verarscht.- Das tat weh und eine unbändige Wut machte sich in meinen Bauch breit. Wie konnte man nur so mit Gefühlen anderer spielen?! -Er muss wohl genau gewusst haben das ich vor der Küchentür stand. Genau, so muss es gewesen sein.- Jetzt war mir klar das alles eine Lüge sein musste, ein abgekartetes Spiel, nur so zum Spaß und ich war der Depp der darauf reinfiel. Doch ich wurde es jetzt nicht zulassen das ich mich schlecht fühlte, er spielte sich hier schließlich als Arschloch auf und nicht ich. Mit so einer Art und Weise, die er da an den Tag legte wollte ich eh nichts zu tun haben. Da war weder Herz noch Hirn vorhanden und ich war froh ihn letzte Nacht doch nicht erreicht zu haben. Ja, das war Schicksal, mein Schicksal mich vor ihn zu bewahren. Mit meinen Gedanken beschäftigt, schob sich der Spanier in mein Blickfeld und wollte mit mir eine Unterhaltung beginnen. Ich sah ihn nur einmal abschätzend von oben nach unten an und ließ ihn ohne ein weiteres Wort stehen. Sollten doch alle Männer verrecken, es war mir scheiß egal! Gemeinsam mit den Verantwortlichen von Puma sahen wir uns die gesamten Bilder auf den Bildschirm an. Ihnen gefielen die Bilder von Marco nicht, was mich nicht verwunderte, sie waren nicht so perfekt wie die anderen davor und mein Level der Wut war auf maximal erreicht. Da schaffte er es tatsächlich noch meine Angelegenheiten zu ruinieren. Ich schob mich vor den Computer, angeheizt durch die Wut und den Ehrgeiz mir selber zu zeigen das mich das nicht runterziehen würde und versuchte, dank Bildbearbeitungsprogram, das Beste heraus zu holen was mir möglich war. Leider dauerte es länger als gedacht und der Fahrer stand Mahnend neben mir und erinnerte mich jede Minute daran das ich zu spät zu meinem Flieger kommen würde. Dann würde ich halt morgen zurück fliegen aber ich wollte diese Job hier richtig und vor allem fertig über die Bühne bekommen. Auch wenn das hieß das ich Marco vor mir auf den Bildschirm hatte und das obwohl ich ihn einen Kopf kürzer sehen wollte. Mit über eine Stunde Verspätung stieg ich schließlich gehetzt in den Wagen der mich zum Flughafen bringen sollte. Plötzlich war ich einfach nur noch Müde, mein Kopf brummte und war zu keinem klaren Gedanken mehr fähig. Mir war es unbegreiflich wie sich die Situation mit Marco plötzlich so ändern konnte. „Mrs. Müller, here we are." Ich öffnete meine Augen, die ich geschlossen hatte und sah dass wir am Flughafen standen. „Thanks" bedanke ich mich, griff nach meiner Tasche und stieg aus. Der Fahrer erklärte mir wie ich am schnellsten zum Check in kam, was mich aber nicht interessierte da ich schon beim Hinflug für den Rückflug eingecheckt hatte und ein blick auf die Uhr sagte mir, dass wenn ich rennen würde, es bestimmt noch schaffen könnte und sprintete auch schon los. So gut es ging schlängelte ich mich durch die Menschenmenge. „sorry" – „scusa" warf ich den Leute zu, die ich etwas zu Unsanft bei Seite schob. Ich sehnte mich nach meinem Zuhause und wollte nun doch keine weitere Sekunde mehr hier verbringen, Spanien hatte für mich ab sofort ein schlechtes Karma. „Attention please! This is the last call for Katharina Müller to Lufthansa-Flight LH710 to Düsseldorf. Mrs. Müller, please proceed to the Gate A13." Ich passierte gerade die Sicherheitskontrollen als die Durchsage ertönte und bekam Panik. Unter keinen Umständen wollte ich hier länger bleiben als wie nötig. Meine Jacke und Tasche stopfte ich nach der Kontrolle einfach unter den Arm und nahm Buchstäblich die Beine in die Hand. Mit ach und Krach stürzte ich in die Maschine und warf dem Flugpersonal ein entschuldigendes Lächeln zu. –Home sweet Home ich komme- Wer hätte auch gedacht das nach einer beschissene Nacht der Tag noch beschissener wurde. Kurz blickte ich auf meine Boardkarte, die ich die ganze Zeit in der Hand hatte um zu wissen wo ich saß. –Reihe 3 Platz A.- Das war ein Vorteil wenn man als erstes eincheckte, man bekam relative weite vorne einen Platz. Immer noch etwas aus der Puste machte ich die ersten drei Schritte und wäre im nächsten Moment lieber wieder Rückwärts aus dem Flugzeug gestürzt. Eine Reihe hinter mir, am Gang, saß Marco. –Womit hab ich das nur verdient- fluchte ich innerlich und musste mich zusammenreißen ihn nicht sofort an die Gurgel zu springen. Vor meinem inneren Auge spielte sich bereits die Szene ab, wie ich ihn vom Sitz zerrte und ihn mal so richtig schön einen tritt in den Arsch verpasste. Verdient hatte er es aber so was von. Doch stattdessen, tat ich das was er vorhin gemacht hatte, ich würdigte ihn keines Blickes - was er kann, kann ich schon lange- und lächelte die anderen zwei Passagiere an die wegen mir nochmal aufstehen mussten, damit ich an das Fenster konnte. Ich ließ mich in den Sitz plumpsen, verstaute meine Tasche unter dem Sitz und versuchte ganz ruhig zu bleiben. Das musste hier doch ein schlechter Scherz sein und rieb mir die Schläfe während das Flugzeug startete und wir binnen von Sekunden in den Lüften waren. Wann hatte ich verpasst das mir das alles so aus den Händen glitt? Ich spürte seinen Blick, oder zu mindestens bildete ich es mir ein, was das Ganze nicht einfacher machte, im Gegenteil es machte mich nervös. Irgendwann hielt ich es einfach nicht mehr aus, drehte meinen Kopf zur Seite und suchte seinen Blick zwischen den Sitzen. Anfangs wehrte er sich noch, doch irgendwann sah auch er mir fest in die Augen. –Warum Marco? Was spielst du hier für ein Spiel?- warf ich ihn gedanklich rüber. Ich verengte die Augen, natürlich war ich noch wütend und Enttäuscht und das sollte er ruhig sehen. Ihm ging es wohl ähnlich, was mir seine schwere Atmung verriet. Wieder mal so ein Kampf den keiner von uns gewinnen konnte. Überraschenderweise wurde seine Miene plötzlich weicher und sein tiefgründiger Blick, berührte mich genauso wie beim ersten Mal als er mich so ansah. Soviel war darin zu entdecken und dennoch blieb er mir ein Rätsel. Der Mann machte mich wahnsinnig, wieso sah er mich jetzt so anders an als noch vor paar Minuten? Leise seufzend, gab ich innerlich auf, gab ihn auf. Das alles hatte hier doch keinen Sinn, es war viel zu kompliziert und umständlich um weiter darauf einzugehen. Ich war es leid, senkte meine Lider und drehte mich schließlich wieder um. Verbrachte den restlichen Flug damit, gelangweilt aus dem Fenster zu schauen, meine Enttäuschung zu verdrängen und den Tag zu verfluchen als ich Marco kennen lernte.

Klick ins Herz 23.1

Marco

Mein Flug wurde aufgerufen und ich machte meine Augen auf. Ich musste richtig weg gewesen sein, denn mein Kaffee stand immer noch auf dem Tisch und war nur zur hälfte ausgetrunken. Zum Glück konnte man diesen auch sehr gut kalt trinken und ich nahm einen großen Schluck davon. Stand dann auf, schnappte mir meine Tasche und ging zum Gate A 13. Schnell passierte ich den Gate und saß wenig später auch schon auf meinem Platz. Was war ich froh endlich wieder in die Heimat zurück zu können, wobei es ganz gut war so weit wie möglich von Kat weg zu sein. Ich nahm mir vor es einfach im Sande verlaufen zu lassen, sollte sie doch machen was sie wollte, aber nicht mehr mit mir. So langsam hatten alle Passagiere ihre Plätze eingenommen und ich bereitete mich drauf vor das es gleich losgehen würde. Was weit gefehlt war, denn es bewegte sich nichts. Minutenlang starte ich auf den Gang nach vorn zur Tür und ich stellte mir ernsthaft die Frage ob wir nun noch auf den Weihnachtmann warten würden. Ein anderer Passagier, der es wohl eilig hatte, stellte sich auch die Frage und erkundigte sich bei der Stewardess. Bei einem Blick auf die Uhr musste ich dem Mann Recht geben, der Flieger hätte schon längst in der Luft sein müssen. Ich konnte leise hören dass man wohl noch auf einen Fluggast warten würde, es aber gleich losgehen würde. –Also doch der Weihnachtsmann- ich musste schmunzeln bei dem Gedanke, was mir direkt wieder verging als ich den Hinterkopf einer jungen Frau sah, deren Frisur ich wohl auch unter hundert anderen Frauen wieder erkannt hatte. –Kat!- warum mussten wir ausgerechnet auf sie warten? War wohl noch zu lang mit dem Spanier zu Gange! Das Flugzeug hätte ohne sie starten sollen, nur als Strafe für ihr Benehmen. Als sie sich umdrehte, den Gang entlang kam und mich erkannte, sah sie aus als hätte sie einen Geist gesehen und ich hätte fast angefangen zu grinsen. Sie hatte also auch nicht mit mir gerechnet, das kleine Miststück. Ich hatte direkt wieder das Bild vor Augen wie sie da stand und Fàbregas angelächelt hatte. Am liebsten wäre ich wieder ausgestiegen und hätte auf den nächsten Flug gewartet. Warum sie mich so sauer anschaute war mir nicht ganz klar, hatte sie denn darauf überhaupt ein Recht? Wer benimmt sich denn hier wie eine ... eine ... mir fiel nur ein Wort ein was es umschrieb und das war Schlampe. Sie setzte sich endlich auf ihren Platz und ich musste wohl damit leben das sie gerade mal eine Reihe vor mir saß. Wenigstens konnte der Flieger jetzt endlich starten, musste ja lang genug auf Prinzessin Kat warten. Ich schüttelte den Kopf und widmete mich meiner Musik und machte die Augen zu. Wenn ich sie nicht sah dann würde ich vielleicht vergessen dass sie überhaupt da war. War natürlich absoluter Blödsinn, denn ich schaute immer wieder zu ihr rüber und all die schöne Zeit mit ihr, wenn es auch nur wenig war, ging mir durch den Kopf und wurde gekrönt durch die Küsse. Nein ich musste stark bleiben und durfte nicht nachgeben! Ich zwang mich schon nicht mehr hinzuschauen und tat es doch wieder. Diesmal blieb es nicht ohne Folgen, denn sie schaute genau zu mir rüber. Sie hatte wieder mal diesen „ich bring dich um" Blick drauf und ich war stocksauer auf sie, auf mich und darauf das sie mich erwischt hatte. –Verdammt!- es war wie ein Magnet, ich konnte ja gar nicht anders als sie anschauen und wäre am liebsten zu ihr rüber um sie einfach aus dem Sitz zu ziehen, ihr ein „Sorry" zu sagen und zu küssen. Würde ich dafür wieder eine Ohrfeige einstecken müssen, wäre es mir gerade egal. Aber das durfte nicht sein, sie war nicht die Frau für die ich sie hielt, das hatte sie mir ja gezeigt mit dem Geflirte was sie mit dem Spanier abgezogen hatte. Ich überlegte mir ob sie es vielleicht mit Absicht getan hatte weil sie wusste dass ich da stand und sie gesehen wurde von mir. Doch das konnte nicht sein, nein ganz und gar nicht! Also wollte sie mich auch nicht aus Rache eifersüchtig machen, wie es doch gern manche Frauen machen.

Am Flughafen in Düsseldorf angekommen, wartete ich ab das alle ausstiegen, auch Madame, bevor ich ausstieg und mich auf den Weg macht über die Gate. Ich rechnete schon damit das sie irgendwo auf mich wartete, aber das tat sie dann doch nicht und irgendein Teil in mir fand es traurig. Kurz vor dem Ausgang wedelte ein Mann mit einem Schild in der Hand rum auf dem mein Name stand. Es berauschte mich nicht wirklich, diese Unauffälligkeit und ich ging schnell zu ihm rüber. „Ach da sind sie ja" wurde ich begrüßt und hatte dafür nur ein Nicken übrig. „Kommen sie wir warten schon", ich dachte ich hätte den Stress nun hinter mir, war wohl weit gefehlt und ich folgte ihm und fragte mich, was er wohl mit „wir" meinte. Wir kamen zur Halle raus und steuerten ein großes schwarzes Auto an dessen Kofferraum durch einen klick am Schlüssel des Typens, automatisch aufging und ich meine Tasche rein werfen konnte. In der Zwischenzeit hielt er mir schon eine Tür auf und ich stieg ein.


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