Chapter 2

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Ein Jahr war nun vergangen, seitdem wir nach Monesko umgezogen waren und in meiner Klasse kam ich auch mit allen ganz gut klar, Freunde hatte ich aber nicht. Ich trat der Musical-AG bei und lernte in verschiedene Rollen zu schlüpfen und die unterschiedlichsten Personen zu verkörpern: Wenn meine Rolle ein aufgewecktes kleines Mädchen war, welches immer wieder hinfiel, tat ich das und kam am Ende des Tagen mit blauen Flecken und Schrammen nach Hause. So konnte ich jeder sein und man merkte welchen Spaß mir das machte.  Ich lernte auch zwei Freunde meiner Eltern kennen, als diese einmal zu Besuch waren. Wir spielten zusammen Karten und da fand ich die heraus, dass die auch zusammen arbeiteten. "Als was arbeitet ihr denn?", fragte ich an dem Abend und bemerkte, wie die Stimmung von fröhlich und heiter in bedrückend und ernst umschlug. "Yume, darüber brauchst du dir keine Gedanken machen.", sagten meine Eltern, wie es immer taten. Ich beschloss ab dem Zeitpunkt nicht mehr nachzufragen und nahm es einfach so hin. Die Zeit verging, das Schuljahr ging zu Ende und die Sommerferien kamen. In diesen fuhren wir immer in den Urlaub, war dieser anders. Vielleicht lag es daran, dass wir dieses Mal in die Karibik fuhren, jedenfalls war ich sehr aufgeregt und konnte nicht still sitzen. Wir genossen die zwei Wochen ohne Verpflichtungen und die Zeit gemeinsam als Familie. Wir lagen am weißen Sandstrand, bauten riesige Sandburgen sammelten Muscheln und gingen Schwimmen. Die Einheimischen lehrten mir ein paar Tänze und wie man Schmuck aus den Muscheln machte. Diesen zeigte ich meinen Eltern und verschenkte ihn an andere Urlauber. Es war eine schöne Zeit und uns fiel der Abschied schwer, als wir wieder nach Hause fuhren. Ich nahm mir vor die Sprache zu lernen, um auch zuhause ein Stück dieses Paradies zu haben und meine Eltern an diese schöne Zeit zurück zu erinnern. Wir fuhren von der Autobahn und bogen links auf die Landstraße ab, die zur Stad führte. "Und Yume was fandest du am schönsten an unserem Urlaub?", fragte meine Mutter mich. Ich überlegte kurz und antwortete: "Das wir so oft am Meer waren und die türkise Farbe von ihm. Das Tanzen und Basteln mit den Einheimischen. Aber am besten war der Krebs, der einfach nicht aus Papas Hose wollte!" ich kicherte und meine Mutter setzte noch einen drauf. "Oder die lebende Forelle, die die Einheimischen ihm in den Kragen getan haben und die darauf folgenden 'Tanzmoves' die er machte um sie wieder heraus zubekommen." Wir konnten unser Lachen nicht mehr verkneifen und der böse Blick von Papa half ihm auch nicht, sondern machte es nur schlimmer. Zum Glück war unser Lachen ansteckend, denn auch er grinste leicht und sagte nur: "Komm die waren doch echt der Hammer!" Dabei kreiste er mit der Hüfte, was nur zu lauterem Gelächter von allen führte. Am liebsten hätte ich die Zeit angehalten, sodass wir in diesem Moment des Glückes für immer hätten, doch leider konnte ich das nicht. Ebenso wenig hätte ich das verhindern können, was danach geschah: Wir fuhren auf eine Kreuzung zu und man sah die zwei Scheinwerfer auf der linken Seite, die in vollem Tempo auf uns zukamen. "Schatz pass auf!", rief meine Mutter, doch es half nichts mehr. Das Lachen wurde zu einem angsterfüllten Schrei von Auto und Insassen. Die Scheinwerfer blendeten mich und ich hob meine Hand, um meine Augen vor dem beißenden weißen Licht zu schützen. Meine Sinne spielten verrückt: ich roch das verbrannte Gummi, schmeckte das Blut in meinem Mund und ich spürte den Aufprall der beiden Autos am ganzen Körper. Durch den Schwung, den uns das andere Auto gab, kamen wir ins Schleudern und dem Graben immer näher. Ich verschloss meine Augen und wollte alle Sinne ausschalten, doch ich bekam alles mit: wie wir die Straße verließen, über einen Erdhügel flogen und uns auf dem Feld mehrfach überschlugen. Mein Kopf donnerte gegen die Scheibe und sie zersprang schließlich, als wir gegen einen Baum zum Stehen kamen. Ich spürte wie etwas Warmes meine Schläfe herunter lief und den Schmerz in meinem Kopf. Ich bekam kaum noch Luft und das Atmen fiel mir schwer. Ich tastete nach dem Anschnaller, um den Druck des Gurtes auf meiner Brust zu lösen. Der Versuch meine Augen zu öffnen, um mir die Suche zu erleichtern scheiterten und als ich schließlich das Teil fand und mich befreien wollte, verlor ich mein Bewusstsein.

Das Nächste, was ich wahrnahm. war der Wellengang des Meeres und als ich meine Augen öffnete fand mich in der Karibik wieder. Es war kurz vor Sonnenuntergang und der Himmel zeigte sich schon in den schönsten rot und orange Tönen. Weit vor mir konnte ich die Silhouetten meine Eltern ausmachen. Sie gingen spazieren, doch irgendwie bemerkten sie mich nicht. Nein, sie suchten mich nicht oder machten auch nur den Anschein, als ob sie mich vermissen würden. "Mama! Papa! Wartet!", rief ich ihnen hinterher, doch sie ignorierten mich einfach. Als wäre ich nicht da oder Luft... "Mama! Papa! Wartet doch auf mich!" Ich stand auf und rannte ihnen hinterher. Tränen flossen mir in die Augen, doch ich wischte sie mir weg und rief weiter: "Mama! Papa!" Es bringt nichts! Warum hören sie mich nicht? Ein letztes Mal will ich es noch probieren. Ich holte tief Luft und schrie verzweifelt: "MAMA! PAPA! ICH BIN HIER!" Endlich. Endlich blieben sie stehen und ich sank erleichtert zu Boden. Sie drehten sich zu mir um und rannten auf mich zu. Je näher sie kamen, umso deutlicher sah ich sah den Schock in ihren Gesichtern. Vor mir angekommen blieben sie erst stehen, dann sanken auch sie zu Boden und schlossen mich in ihre Arme. "Yume, was machst du hier?", fragte mich mein Vater und seine Stimme zitterte leicht, "Du dürftest nicht hier sein..." "Wieso sollte ich nicht hier sein? Wir sind doch im Urlaub, oder?", fragte ich, doch meine Mutter unterbrach mich. "Schatz, du musst zurück.", sagte meine Mutter und auch in ihrer Stimmer vernahm ich ein Zittern. Zurück? Wohin zurück? "Aber ich möchte bei euch bleiben. Ich will nicht alleine sein!", sagte ich verzweifelt und ich wusste nicht, wie ich meine Tränen hätte stoppen können. "Du bist niemals alleine, Yume.", antwortete mein Vater und meine Mutter nickte, "Wir werden immer bei dir sein." Sie drückten mich fest an sich. Danach standen auf, nahmen sich an die Hand und setzten ihren Spaziergang fort. Ich schrie sie sollten stehenbleiben, versuchte sie aufzuhalten, aufzustehen und hinterher zu rennen, doch es klappte nicht. Sie setzten ihren Spaziergang fort und ich sank weinend zurück in den weißen Sand. Am Horizont blieben sie noch mal kurz stehen, schauten ein letztes Mal, mit Tränen in den Augen, in meine Richtung und verschwanden in der untergehenden Abendsonne und mit ihnen auch die Karibik, sodass mir nur noch die absolute Dunkelheit blieb...

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