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Der Mond stand hell am Firmament, als ich schwitzend auf dem Übungsplatz stand. Es gab keine Geräusche außer dem Zirpen der Grillen und meinem angestrengtem atmen. Ich stand gegenüber von Ged und wartete auf seinen ersten Angriff.

Ged war ein groß gewachsener Junge, der wie ich ein Schüler von Schwertmeister Evion war, er war mir zwar in Stärke und Ausdauer weitüberlegen, doch mit meiner Flexibilität und Geschwindigkeit konnte ich das weitestgehend kompensieren. Mein Blick ruhte auf ihm und ich beobachtete jede kleinste Bewegung von ihm, denn sonst würde ich nicht den Hauch einer Chance haben.

Das Schwert meines Gegners schnellt vor und hätte mich fast an der Seite getroffen, doch mit einem lauten Klang schaffte ich es noch den Schlag zu parieren. Verdammt er war seit dem letzten Mal Training schneller geworden, also durfte ich mich jetzt auf keinen Fall mehr ablenken lassen. Nun ging ich in den Angriff über, ich wusste, dass ich es schnell beenden musste, damit ich gewinne.

Den ersten Schlag konterte er gekonnt, doch ich schaffte es nicht ihn in Bedrängnis zu bringen, dafür brachte er mich beim nächsten Schlagabtausch in diese, diese Schnelligkeit hatte ich nicht von ihm erwartet. Dem letzten Schlag konnte ich nur mit Mühe noch ausweichen.

„Halt" rief mein und weißhaariger Kampflehrer, als ich gerade den nächsten Angriff starten wollte. Ged und ich drehten uns zu ihm um. Und sahen wie er, sich auf seinen alten geschnörkelten Stab stützend, auf uns zukam.

Er hatte früher mit in der Armee gekämpft, doch durch eine starke Verletzung konnte er nur noch trainieren. Dabei war er aber einer der Besten des gesamten Königreiches und viele erhofften sich eine Schwertkampfausbildung bei ihm. Man sah wie viel die Wunde ihm zugesetzt hatte, denn trotz seiner knapp vierzig Jahre ging er gebeugt wie ein alter Greis. Nur noch seine wachen, aufmerksamen blauen Augen verrieten sein wahres Alter.

„Squila! Du musst deine Eigenschaften mehr ausnutzen, es kann doch nicht sein das Ged trainiert damit er siegreich gegen dich bleib und du einfach nichts dazu lernst. Er hat bemerkt, dass du mit deiner Geschwindigkeit einen Vorteil hattest und hat diesen aus der Welt geschafft." Er nickte Ged zu und dieser verlies dann nach einem kurzen Gruß mit der Hand den Übungsplatz. Das war aber leichter gesagt als getan den Ged war nicht nur älter und stärker als ich, sondern war auch schon länger Evions Schüler.

„Du weißt was es für mich heißt dich zu trainieren und es ärgert mich, dass ich das Risiko auf mich nehmen und du anscheinend nichts lernst... denk bitte darüber nach." Mit diesen Worten drehte er sich um, als er schon am Rand des Platzes angelangt war rief er noch „ Morgen um die Gleiche Zeit, vergiss es nicht!" danach war er aus meinem Blickfeld verschwunden.

Die Übungsschwerter legte ich wieder zu den anderen und hing meinen Gedanken nach. Das Risiko das Evion auf sich nahm war mir nur allzu bewusst, denn es war für Mädchen verboten den Schwertkampf oder jegliche andere Kampfkunst zu erlernen, Ged war der einzige, der von meinen Trainingsstunden wusste. Aber ich würde gerne wissen, warum Evion meine Ausbildung auf sich nahm, schließlich trainierte er sonst ausschließlich nur die Offiziere und die Prinzen von Somaria, nicht mal alle Adeligen konnten sich eine Ausbildung von ihm erhoffen, aber mich trainierte er und das ohne die kleinste Entlohnung zu erwarten.

Als ich ihn mal danach fragte wollte er mir erst gar nicht antworten, erst als ich wirklich nicht locker lies, sagte er mir, dass es ein Versprechen wäre das er meinen Eltern gegeben hatte, er wollte mir auch nicht mehr darüber erzählen und egal wie viel ich darum bettelte, er blieb schweigsam und so erfuhr ich nichts über meine Familie. Meine Eltern die ich nie kennengelernt hatte, denn bereits als Säugling hatte man mich in die Obhut des Schlosses gegeben, dort lebte ich jetzt seit mehr als fünfzehn Jahren und seit dem ich alt genug bin arbeitete ich dort als Dienerin.

DrachenbannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt