Kapitel 21 Prohibition

1.3K 100 13
                                    


Kapitel 21 Prohibition

                      Verbot

Leider hatte sich auch am Tag darauf nichts verändert. Keira mied es, sich in meiner Nähe aufzuhalten und sprach kein einziges Wort mehr mit mir. Lexi versuchte zwar, mir einzureden, dass es nicht meine Schuld war, da ich schließlich nichts Falsches getan hatte und alles nur ein blödes Missverständnis war, doch trotzdem fühlte ich mich furchtbar. Ich war wütend auf Dylan, weil er seinen Mund nicht hatte halten können, auf Keira, weil sie mir nicht glaubte und zu stur war, sich eine Erklärung anzuhören und am meisten ärgerte ich mich über mich selbst. Weil ich zugestimmt hatte, auf diese Party zu gehen, diesem Typen vertraut und zu viel Bowle getrunken hatte und schließlich in Dylans Bett eingeschlafen war.

Seufzend legte ich meinen Kopf auf die kalte Tischplatte. Das hörte sich alles nach einem blöden Film an, aber doch nicht nach meinem langweiligen Leben. Wieso lief nur alles so aus dem Ruder? Ich schloss meine Augen einen Moment lang und blendete aus, dass unsere Englischlehrerin unaufhörlich irgendetwas vor sich hin plapperte.

Als plötzlich irgendetwas meinen Kopf streifte, riss ich erschrocken die Augen auf. Genau neben meinem Gesicht landete ein kleines, zerknülltes Stück Papier. Erleichtert atmete ich aus, als ich feststellte, dass unsere Englischlehrerin immer noch in ihren Redeschwall versunken war und überhaupt nichts mitbekommen hatte. Unauffällig faltete ich den Zettel auf und las die zwei Worte, die mit schwarzer Tinte darauf geschrieben waren: Nicht einschlafen!

Ich starrte eine Zeit lang auf den Smiley, der mir seine Zunge herausstreckte, ehe ich mich umdrehte um nachzusehen, von wem der Zettel stammte. Mein Herz schlug einen Moment schneller, als ich in dunkelgrüne Augen sah und das Grinsen auf Ryans Gesicht erkannte. Das hätte ich mir auch denken können. Schließlich hätte ich wissen müssen, dass er im Englischunterricht hinter mir saß. Ich drehte mich wieder nach vorne und stöhnte genervt auf. Bevor ich darüber nachdenken konnte, was ich tat, fegte ich das kleine Stück Papier mit der Hand von meinem Tisch und beobachtete, wie es auf den verdreckten Boden fiel. Ich brauchte mich nicht zu vergewissern, dass Ryan es gesehen hatte. Er hatte es definitiv gesehen.

Weder Dylan noch Keira waren an irgendetwas Schuld. Ich konnte ebenso wenig etwas für dieses ganze Schlamassel. Ryan hatte gewollt, dass ich auf diese Party ging. Er ganz allein hatte es zu verantworten, dass Keira wütend auf mich war. Er war es Schuld, dass sie nicht mehr mit mir sprach.

Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust und unterdrückte das Bedürfnis, ihn dafür anzuschreien, da es womöglich keine gute Idee war, vor der ganzen Klasse und mitten im Englischunterricht auszurasten.

Während ich versuchte, mich zu beruhigen, spürte ich noch den gesamten Rest der Stunde seinen stechenden Blick auf mir.


Als ich zu Hause ankam, war ich am Ende mit meinen Nerven. Ich ertrug es nicht, dass Keira mich ignorierte und dass sie glaubte ich hätte mit einem Jungen geschlafen, obwohl es nicht stimmte und total absurd war. Gerade sie kannte mich lang genug um wissen zu müssen, dass das absolut nicht zu mir passte. Doch ich bekam keine Gelegenheit, ihr das zu erklären, weil sie mir in den Pausen aus dem Weg ging und ich sie unmöglich im Unterricht darauf ansprechen konnte.

Ich hatte mich heute nicht einmal auf mein Buch konzentrieren können und hatte die Bibliothek so früh verlassen, wie noch nie zuvor. Mir schwirrte einfach zu viel im Kopf herum, um richtig abschalten zu können. Normalerweise bevorzugte ich die Bücherei gegenüber meinem Zuhause, doch heute wollte ich mich einfach nur in mein Zimmer verkriechen und am liebsten nie wieder rausgehen.

Want You Bad (on hold)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt