Ich konnte mich nicht von der Stelle rühren. Ich hätte mit jedem gerechnet, aber nicht mit ihr.
„Sieh mich an", sagte sie leise. Ich gehorchte aufs Wort.
Ich setzte an etwas zu sagen, doch als meine blauen Augen ihre trafen, brach ich ab. Sie kam mir langsam näher und legte sanft ihre Hand an meine Wange.
„Du siehst furchtbar aus, Lou". Sie sah mich besorgt an. Ich schwieg.
Ich hatte gewusste, dass ich nicht aussah als wäre alles perfekt, aber das ich so schlimm aussah hatte ich nicht gedacht.
Sie sah mir tief in die Augen und versuchte meinen Blick zu deuten. Sie versuchte meine Gedanken und Gefühle zu lesen, doch es schien ihr nicht zu gelingen. Wie auch? Ich wusste ja selbst nicht einmal was ich dachte oder fühlte. Mein Kopf war leer gewesen. Mein Herz wie stehengeblieben. Sie musterte mich eine gefühlte Ewigkeit, ehe sie mich in eine lange Umarmung zog. Ich erwiderte sie sanft. Sie hatte mir so sehr gefehlt.
„Ich hab dich so vermisst", flüsterte ich mich brüchiger Stimme und drückte sie etwas fester an mich. Wie lange hatte ich sie nicht mehr im Arm halten können, ihre Stimme hören können, sie bei mir haben können. Es war viel zu lange her gewesen.
„Ich dich auch Lou. Ich dich auch....", hauchte sie.
Wir schwiegen, standen einfach nur da und genossen den Moment. Doch warum war sie überhaupt hier gewesen? Wer hatte ihr gesagt, das ich hier war und warum war sie alleine?
„Warum bist du hier?", fragte ich sie leise.Ich hatte mir die Antwort schon denken können, doch ich wollte sie aus ihrem Mund hören.
„Die Jungs haben mich angerufen. Sie meinten es ginge dir immer schlechter und sie machen sich unglaubliche Sorge. Sie haben mir alles erzählt. Von eurem Streit über die Trennung bis hin zu den letzten Wochen. Ich weiß, dass du so etwas nicht magst, aber sie wussten sich nicht mehr zu helfen. Sie haben Angst um dich Lou"
Ja, so etwas taten sie immer. Wenn sie nicht weiter wussten, riefen sie sie an. Ich hasste das! Ich wollte meine Familie da nicht mit rein ziehen. Das hier waren meine Probleme und ich wollte alleine mit ihnen fertig werden. Ich wollte keine Hilfe.
„Louis, sie wollen dir nur helfen", sagte sie leise während sie mir die Falte auf meiner Stirn glatt strich.
„Und das will ich auch", fügte sie leise hinzu.
„Ich weiß", hauchte ich und drückte sie noch enger an mich. Sie gab mir den Halt, den ich brauchte, auch wenn ich es in diesem Moment nicht zugeben wollte.
„Warum bist du alleine hier?", fragte ich sie leise. Diese Frage brannte mir schon die ganze Zeit auf der Seele. Warum waren Mom und Dad nicht mitgekommen? Warum keiner der Jungs? Warum nur sie?
„Mom und Dad mussten bei Grandma bleiben. Sie...sie.." Sie brach ab.
Was war mit ihr? Ging es ihr gut? Ich drückte sie etwas von mir weg um ihr in die Augen schauen zu können. Sie sah mich nicht an. Sie starrte einfach geradeaus und schwieg.
„Was ist mit ihr?", sagte ich mit fester, eindringlicher Stimme.
Sie schüttelte nur den Kopf und die ersten Tränen bahnten sich ihren Weg nach unten.
„Was ist mit Grandma?", langsam wurde ich panisch.
„Sie...sie ist schwer krank. Sie liegt im Krankenhaus und die Ärzte wissen nicht, wie lange sie noch hat..." Ihre Stimme war leise, kaum zu verstehen und zitternd.
„W..was?!" Ich hatte kaum noch Stimme. Der Schock saß zu tief. Vor ein paar Wochen ging es ihr doch noch blendend!
Ich ließ langsam von ihr ab und machte einen Schritt zurück. Ich schüttelte langsam den Kopf. Das konnte nicht wahr sein. Es DURFTE nicht wahr sein! Nicht Grandma!
Ich sah zu Boden und versuchte verzweifelt die Tränen zurück zu halten, doch es gelang mir nicht. Ich hätte stark bleiben müssen. Für sie, doch ich konnte es nicht. Immer mehr Tränen bahnten sich still ihren Weg meine Wangen hinunter. Auch sie weinte, doch keiner von uns sagte etwas.
Wir schwiegen uns an. Keine wollte jetzt etwas sagen, aber das brauchte auch niemand.
Emmas P.O.V.
Ich beobachtete die beiden durchs Fenster. Das die beiden sich ewig zu kennen schienen war nicht schwer zu erkennen. Louis klammerte sich geradezu halt suchend an sie und sie fing ihn auf. Sie war ein Stück kleiner als er, hatte aber die gleichen wunderschönen blauen Augen wie Louis.
Es war nicht das erste Mal gewesen, dass Louis hier war. Er war oft hier gewesen, hatte geklingelt oder einen Brief eingeworfen. Jedes Mal hatte er vor der Tür gesessen. Darauf gewartet, dass ihm jemand die Tür öffnet, dass er ein Lebenszeichen von einem von uns bekam, doch keiner von uns tat ihm diesen Gefallen.
Tom und Chriss taten es nicht, da ich es nicht wollte, aber warum ich es nicht tat weiß ich nicht. Irgendetwas in mir drin, sagte mir, dass es eine schlechte Idee wäre ihn reinzulassen.
„Hey, Kleines, du musst was essen", diese leise, sanfte Stimme gehörte meinem besorgten Bruder.
Ich sah zu ihm hoch, schüttelte aber meinen Kopf. Ich wollte nichts essen. Ich hatte weder Hunger noch Appetit und ich wollte viel lieber Louis beobachten. Ich wollte wissen, wer dieses Mädchen war und warum sie hier war.
Tom setzte sich still neben mich. Er wusste, dass es keinen Sinn hatte mit mir über meine Essgewohnheiten zu diskutieren. Ich lehnte mich leicht an ihn und schaute dann wieder aus dem Fenster zu Louis.
Tom folgte meinem Blick. „Du kannst ihn nicht ewig beobachten Emma. Geh raus und rede mit ihm", sagte er vorsichtig aber dennoch bestimmt.
Auch diese Aussage tat ich wie jedes Mal mit einem Kopfschütteln ab, während ich meinen Blick nicht von Louis nahm.
Louis drückte das Mädchen etwas von sich weg und starrte sie geschockt an. Sie erwiderte seinen Blick nicht und starrte stur geradeaus. Louis wich noch etwas weiter von ihr und fing an zu weinen. Auch sie weinte.
Was war passiert? Was hatte ich verpasst? Ich stand langsam auf und ging etwas näher ans Fenster, schreckte jedoch zurück, als das Mädchen hochschaute und ihr Blick meinen traf. Ich starrte sie wie versteinert an und auch sie rührte sich keinen Millimeter.
Louis P.O.V.
„Louis?", riss mich ihre leise Stimme aus meinen Gedanken.
Ich drehte meinen Kopf wieder zu ihr, doch ihre stahlblauen Augen waren nicht auf mich gerichtet.
„Es wird alles wieder gut. Das verspreche ich dir!" Was meinte sie? Ich sah sie fragend an.
„Alles! Das mit Grandma, das mit Emma, einfach alles!" Ihr blick war immer noch auf irgendetwas neben mir gerichtet. Ich folgte ihrem Blick, doch da war nichts.
„Vertrau mir!" Ich richtete meinen Blick wieder auf sie und dieses Mal erwiderte sie ihn sogar.
„Das tue ich", sie kam mir langsam näher, lehnte ihren Kopf auf meine Brust und horchte meinem Herzschlag. Das tat sie immer, wenn sie nachdachte. Ich legte sanft meine Arme um sie.
„Woran denkst du?", fragte ich sie doch sie schüttelte nur ihren Kopf und gab mir mit einem 'Schhhh, halt die Klappe Lou' zu verstehen, dass ich leise sein sollte.
Ich musste leicht schmunzeln, entschloss mich dann aber dazu, ausnahmsweise mal auf sie zu hören.
Wir standen bestimmt zehn Minuten so da, ehe sie ihren Kopf wieder an hob und mir erneut in die Augen schaute.
Ich legte den Kopf schief und wartete gespannt darauf, was sie sich wieder ausgedacht hatte.
Ihre Augen blitzen kurz auf und ein Grinsen machte sich auf ihren Lippen breit.
Ich sah sie fragen an, doch sie drehte sich einfach nur um und marschierte auf die WG zu.
„Lottie! Nicht!", rief ich ihr nach, doch sie hatte schon geklingelt.
Na großartig.
„DAS ist dein Plan?!", fuhr ich meine kleine Schwester an.
„Jap", entgegnete sie mir grinsend.
„Sie will mich nicht hier haben, Lottie! Sie hasst mich! Und ich kann es ihr nicht einmal verübeln! Ich hab ihr so weh getan.."
„Sie dir auch!", fiel sie mir ins Wort. Ich verstummte.
„War sie nicht diejenige gewesen, die Schluss gemacht hat?! Sie hat DICH verletzt und nur deshalb hast du so gehandelt! Es ist IHRE Schuld und nicht deine! Hör auf die solche Vorwürfe zu machen!"
Ja, vielleicht hatte sie Recht gehabt, aber das änderte an meiner Situation nichts.
„Ja, okay, dann hat sie mir vielleicht zuerst weh getan. Vielleicht war sie diejenige, die Schluss gemacht hat, aber das ist doch total egal! Das einzige was mich interessiert, ist, dass sie mich jetzt hasst und ich sie über alles liebe..:"
„Ich liebe dich auch", hörte ich Emmas leise Stimme hinter mir. Erschrocken fuhr ich herum und blickte in ihre wunderschönen ozeanblauen Augen. Alleine ihre Stimme zu hören, löste in mir ein einziges Gefühlschaos aus und es fiel mir schwer, einen klaren Gedanken zu fassen.
„und sie hat Recht. Ich habe Schluss gemacht nicht du..."
„Es ist doch egal, wer Schluss gemacht hat", ich ging langsam einen Schritt auf sie zu und nahm ihre Hände in meine.
Sie ließ ihre Augen nicht von meinen.
„Was wichtig ist, ist, was du empfindest" 'für mich' dichtete ich in Gedanken noch hinzu.
„Ich liebe dich Louis, und das werde ich auch immer, aber das was Zayn gesagt hat..."
„..muss nicht zwischen uns stehen", unterbrach ich sie ruhig. „Was er gesagt hat, hat er gesagt. Nicht ich. Und wenn er damit nicht klar kommt, dann ist das sein Problem und nicht unseres. Ich liebe dich, Emma und ich habe mir die letzten Wochen so sehr den Kopf darüber zerbrochen, wie ich dich zurückgewinnen kann, dass ich sonst nicht wirklich viel zustande bekommen habe...ich vermisse dich so sehr und es tut mir so unendlich leid. Alles was ich getan habe. Ich hätte nicht sagen sollen, was ich gesagt habe und das weiß ich jetzt...bitte gib mir noch eine Chance..ich werde dir beweisen..", weiter kam ich nicht, denn sie legte sanft aber bestimmt ihre Lippen auf meine.
Ich hörte wie Lottie ein leises 'awwww wie süß' von sich gab, bekam aber sonst nicht mehr um mich herum mit.Ich legte meine eine Hand in ihren Nacken, die Andere an ihre Hüfte, und zog sie sanft näher zu mir. Wie hatte ich das vermisst. Ihr Nähe zu spüren, ihre Lippen auf Meinen, ihren Duft einatmen zu können.
Ich löste mich langsam von ihr und sah in ihre wunderschönen Augen. Sie lächelte mich zaghaft an.
„Es tut mir alles so leid", sagte sie leise.
„Nein, mir tut es leid!", gab ich ihr als Antwort.
„Mir nicht", hörte ich eine raue Stimme einige Meter von mir entfernt. Ich schluckte. Ich musste nicht aufsehen um zu sehen, wer dort stand.
„Halt dich da raus, Tom! Das ist eine Sache zwischen mir und ihm!", gab Emma wütend zurück.
„So lange ich die Verantwortung für dich habe geht es mich sehr wohl etwas an", antwortete Tom gereizt.
„Du hast mir gar nichts mehr zu sagen! Ich bin 18 schon vergessen?!"
„Ich bin immer noch dein großer Bruder und.."
„Ach jetzt willst du auf einmal verantwortungsbewusster, großer Bruder spielen und auf mich aufpassen?!", sie löste sich aus meiner Umarmung, „ich kann ganz gut auf mich selbst aufpassen, wie du vielleicht schon mitbekommen hast. Das hab ich nämlich die anderen fucking vier Jahre auch geschafft. Alleine! Und wo warst du da?! Weg! Hast mich einfach alleine gelassen! Ich war dir scheißegal! Und jetzt willst du auf einmal den großen Bruder raus hängen lassen?! Von mir aus, aber ohne mich Tom! Ich mach da nicht mit!"
Tom funkelte sie böse an, doch Emma ließ sich dadurch nicht einschüchtern. Nicht im geringsten.
„Lottie! Komm her!", flüsterte ich meiner Schwester zu und schob sie beschützerisch hinter mich. Ich stellte mich stärkend hinter Emma, bereit einzugreifen, doch das übernahm Chriss schon.
„Ihr zwei beruhigt euch jetzt erst mal wieder! Emma, du kennst Toms Gründe dafür und Tom, du hast kein Recht dich hier einzumischen! Das ist eine Sache zwischen den beiden! Gönn deiner Schwester doch mal, dass sie glücklich ist! Und Emma, du musst Tom verstehen, er will nur das beste für dich!"
Jetzt mischte auch ich mich ein: „Ihr beide habt euch doch immer so gut verstanden. Ich will da wirklich nicht dazwischen stehen..."
„Tust du nicht", unterbrach mich Emma und Lottie warf noch ein 'ist doch nicht deine Schuld' ein.
„Lottie, du hast jetzt erst mal Sendepause!", wand ich mich mit strengem Blick an meine Schwester, die das ganze mit einem Augenrollen quittierte, und wand mich dann wieder an die anderen: „Es ist wahrscheinlich wenn Lottie und ich erst mal gehen und ihr klärt das in Ruhe. Ihr seid bei uns jeder Zeit willkommen und wir würden uns alle freuen, euch dort bald wieder zu sehen,damit wir uns alle in ruhe aussprechen können."
Tom nickte zur Antwort und Chriss sah mich dankend an.
Emma zögerte kurz, drehte sich dann aber doch zu mir um und viel mir um den Hals.
Ich fing sie auf und drückte sie an mich. „Ich liebe dich. Und ich werde immer für dich da sein, egal wie das hier alles ausgeht!" Ich sagte es grade laut genug, dass sie es verstehen konnte.
Sie drückte mich etwas stärker an sich und flüsterte mir ein 'Ich liebe dich auch' zu, ehe sie sich von mir löste und in Richtung WG ging.
„Emma?", alle drehten sich verwirrt zu Lottie um.
Sie ging auf sie zu und flüsterte ihr etwas ins Ohr, woraufhin Emma kurz zu mir schaute und dann nickte. Sie formte ein 'Danke' mit ihren Lippen und verschwand in der WG.
Lottie kam zu mir zurückgelaufen und lächelte leicht, während sie auf dem Beifahrersitz platz nahm .
„Was hast du ihr gesagt?", fragte ich sie, als ich zurück zur Villa fuhr, doch die einzige Antwort, die ich darauf bekam war: „Das ist jetzt ein Geheimnis zwischen Emma und mir"
Sooo, hier ist endlich das fertige Kapitel :)
GLG Regi :*
PS: Würde mich über Kommentare freuen ;)
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One Direction, meine Freunde und Ich
Fanfic"One Direction, meine Freunde und Ich" ist die Fortsetzung von "Ich, meine Freunde und One Direction" und handelt weiter von den drei Chaoten aus der WG und den fünf Chaoten von One Direction. Ob es dieses Mal ein Happy End geben wird? Vorgeschichte...