Das Internet vergisst nie ~ Tardy | PAUSIERT

-14-

Das Internet vergisst nie ~ Tardy

Kapitel 14

Anscheinend lag ich falsch.
Also hatte er alles ernst gemeint?
Er mag mich trotzdem noch?

"Wenn es dir nichts ausmacht", antwortete ich Richtung Flur.

Sein Lachen ertönte.
Ich liebe sein Lachen.
"Sonst hätte ich nicht gefragt"

Ich grinste bei dieser Antwort und stand auf.
In meinem Zimmer angekommen, zog ich mir schnell meine weißen Schuhe an und zog mir eine dunkle Kapuzenjacke über.
Meine Haare ließ ich offen, zog aber die Kapuze hoch.

"Fertig?", rief er von der Tür aus.
Ich lief schnell zu ihm und zusammen ließen wir die Wohnung hinter uns.

Still liefen wir nebeneinander her, was sollten wir auch sagen?
Schließlich hatte ich ihm vorher meine Liebe gestanden, und er erwidert sie nicht.
Ein Gesprächsthema zu finden kann da etwas kompliziert werden.

Die Luft war kalt und der starke Wind machte es nicht gerade besser.
Meine Kapuze flog mir vom Kopf und meine Haare wehten nach hinten.

"Sicher, dass du hier so lange laufen willst? Ich hab ehrlichgesagt jetz' schon kein Bock mehr", sprach ich gegen den Stadtlärm und den Wind an.

Er grinste leicht und deutete auf eine McDonaldsFiliale.
Ich verstand sofort und wir machten uns auf den Weg dorthin.
Ich setzte mich auf eine der braunen, bequemen Bänke, RD ließ sich gegenüber von mir nieder.

Er hatte vorher eine Portion Pommes bestellt, die er nun mit mir teilen wollte.
Ich bedankte mich, aß aber nichts.

An Essen konnte ich gerade nicht denken.
Zwar sitze ich hier mit der besten Person im Universum, doch ich fühlte mich nicht wohl.
Vielleicht würde es mir schlechter gehen, wenn er nicht da wäre, aber dieser Druck auf meiner Brust ließ nicht nach.
Zu wissen, dass er nie mir gehören würde, ist ein schreckliches Gefühl.

"Hör mal zu, T. Ich weiß echt nich', wie das jetz' weitergehen soll, aber ich denke, es wäre besser, wenn du diese Gefühle ignorierst", sprach er dann, als er mit seiner Portion fertig war.

"Ignorieren?", lachte ich ironisch auf. "Gerne! Sag mir wie und ich mache es!"

Ardian schob die Pommesverpackung zur Seite und sah mich leicht genervt an. "Kein Grund gleich mies drauf zu sein. Ich versuch' auch nur, damit klar zu kommen, okay?"

Gereizt stand ich auf. "Du musst damit klarkommen?! Du?"
Mit gesenkter Stimme sprach ich weiter, da eine kleine Gruppe Teenager schon zu uns herüber sah. "Weißt du eigentlich wie schlimm es für mich ist? Allein die letzten beiden Tage sind schon voller Drama, das kann man ja nicht aushalten! Und ich musste über 6 Monate zusehen, wie du dich mit einer Anderen vergnügst, musste jede Nacht mit Alpträumen rechnen und musste jeden Tag ihre dämliche Anwesenheit ertragen -"

"Hey!", schrie er fast und stand auf. "Rede nicht so über Luna!", meinte er bedrohlich.

"Ist gut. Dann lass dir halt weiter was vorlügen. Vielleicht lädt sie dich sogar ein, mit Marley zu schlafen!", rief ich aufgebracht.

RD wollte gerade zur Antwort ansetzen, als eine Frau in McDonalds-Uniform zu uns kam. "Meine Herren, ich möchte Sie bitten, das Lokal zu verlassen. Sie stören unsere Kundschaft und ihre Gespräche sind nicht unbedingt altersgerecht für die Kinder hier"

Ich sah starr in Ardys Augen und presste ein "Gerne" heraus, ehe ich den Laden verließ.

Auf dem Weg nach Hause dachte ich nach. Vielleicht war es übertrieben gewesen, so zu reagieren. Jedoch wurde es mir einfach ein bisschen zu viel. Vielleicht hatte ich einfach Stimmungsschwankungen, was weiß ich.
Ich war einfach sauer. Er meinte, es mache ihm nichts aus und aufeinmal meint er, er muss damit klar kommen und ich soll die Gefühle ignorieren? Als ob ich das nicht bereits versucht hätte!
Doch wäre ich an Ardys Stelle, wäre ich auch überfordert..
Doch deswegen muss man doch nicht gleich auf meinen Gefühlen rumhacken!

Genervt wimmerte ich vor mich hin. Ich wusste nicht, was ich tun sollte.
Einerseits verstand ich Ardy - und mich selbst nicht, andererseits, konnte ich Ardy auch nicht verstehen.
Seufzend strich ich mir über die Augen und band mir einen Zopf.

Einen Stein vor mich her kickend, kam ich zu Hause an und wartete auf meinen (besten) Freund, welcher auch nach kurzer Zeit kam.

"Ards?"
"Was?", kam gereizt zurück.
"Sorry, man. Ich hab' überreagiert. Keine Ahnung was los war", gestand ich.
Ardy verdrehte die Augen und zog mich an meiner Jacke mit ins Haus.
Während wir in unsere Wohnung liefen, redete er vor sich hin: "Passiert. Liebe macht komische Sachen, ich versteh' das. Und ich hoffe, dir ist klar, dass du ein paar Kinder verstört hast, oder?"
"Die kommen klar. Als ob die keine Serien ab 16 gucken, oder so", gab ich schulterzuckend zurück.

  "Stimmt schon", lachte er und schloss hinter uns die Tür.
  Er zog sich seine Jacke aus und hängte sie an den Haken im Flur, ehe er sich durch die Haare strich.
  Wieso sieht er dabei auch so gut aus?
  Er hielt in seiner Bewegung inne und sah mich an. "Alles okay?"
  "Ja.. Klar", meinte ich und ging in mein Zimmer, um meine Jacke auf mein Bett zu werfen.
  "Ich find' das ziemlich.. krass von dir.. Dass du das so offen zugibst und mir immernoch so in die Augen schauen kannst", hörte ich ihn deutlich sagen und ich merkte, dass er in meinem Zimmer stand.
  "Genau das kann ich eben nicht, Ardy. Genau das kann ich nicht", meinte ich und drehte mich haareraufend zu ihm um.
  "Ich kann dich nicht mehr ansehen, mit dem Gedanken, dass du Luna immernoch liebst! Ich kann dir nicht mehr in die Augen sehen, ohne mich in ihnen zu verlieren! Ich kann das nicht!", rief ich aus und fuhr mir duch's Gesicht, ehe ich leise lachte. "Gott, wie gay das gerade klang"

  Doch Ardy war nicht nach lachen zumute. Er sah mich sprachlos an.
  "Sorry Ardy, das.. sollte nicht so-"

  Mir stockte der Atem. Wieso tat Ardy das? Liebte er nicht Luna? Wieso küsst er mich auf einmal? Muss er mich noch mehr verwirren?

  Ich wollte nicht weiter nachdenken.
Seine Lippen waren so weich und seine Hand in meinem Nacken breitete ein wohliges Kribbeln auf meiner Haut aus. Zögerlich schloss ich die Augen und erwiderte den Kuss. Meine Gedanken waren abgeschaltet und ich konzentrierte mich nurnoch auf seine Lippen, die sich gleichzeitig mit meinen bewegten.

  Umso verwirrter war ich, als er den Kuss abrupt beendete, mich irritiert ansah und das Zimmer fast schon fluchtartig verließ.
  Ich stand mit einem undefinierbarem Gefühl in meinem Zimmer und hörte, wie Ardy seine Tür zumachte und abschloss.

  Wieso hat er mich geküsst?