1. Die Neuen

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Der Mond steht hell und klar am Himmel. Er sieht aus als habe jemand vergessen seine andere Hälfte zu zeichnen. Der Schein des Halbmondes fällt in das Internatszimmer eines Mädchens. Sie wirft sich im Bett hin und her, das schwarze Haar liegt wirr ausgebreitet auf dem Kissen. Plötzlich schreckt sie aus ihrem Traum auf. Vanessa Frangi setzt sich in ihrem Bett auf. Sie ziettert. Tränen laufen ihr über das Gesicht. Sie zieht ein Foto aus ihrem Nachttisch . Es zeigt eine glückliche Familie, auf einer bunten Picknickdecke sitzend am Waldrand. Ein etwa achtjähriges Mädchen mit schwarzen Haaren, blauen Augen und Zahnlücke strahlt in die Kamera. Eine schöne Frau mit blonden Haaren und leuchtend blauen Augen hält das Mädchen liebevoll im Arm und lächelt glücklich. Der Mann auf dem Bild hat einen Arm um die Frau gelegt und wirkt auf den ersten Blick zu ernst für dieses Bild einer glücklichen Familie, aber das funkeln in seinen grünen Augen und sein leichtes Schmunzeln zeigt wie sehr er den Moment geniesst. Es ist ein Foto von Vanesssa und ihren Eltern, es wurde ein Jahr vor dem Umfall gemacht. Sie drückt das Foto an ihre Brust. Dann hebt sie den Blick und schaut sich in ihrem Zimmer um. Ihr Blick wandert zum Fenster. Doch sie sieht den Schatten der Katze nicht, die draussen vor dem Fenster sitz und sie mit ihren dunkelgrünen Augen beobachtet. Sie bemerkt auch nicht den silbrigen Glanz auf dem dunklen rotbraunem Fell als die Katze auf den Ast der grossen Eiche neben ihrem Fenster springt. Und wie diese geschickt hinunter klettert und aus dem grossen Tor des Internates zu läuft. Die Katze läuft den Abhang hinunter und überquert die Strasse am Rande des Waldes, und verschwindet in dort zwischen den Bäumen.

Michael quwedst sich durch ein Gebüsch. Dornen bleiben in seinem Fell hängen. Frustriert faucht er. Wieso muss man bloss in Katzengestallt immer durch dieses Gebüsch schleichen. Das ist so was von anstrengend und man reisst sich büschelweise das Fell aus, denkt er wütend und faucht noch lauter. Neben ihm raschelt es im Gebüsch . Blitzschnell wirbelt er herum und fährt die Krallen aus. Eine Grosse Gestallt tritt aus dem Gebüsch. Sie ist zwar nicht wie er in Katzengestallt, aber diesen Duft würde er überall erkennen. Er zieht die Krallen ein und miaut leise. Die Gestallt geht in die Hocke und nimmt die rotbraune Kater auf den Arm.

„Nah Bruderherz zurück von deinem Auftrag ?",er niest ihr ins Gesicht. Sie verzieht den Mund und droht: „Wenn du dass nochmal machst setze ich dich ab und du kannst selber Laufen." Augenblicklich beginnt der Kater zu schnurren.

„Geht doch.", sagt sie und dreht sich um, um tiefer in den Wald zu laufen. Sie wird immer schneller und der Kater versenkt seine Krallen in den Ärmeln des Mädchens um nicht herunter zu fallen. So tief im Wald schlucken die Bäume das Licht und es gibt kaum Gebüsche. Geschickt weicht das Mädchen vereinzelt niedrigen Ästen und Wurzeln aus. Schneller als es für einen Menschen möglich sein sollte rennt sie mit der Katze auf dem Arm durch den Wald. Nach gut einer halben Stunde lichtet sich der Wald immer mehr und ihr Ziel kommt in sicht:

Es ist ein grosses altes Haus im viktorianischem Stil. Sie bleibt stehen um wieder zu Atem zu kommen. Während dessen dreht der Wind und treibt einen seltsamen Duft an die Nase des Katers, einen Duft den er erst vor einen halben Stunde zu letzt gerochen hatte. Der Duft des Mädchens im Internatszimmer. Hecktisch dreht er den Kopf wild hin und her um die Quelle des Duftes ausfindig zu machen. Dann erstart er. Das Mädchem das den Kater immer noch trägt bemerkt sein komisches Verhalten.

„Was ist denn los?", fragt sie den Kater und schaut in die gleiche Richtung wie er. Auch sie erstarrt. Den zwischen den Bäumen stehet eine geisterhafte Gestalt. Sie beginnt leicht zu verschwimmen und sich aufzulösen. Ihre langen schwarzen Haare flattern noch ein letztes Mal im Wind und verschwinden. Das letzte was man noch von ihr sieht sind ihre blauen Augen.

Schwarzer Mond - Das Flüstern der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt