Chapter 8

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Es sind ein paar Tage vergangen, seitdem ich das mysteriöse Päckchen erhalten und das Gespräch mit meinem älteren Ebenbild hatte, doch ich konnte nichts über die "Wonderland Corporation" herausfinden. Weder im Internet, noch in der Bibliothek oder im Telefonbuch! Nirgends stand etwas über die Firma..."Verdammt!" Frustriert schmiss ich das Telefonbuch in die Ecke des Wohnzimmers. Es landete auf dem Stapel mit den restlichen Telefonbüchern, welche die Telefonnummern der nächsten 4 Regionen enthielten. So viel wie die mir geholfen haben, hätte ich sie auch aus dem Fenster oder ins Feuer schmeißen können! Ich fuhr mir verzweifelt durch die Haare. Irgendwo muss es doch was geben... "Denk nach Yume!", sagte ich zu mir selbst und rieb mir die Stirn. Abermals griff ich zum Brief und ging ihn durch. Aus Verzweiflung lief ich im Zimmer auf und ab, um meinen Frust irgendwie abzubauen, denn er stieg immer weiter in mir. Fräulein Yume, Es wäre mir eine Ehre, bla bla der Wonderland Corporation beitreten bla das Erbe Ihrer Eltern antreten würden bla bla Ausbildung in der Firma anbieten bla bla bla Bei Fragen melden Sie sich...Caterpillar Absolem.... "War ja klar, das ganze freundliche Geplänkel steht in dem Brief, aber keine Adresse oder einen Absender!" Der Brief landete wieder auf den Tisch und ich mit verschränkten Armen im Sofa. Mein Blick wanderte zu meiner Zimmertür, die sich auf der anderen Seite des Wohnzimmers befand. Abgeschlossen. Seit dem Vorfall mit dem Spiegel, war mir mein Zimmer nicht mehr geheuer. Ich fühlte mich mulmig und beobachtet, sobald ich mein Zimmer betrat. Mein Spiegel verhielt sich normal und zeigte mir nur das "Ich", welches auch vor dem Spiegel stand. Das älteres Spiegelbild zeigte sich nicht mehr, aber dennoch war ich der festen Überzeugung, dass es da war. Es trieb mich in den Wahnsinn und führte dazu, dass ich seit drei Tagen auf dem Sofa schlief. Ich könnte sie um Hilfe bitten... Mein Blick hing auf der Tür fest, während ich über die Option nachdachte. Immerhin war sie nett zu mir und Sie ist Ich. Sie könnte mir sagen, wie ich dahin komme... Ich stand auf und ging zögerlich zur Tür. Mit meiner rechten Hand fuhr ich über den Türrahmen, bis meine Finger den Schlüssel fanden. Den hatte ich dort hingelegt, nachdem ich mein Zimmer abgeschlossen und mich ins Wohnzimmer einquartiert hatte. Meine Hand zitterte leicht, als ich den Schlüssel ins Schloss steckte und umdrehte. Vorsichtig ging ich ins Zimmer und schaute mich um. Ich nahm keine Präsenz war oder fühlte mich unwohl. Alles fühlte sich normal an und langsam stieg in mir die Panik auf. Meine Füße trugen mich zum Spiegel und ich tastete ihn ab. "Älteres Ich bist du da?", fragte ich und klopfte gegen das Glas, als würde ich gleich in den Spiegel treten wollen. Jedoch bekam ich keine Antwort und mein Spiegel zeigte mir nur mich, wie ich verzweifelt gegen den Spiegel klopfte. Ich ging ein paar Schritte wieder zurück, sodass ich wieder etwas auf Abstand war und in Ruhe den Spiegel betrachten konnte.  Mir fiel auf, dass der Spiegel das Einzige war, das antik war. Mein Zimmer war im Ganzen sehr hell und modern gehalten: helle, rechteckige aber elegante Möbel, die praktisch gebaut waren und gar nicht verträumt wirken sollten. Der Spiegel war dagegen ganz anders. Er war ca. zwei Meter groß und wie ein Tor geformt. Durch die Ranken und Blumen, die ihn komplett umhüllten, wirkte er so, als würde er tatsächlich in eine andere Welt führen. Ich schaute nochmal genauer hin und sah, dass an seinen Seiten zwei Frauen mit den Rücken zum Spiegel standen. Sie hatten ihren Kopf etwas nach unten geneigt, was ihre spitze Ohren gut zur Geltung brachten, und ihre langen Haare umhüllten ihren Körper. Ihre Hände hatten sie zu einer Schale geformt, die sie etwas von sich entfernt hielten. Knapp darüber schwebte eine Lotosblüte, die die Quelle für all die Blumen und Ranken waren, die den Spiegel verzierten. An der Spitze des Spiegels trafen sich die beiden Pfade und formten ein Herz, das einen Bernstein umfasste. Ich hatte den Spiegel mal auf dem Dachboden von unserem alten Haus gefunden und war so fasziniert, dass ich meine Eltern überreden konnte, ihn mitzunehmen. Meine Faszination für das mystische und magische war meinen Eltern schon immer ein Rätsel gewesen, doch sie erzählten mir die schönsten Geschichten. Über Elfen und Feen, die über die Millenis Lios, die Wälder der Zeiten, herrschten oder von Dämonen und Drachen, die sich bekämpften. Ich liebte es ihnen zu zuhören, da es so klang, als wenn sie dort gewesen seien und alles miterlebt hätten. Als sie dann gestorben sind und ich Satoshi kennen gelernt hatte, hatte ich das Thema mal angeschnitten, nachdem ich erfahren hatte, das Satoshi ein Schamane war. Er erzählte mir etwas über Magie und die alten Riten der Salish, doch das war mir dann doch etwas zu weit hergeholt. Doch da ich so darüber nachdachte, ließen mich die Ereignisse der letzten Tage an meiner Einstellung zweifeln. Vielleicht gibt es ja doch so etwas wie Magie... Meine Augen fuhren abermals über den Spiegelrand und ich konnte einen Satz erkennen:

