.-* 19 *-.

282 21 2
                                    

Vaughn war in Ohnmacht gefallen nachdem er das gesagt hatte. Der Blutverlust war zu hoch. In dem Moment erreichte Heath mit einigen Hilfsärzten die Stelle, ließ eine Trage bringen und brachte Vaughn ins Heilzimmer. Kadir folgte den Ärzten. Sonst wurde niemand in das Zimmer hineingelassen. Die Ärzte arbeiteten sofort, sie säuberten Wunden, verbanden die kleineren und nähten die größeren. Sie trugen Wundsalben auf und entfernten sogar einen undefinierbare Metallkugel. Dass Vaughn es noch bis hierher geschafft hatte war ein Wunder. Irgendwann wurde das Tun der Ärzte etwas ruhiger und entspannter, manche entließ Heath sogar bereits aus dem Zimmer. Kadir hatte alles aus einer Ecke des Zimmers beobachtet. "Jetzt ist er stabil. Wann er wieder zu Bewusstsein kommt kann ich nicht genau sagen, aber er wird es vermutlich überstehen. Immerhin hat er es bis hierher geschafft - in dem Zustand." Heath schickte die letzten Ärzte weg und lehnte sich erschöpft aber dennoch ruhig an eine Kommode. Sie rieb sich müde die Augen und sah dann zum Großmeister. "Hakim ist tot", informierte er die Ärztin. "Ein weiterer Meisterassassine ist gefallen. Es dürfen nicht noch mehr werden, es ist schon schlimm genug dass die Assassinen und Novizen uns wegsterben..." Noch letztens hatte Heath einen jungen Novizen hier behandelt. Er hatte starke Blutungen durch eine tiefe Wunde gehabt. Tagelang war er nicht ansprechbar gewesen und hatte hohes Fieber gehabt. Gestern früh war er seiner Verletzung erlegen. Heath brachten diese Erlebnisse als Ärztin in den Bereich der Verzweiflung. Sie wollte Leben retten und nicht zusehen müssen wie sie einen nach dem anderen verlor. Sie seufzte und nickte. "Wir haben erst wenig Kenntnis über den Plan der Templer oder wie genau sie unsere Leute getötet haben. Wenn Vaughn aufwacht wissen wir vielleicht mehr. Wie diese Metallkugel in seinen Körper gekommen ist bleibt bis dahin auch ein Rätsel." Heath griff nach der bereits gewaschenen Kugel und sah sie genauer an. Sowas hatte sie noch nie bei einem Patienten gefunden. Kadir trat näher und musterte das Stück ebenfalls. "Wir müssen hoffen, dass Vaughn sobald wie möglich erwacht." Kadir hatte die letzten Nächte darüber gegrübelt, was mit den vielen Assassinen passiert war, die er losgeschickt hatte. Die meisten waren gar nicht erst wiedergekehrt, manche fand man bereits tot in der Nähe des Hauptquartiers und die, die bis jetzt überlebt hatten, konnten sich an keine außergewöhnlichen Dinge erinnern. Hinzu zu dem Mangel an Leuten kam, dass Kadir sich schuldig für die vielen Toten und Verschwundenen fühlte. Und das würde sich sicher nicht positiv auswirken, das war ihm selber klar. "Ich werde Euch benachrichtigen, sobald er wach ist", informierte Heath ihn noch zuletzt. Der Großmeister nickte nur und verließ den Raum. Er hatte noch Arbeit vor sich.

Faith war, wie die anderen Umherstehenden auch, an Ort und Stelle geblieben, als die Ärzte den Verletzten weggebracht hatten. Zu gern hätte sie gesehen, wie die Behandlung ausging, aber sie wollte nicht im Weg stehen. Sobald die Ärzte verschwunden waren ging ein lautes Gemurmel durch die Menge. Jeder spekulierte, interpretierte und versuchte, nicht in Angst zu verfallen. Denn jeden, der demnächst nach Synva musste, konnte dasselbe Schicksal ereilen. Faith sah zu Asha, ihre Schwester erwiderte ihren Blick. "Kommt das... häufig vor?", fragte sie zögernd. Sie schien ein wenig daran zu zweifeln, sich wirklich in diese Gefahr begeben zu wollen. Sofort schüttelte Faith den Kopf. "Nein, nicht in den letzten zwei Monaten." Da Elora und Zoé nicht da waren sondern vermutlich noch beim Training waren - immerhin war es noch Vormittag - überlegte Faith, was sie nun tun sollte. Bis zum Mittagessen dauerte es noch eine Weile. Und ob sie Cade fand und ob er bereits schon wieder trainieren wollte wusste sie nicht. Und sie wollte Asha nicht allein lassen. Und die Sache mit Aed war auch noch nicht geklärt... Er durfte keinesfalls Kadir etwas von dem Verdacht sagen, dass Cade ein Verräter sein könnte. Es war einfach zu voreilig. Vielleicht war das genau das, was der Templer mit seiner Aussage erreichen wollte... Oder sie machte es sich nur vor und wollte einfach nicht, dass ihr jetziger Alltag zerstört wurde. Faith schloss kurz die Augen und atmete tief durch, um zur Ruhe zu kommen und die Gedanken zu verscheuchen. "Alles okay?", fragte Asha besorgt, sodass Faith sie schief ansah und nickte. "Ja. Hast du dich schon etwas im Hauptquartier umgesehen?" Asha schüttelte den Kopf. So beschloss Faith, sie erst einmal etwas herumzuführen.

Red SnowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt