Es beginnt!

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Nachdem Kathryn die Brücke verlassen hatte unternahm Chakotay den ersten ernsthaften Versuch seine Gedanken zu sammeln. Jetzt hatte er wenigstens eine Chance! Und tatsächlich gelang es ihm sogar und er wurde ruhiger. Mit der Zeit  trat eine tiefe Stille in seinen Gedanken ein. Die Minuten verstrichen und Kathryn kehrte nicht zurück. Doch auch jetzt konnte er sich nicht auf den Bericht vor sich konzentrieren, was vorher völlig rasendes Chaos war, stand nun komplett still. Als hätte jemand einfach seinen Kopf ausgeschaltet... Es war nicht unbedingt ein angenehmes Gefühl! Im Gegenteil, verzweifelt versuchte Chakotay diese Trägheit, die wie eine Last auf seiner Brust saß abzuschütteln. Aber es klappte nicht...

Umso länger er dort saß, umso unangenehmer schien es zu werden. Ab einem gewissen Punkt war es beinahe wie eine Art Schmerz, der ihn durchzuckte wie tausende Blitze. Tief durchatmend legte er den Bericht beiseite und wischte sich mit den Händen über das Gesicht. Er versuchte eine Entscheidung zu treffen, darüber wie er weiter verfahren sollte, doch schon intensivierte sich der Schmerz erneut. Und Chakotay konnte nicht anders als sich mit zusammengebissenen Zähnen auf seine Knie abzustützen. Er verstand nicht, was hier gerade passierte... 

"Commander, ich wollte sie noch im Namen der Crew fragen wie es denn um die nächste Party im Casino steht?" fragte Tom dann von der Konsole und drehte sich schwungvoll mit seinem Stuhl um. Chakotay antwortete ihm nicht, er versuchte weiterhin verzweifelt sich auf seine Atmung zu konzentrieren. Es vergingen einige Sekunden, dann stand Tom auf: "Commander geht es ihnen nicht gut?"

Sofort war die Aufmerksamkeit aller auf Chakotay gerichtet, und Tuvok trat einen Schritt hinter seiner Konsole hervor und runzelte die Stirn. Das änderte allerdings immer noch nichts an der Tatsache, das er sich nicht in der Lage fühlte jetzt auch nur ein Wort rauszubringen. "Chakotay!" fragte Tom nun etwas lauter, mit einem deutlich besorgtem Unterton und ging zu ihm. Als Tom ihn erreichte, kam mit ihm eine neue Welle von Schmerz, aber diesmal war es anders. Diesmal glaubte er etwas würde ihn von innen heraus zerreißen! Kathryn, wo war Kathryn? Er brauchte sie jetzt... SOFORT! In seiner Brust schien etwas zu zerbrechen...

"Computer, lokalisiere Captain Janeway!", presste er verzweifelt heraus. Die Worte waren nicht besonders deutlich und ihm graute schon davor, der Computer würde ihn auffordern seine Anfrage zu wiederholen. Doch er antwortete so kalt wie immer: "Captain Janeway befindet sich auf der Krankenstation." 

Über Toms verwirrte Stimme und einem eben eintreffenden Ruf von Kes hinweg rief er: "Transport einleiten!"



"Captain, was ist los mit ihnen? Können sie mich hören?" versuchte sie mit der älteren Frau zu sprechen, doch sie bekam keine Antwort.  Sie hob sofort die Hand zu ihrem Kommunikator: "Kes an Transporterraum, Medizinischer Notfall! Beamen sie mich und den Captain auf die Krankenstation". Sie materialisierten in der Mitte des Raumes auf dem Boden und Kes machte sich sofort daran ein Biobett vorzubereiten während der Doktor auf sie zugerannt kam. "Sie ist plötzlich einfach so unter Schmerzen zusammengebrochen..." rief sie ihm bereits entgegen bevor er zu einer Frage ansetzen konnte. Mit Leichtigkeit hob der Doktor die rothaarige Frau hoch und legte sie auf das Bett, die sich unterdessen weiterhin unter Schmerzen krümmte. 

"Trikorder!" rief er während er bereits begann Daten auf den Monitor über dem Bett einzutippen. Kes reichte ihm das Gerät sofort, der sie damit hastig scannte... "Kes informieren sie den Commander!", wütend schnaubend warf er den Trickoder wieder weg, " ... dann führen sie einen kompletten Bioscan durch. Ihre Werte sind völlig durcheinander...", gab er ihr Instruktionen. 

 Doch bevor sie irgendetwas weiteres hätte tun können, hörte sie plötzlich Captain Janeways abgehacktes gequältes Flehen: "Chako ... Chako...tay!" Sie erstarrte, dann hörte sie es noch einmal: "Chakotay... bitte!" Die Atmung des Captains  wurde immer flacher und sie begann zu zucken. Kes war sich nicht einmal sicher, ob sie wusste wo sie sich gerade befand. Mit zitternder Hand tippte sie auf ihren Kommunikator: "Kes an Commander Chakotay ..."

Bevor sie den Satz überhaupt hatte beenden können, materialisierte sich der Commander auch schon neben ihr. Sein Gesicht war blass und merkwürdig verzerrt... Ohne ein Wort zu sagen stürzte er zu ihnen und nahm das Gesicht des Captains zwischen seine Hände. "Schhh ... Kathryn, alles wird gut! Beruhige dich, es ist alles in Ordnung!" flüsterte er eindringlich. "Ich bin hier hörst du! Bei dir!" Kes und der Doktor waren beide einen Moment lang zu überrascht um zu reagieren, der Doktor fing sich jedoch recht schnell wieder. Den Commander vorerst einmal ignorierend, betrachtete er konzentriert die Anzeige vor sich. Es sah aus wie ein Feuerwerk, so etwas hatte noch nie zuvor in seiner medizinischen Laufbahn gesehen. Alle Werte rasten und stürzten die Skala auf und ab, wie es ihnen gerade so gefiel. Als er die Stimme des Captains hörte blickte er überrascht auf...

"Es tut mir leid!", sie schluchzte leise, "Es tut mir so leid, Chakotay!". Der Commander strich ihr sanft über die Wange und versuchte weiterhin, die völlig aufgelöste Frau vor ihm zu beruhigen. "Was tut dir leid, Kathryn?", flüsterte er blass.

"Ich weiß nicht... ich ... ich hätte nicht ..." zitternd rang sie nach Worten. Der Doktor wollte gerade Kes nach einem Hypospray schicken um sie ruhigzustellen, als er überrascht feststellte, dass ihr Herzschlag sich beruhigte und auch ihre Atmung sich wieder normalisierte. Überhaupt alles kehrte langsam, aber beständig wieder in den Normalbereich zurück!

"Doktor?", fragte Kes besorgt. "Sie stabilisiert sich wieder.." murmelte er verwirrt und sah dann wieder zurück zum Führungsduo. Kathryn lehnte, immer noch weinend, mit ihrer Stirn gegen Chakotays. Die Augen hatte sie geschlossen, während sie Chakotays leiser eindringlicher Stimme lauschte.

"Es ist alles wieder gut! Nichts kann dir passieren... alles in Ordnung!", er strich sanft über ihre Wange. Sie schienen den Doktor und Kes völlig vergessen zu haben, die kurz davor waren die beiden einfach nur mit offenen Mündern anzustarren.

Plötzlich stürmte Tom gehetzt in die Krankenstation, was anscheinend auch das Führungsduo wieder in die Realität zurück brachte, denn sie sahen überrascht auf. Tom, der im ersten Moment zu außer Atem war um zu sprechen, gestikulierte stattdessen nur entsetzt in Richtung Chakotay, warf dem Doktor einen fragenden Blick zu und starrte den Captain dann verwundert an. Kathryn wischte sich verlegen das Gesicht trocken, machte aber keine Anstalten vor Chakotay zurückzuweichen.

"Was ist los? Was ist passiert? Was ...?", weiter kam Tom nicht mehr, denn der Doktor unterbrach ihn. "Ja, das würde ich auch gerne wissen!", grummelte er, als würde er das medizinische Rätsel, das man ihm gerade vorgeführt hatte, als persönliche Beleidigung auffassen. Er starrte den Captain und den Commander fragend an...

Voyager FanfictionWhere stories live. Discover now