Lumes Millenis na Sentes thiel Siles, Nywa.

Mir war nicht klar, was der Satz bedeuten sollte, doch ich versuchte ihn so gut wie möglich auszusprechen. "Lumes Millenis na Sentes thiel Siles, Nywa.", sagte ich und versuchte mir die Wörter über mehreren Sprachen abzuleiten, mit Erfolg. Der Spiegel fing an zu leuchten und eine Welle durchfuhr ihn, als hätte man einen Stein in einen stillen See geworfen. Ich hielt mir schützend die Hände vor den Augen und als sich das Licht wieder legte, sah ich auf eine Waldlichtung. Silbernes Licht fiel auf ihr und erhellte sie, sodass ich gut die Frau erkennen konnte, die in ihrer Mitte saß und ein Tier streichelte. Es sah aus wie ein Fuchs, war aber etwas kleiner und hatte längere Ohren. Sein Fell war auch nicht rot sondern hellbraun und er schien sehr vertraut mit der Frau zu sein. Es schien mich bemerkt zu haben, denn es sah mich an und rannte weg. Die Frau schaute einmal kurz in meine Richtung, bevor sie sich langsam aufrichtete und zu mir kam. Ihre langen, dunkelbraunen Haare gingen ihr bis zur Taille und in ihnen waren Federn und Perlen geflochten. Sie hatte ein langes Kleid an, welches ihren Rücken komplett frei hielt und aus mehre Tüchern bestand. Es war in unterschiedlichen blau und violett Tönen gehalten und ebenfalls mit Perlen verziert. Die ganzen Farben und Perlen ließen ihre bronzefarbene Haut schimmern und ich konnte ihre langen spitzen Ohren gut erkennen. Ist sie eine Elfe...?  Sie hielt vor mir an und lächelte. "Ma' thirandil, Yume.", sagte sie während ich mit offenen Mund vor meinen Spiegel stand.

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