Müdigkeit

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Hallo, zu erst einmal: Ich habe beschlossen nachdem ich jetzt mit der anderen Geschichte durch bin, hieran weiter zu arbeiten. Bitte nicht verwirrt sein, manche haben das erste Kapitel schon gelesen, das hat sich auch nicht verändert, ich hab nur das Cover und den Namen erneuert... Und das neue Kapitel scheint zwar mit dem alten nicht in Zusammenhang zu stehen, das tut es aber, einfach abwarten! ;)

BeyondTheVeil10

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Kathryn Janeway saß in ihrem Kommandosessel auf der Brücke und starrte auf den Bericht in ihren Händen. Der Doktor hatte wieder einmal ganze Arbeit geleistet. Es gab wohl kaum einen Bericht in der gesamten Zeit der Sternenflotte, der genauer beschrieb, wie jemand eine Routineuntersuchung durchführte. Sie wusste, dass die regelmäßigen Checkups einiges aussagten und solange der Doktor sich auf die Crew konzentrierte und nicht auf sie, unterstützte sie die Sache ja auch voll und ganz! Außerdem las sie den Bericht immer mit besonderem Interesse, weil es ihr wichtig war wie es Ihrer Crew ging... Aber DAS HIER war der am langweiligsten geschriebene Bericht aller Zeiten. Und schließlich war sie einiges gewöhnt mit den Berichten Tuvoks, die jetzt schon seit vielen Jahren über ihren Schreibtisch wanderten. Bevor sie es verhindern konnte seufzte sie genervt auf und spürte sofort Chakotays fragenden Blick von der Seite.

Sie hob den Kopf und schenkte ihm ein müdes Lächeln, und machte dann eine unauffällige Geste in Richtung des Pads in ihrem Schoß. Chakotay beugte sich ein wenig nach vorne und warf einen Blick darauf, als er erkannte worum es sich handelte lachte er leise. Auch Kathryn ließ sich zu einem leichten Schmunzeln hinreißen. Dann lehnte sie sich vor um jetzt einen Blick auf sein Pad zu werfen. Neidisch erkannte sie, dass es ein Bericht von Tom Paris war. Der junge Pilot brachte sein spitzbübisches und freundliches Wesen auch immer in seine Berichte mit ein. Chakotay einen beleidigten Blick zu werfend ließ sie sich wieder zurück in ihren Sitz fallen. Für einen Moment gestattete sie es sich an die Decke zu starren... Eine graue langweilige Decke, warum war zur Zeit alles so langweilig? Und warum quälte sie das so? Es hatte schon öfter Zeiten gegeben, in denen auf der Voyager einfach mal für einige Wochen nichts Außergewöhnliches passiert war, da hatte sie auch nie Probleme gehabt sich zu konzentrieren. Doch diesmal war es anders, überhaupt fühlte sie sich seit einiger Zeit seltsam. Seit sie den letzten Planeten passiert hatten, was nun schon 3 Wochen her war, hatte sie das Gefühl etwas hätte sich verändert. Sie konnte es sich nicht erklären! Es fühlte sich so an als wäre da etwas in ihrem Augenwinkel. Sie wusste es war da! Sie konnte es spüren, manchmal war es fast greifbar, doch wenn sie sich darauf konzentrierte und genauer hinsah, war da nichts. Der Gedanke und das Gefühl zerflossen in ihren Händen und sie konnte es nicht aufhalten. Es war frustrierend, zum aus der Haut fahren!

Verwirrt schüttelte sie den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben. Da bemerkte sie, dass Chakotay sie noch immer beobachtete. Schweigend erwiderte seinen Blick ausdruckslos. Sie musterte seine warmen braunen Augen so genau, wie schon lange nicht mehr. Bisher hatte sie ihn immer nur so betrachtet, wenn er es nicht bemerken würde. Seinen Blick auf sich zu spüren, während sie ihn ohne jede Zurückhaltung musterte war neu!

Plötzlich fühlte sie eine Welle der Zuneigung und Wärme durch ihren Körper rollen. Ihr Herz fühlte sich auf einmal so leicht an und ein Schleier der Ruhe legte sich über ihre Gedanken. Fasziniert von ihren eigenen Gefühlen, aber auch weil es sich einfach gut anfühlte, unterbrach sie den Blickkontakt auch jetzt noch nicht. Die Sekunden zogen vorbei und wurden zu Minuten, ohne das Chakotay sich abwandte. Kathryn blendete alles um sie herum aus und konzentrierte sich nur auf seine Präsens: Das Gefühl seiner Nähe, nur eine Armlänge entfernt, neben ihr. Sie wusste, dass sie es sich einbilden musste, aber sie glaubte sogar seinen Herzschlag hören zu können. Sie stellte sich vor, wie es wäre seine Wange zu berühren! So oft hatte sie sich schon danach gesehnt. In diesem Augenblick beinahe so sehr, dass sie die Wärme seiner Haut schon unter ihren Fingern spüren konnte. Ihr Herz raste und pulsierte vor Glück. Dem Glück hier bei ihm zu sein ... Sie hatten schon einige intimere Momente gehabt, in denen ihre Gefühle sie beide überrumpelten und sie einfach, ohne es zu wollen, innehielten. Doch niemals zuvor war es so gewesen wie jetzt: unendliche Zuneigung und Liebe strömten durch jede Faser ihres Körpers. Denn die Wahrheit war: Sie liebte ihn! Sie wusste es, und doch konnte sie es sich nie ganz eingestehen, bis jetzt. Sie musste ihn berühren, JETZT!

Ihre Hand zuckte, wie von selbst, nach vorne, um ihn zu erreichen. Das Padd in ihrer Hand entglitt ihr und der dumpfe Aufprall auf dem Teppichboden ließ sie zusammenzucken. Sie riss ihren Blick von Chakotays Augen los und verspürte einen fast körperlichen Schmerz dabei! Um die Bewegung ihrer Hand zu überspielen bückte sie sich hastig und hob das Pad auf. Mit einem kurzen Blick auf die sie umgebenden Offiziere stellte sie erleichtert fest, das nur Tuvok sie kurz mit einer hochgezogenen Augenbraue musterte, sich dann aber wieder seiner Konsole zuwandte. Sie wagte nicht Chakotay anzusehen, und starrte stattdessen auf den Bildschirm vor sich. Ein Klos bildete sich in ihrem Hals und Tränen stiegen ihr in die Augen. Kathryn wusste nicht wie ihr geschah, hastig versuchte sie sie weg zu blinzeln und hielt den Atem an. Ein Gefühl des Verlusts schlug, wie zwei riesige Wellen, über ihr zusammen und begrub sie unter sich. So ruhig wie möglich stand sie auf und ging in ihren Bereitschaftsraum, ohne etwas zu sagen. Sie konnte nicht sprechen, ihre Stimme hätte sie verraten.

Sobald sich die Türen hinter ihr geschlossen hatten, keuchte sie laut auf und stützte sich schwer atmend auf den Schreibtisch. Tränen bahnten sich ihren Weg über ihre Wangen. Verzweifelt wischte Kathryn sie weg, doch es hatte keinen Sinn! Auf jede Träne folgten fünf Weitere... Verstört starrte sie auf ihre nassen Hände. Es machte keinen Sinn, warum weinte sie? Erschöpft glitt sie zu Boden und lehnte sich gegen den Tisch. Der Schmerz in ihrer Brust ließ nicht zu das sie aufhörte zu weinen, zu zittern und nach Luft zu ringen. Den Blick auf die hellen Sterne, die rasend schnell an ihren Fester vorbei zogen, schlang sie die Arme um sich. Das Pad lag achtlos auf dem Tisch über ihr, entsetzt wurde Kathryn langsam klar, was gerade geschehen war. Sie hätte Chakotay beinahe vor der gesamten Brückencrew über die Wange gestreichelt. Bei dem Gedanken wurde ihr schlecht... Es war als hätte für einen kurzen Augenblick jemand anders das Steuer übernommen, Dinge getan, die sie sich niemals erlaubt hätte. Und es jagte ihr Angst ein...

Mit der Zeit wurde sie ruhiger, die Tränen wurden weniger und versiegten schließlich. Vielleicht war es Zeit für sie mal wieder ein wenig Urlaub zu machen, sie war offensichtlich überarbeitet und nicht mehr Herr ihrer Gefühle. Gleich morgen früh würde sie zum Doktor gehen und sich beurlauben lassen, sie war sich sicher er würde ihr diesen Wunsch ohne zu Zögern erfüllen. Es war sogar gar nicht so unwahrscheinlich, dass er vor Freude ein kleines Liedchen trällern würde. Vorsichtig erhob sich Kathryn und setzte sich dann auf das Sofa. Sie fühlte sich ausgelaugt, aber besser. Wieder sah sie zu den Sternen hinter ihr auf. Die Geschwindigkeit ließ sie wie weiße Linien erscheinen, wie immer umgeben von durchdringender Schwärze. Sie ließ ihre Gedanken treiben und die Berichte auf ihren Schreibtisch, die sie eigentlich noch durchgehen wollte, blieben wo sie waren.


Voyager FanfictionWhere stories live. Discover now