B.E.

70 6 3
                                    

Zwei Tage vor dem Treffen.

Eine kalte Wintersbrise streift sanft meine Wange welche durch die Kälte gerötet ist und verabschiedet sich wieder leise von mir. Sie lässt mich daran erinnern wie sehr ich Winter hasse. Schnee, Kälte, leblosigkeit. Nur leider kann ich dem Winter nicht entkommen. Ich steige von dem Bürgersteig ab und stelle mich auf die Mitte der Straße die fast dunkel auf mich wirkt. Vielleicht hätte mir die Straße Angst einjagen müssen, aber für mich wirkt sie wie jeden Tag auch wie eine ganz normale Straße mit Häusern aneinander gereiht. Die Straße ist leer, keine Autos sind unterwegs, fasst wie ausgestorben wäre da nicht dieses nervige Mädchen namens Elena. In anderen Worten ich, wenn ihr das nicht verstanden habt. Doch dann spüre ich dass da noch jemand ist, der Geist der 7 jährigen Elena. Diese dunkle Gasse ist mit meiner Kindheit verbunden. Hier, auf dieser Straße habe ich immer mit meiner Freundesgruppe gespielt, gelacht, unsere dunkelsten Geheimnisse erzählt und Mutproben gemacht, wie zum Beispiel eine Person aus der Gruppe zu küssen. Ziemlich kindisch ich weiß, aber wir waren damals noch Kinder, das waren alles harmlose Mutproben. Doch je älter wir wurden, desto gefährlicher wurden sie. Ich stelle mein Kopf in den Nacken um die dunklen Wolken zu betrachten. Ein Anzeichen auf Regen, na immerhin kein Schnee. Regen, dieses Wort, diese Erinnerung. Regen erinnert mich an Tränen, die der Erde gehören. In meiner Vorstellung weint die Erde, weil sie alleine ist. Kein Planet weit und breit die so ist wie sie, die Erde braucht ein Freund doch alle anderen sind zu weit entfernt, unerreichbar. Die Erde ist so wie ich: Einsam, traurig und kalt. Ich biege um die Ecke und erreiche das bekannteste Haus der Stadt welches wie ein Spukschloss aussieht und von einem hohen Stahlgitter umringt ist. Die riesige Villa hat eine lange Einfahrt und mittendrinnen ein Brunnen. Der Brunnen hat schon immer meine Aufmerksamkeit erregt. Sie ist mit Abbildungen von griechischen Göttern und Göttinnen verziert. Diese Figuren hab ich bis jetzt nur vom weitem gesehen doch ich bin mir sicher, dass sie von der Nähe noch viel schöner aussieht. Hinter dem Brunnen geht die Einfahrt ein Stückchen weiter und endet vor dem Schloss wo kurze Zeit später die Treppen anfangen. Ich frage mich wer wohl dieses Spuckschloss nur gekauft hat. Zur Info, diese durchgeknallten Leute werden meine Nachbarn, einfach super. Ich kriege eine Gänsehaut jedesmal wenn ich das Schloss betrachte, genau wie jetzt. Ich wende mich kopfschüttelnd von dem Haus ab und gehe mein Weg weiter. Kurze Zeit später erreiche ich mein Haus und seufze zufrieden. Mein Haus ist genau das Gegenteil von der gruseligen Villa, mein Zuhause strahlt eine unglaubliche Wärme aus, sodass man bei derem bloßem Anblick am liebsten rein gehen möchte, sich ein Kakao oder Tee, je nach dem was man am liebsten mag, zubereiten möchte und sich in einer Decke vor dem riesigen Kamin im Wohnzimmer einwickeln möchte. Mein Haus ist zwar keine Villa sondern mehr ein Einfamilien-Haus und hat keine lange Einfahrt, aber das stört mich überhaupt nicht, das Haus ist von außen modern und von innen sieht sie ziemlich luxurös aus, also kann ich mich nicht beschweren. Ich renne auf mein Haus zu und öffne meine Eingangstür. Ich streife meine Schuhe ab und stelle sie in unseren Schuhschrank ab. >> Hallo! << rufe ich und sofort höre ich schnelle, aber leichte Schritte, auf mich zukommen. >> El! << ich lächele mein Bruder an und schließe ihn in meinen Armen. Für einen 8 jährigen Jungen ist er ziemlich groß, er reicht mir schon fast bis zur Schulter. Okay, ich muss zugeben dass ich nur 1,60 m groß bin doch es erleichtert mich zu wissen, dass mein Bruder später größer wird als ich. Ich wuschle seine lockigen dunkelbraunen Haare. >> Wie gehts meinem Lieblingsbruder? << frage ich lächelnd. >> Ganz gut schätze ich. << er zuckt gleichgültig die Schultern. >> Wo ist Mama, Rob? << frage ich. >> Ich bin in der Küche, Elena. << antwortet mir meine Mutter. Ich laufe mit meinem Bruder Hand in Hand in die Küche und gebe meiner Mutter einen Kuss auf die Wange. Sie steht in der Küche hinter der schwarz-weißen Kücheninsel und kocht ihre Lieblingsrezepte, dabei sieht sie wie immer, umwerfend aus. Sie hat einen schlanken Körper mit wundervollen Kurven die perfekt zu ihr passen, sie lächelt mich an >> Und? Wie war Schule, stressig? << Sie öffnet den Ofen und sofort werde ich von dem würzigen Geruch von Hähnchen umzingelt,ich seufze zufrieden und setze mich neben meinem Bruder am Tisch vor dem Herd hin. >> Ach, Heute wars mal nicht so aufregend, es gab nur 2 Prügeleien und nur ein Mädchen hat sich wegen des Kantine-essens übergeben. << sage ich. Ich lächele schadenfroh, denn dieses Mädchen war meine ex-Beste Freundin die welche mich vor meinem Sprung damals Feigling genannt hatte. Meine Mutter rumpft die Nase >> Unglaublich dass die Gesundheitsbeamten noch nicht die Kantine geschlossen haben, Gott sei dank nimmst du Essen von Zuhause mit. << Oh jaa, ich bin auch froh dadrüber. Schließlich will ich doch nicht wie Vianna über einer Mülltonne gebückt enden. Meine Mutter füllt unsere Teller voll mit Essen und wir essen sofort los ohne noch einmal aufzublicken. Nachdem meine Mutter sich ein Stückchen Hühnchenfleisch in ihr Mund schiebt, schaut sie auf und guckt mich fragend an >> Elena, wo ist Wendy? << In der Sekunde wird die Eingangstür sperrenweit aufgerissen und die Kälte wird von meiner großen Schwester begleitet. Ihre schwarze jeans und schwarzen Pulli betont ihre schlanke Figur doch von ihrem Gesicht kann ich das nicht behaupten. Sie schminkt sich zu viel was ihr Gesicht so fake aussehen lässt. Schade eigentlich denn ohne dem make up sieht sie meiner Meinung nach viel hübscher aus. Ihre grün-blauen Augen sind noch intensiver als meine und sie hat bis zur Schulter lange kastanienbraune Haare. Ihre Haare sind das einzige was bei ihr nicht fake aussieht. Geht das überhaupt? Meine Schwester schlägt die Tür hinter sich zu und geht mit ihren dreckigen Stiefeln in die Küche, schnappt sich ein Teller voll mit Essen und verlässt uns wieder um nach oben in ihr Zimmer zu gehen ohne uns nur ansatzweise zubeachten. Wow, ich kann nicht fassen, dass diese Rebellin ernsthaft meine Schwester sein sollte. Meine Mutter seufzt aus tiefstem Herzen und vergräbt ihr Gesicht in ihren zierlichen Händen. Sie tut mir unglaublich Leid. So eine Tochter hat sie nun wirklich nicht verdient. Rob ist von uns drei der bravste und freundlichste, Wendy ist das genaue Gegenteil von Robert, denn sie ist nicht nur unhöflich, sondern hat sie auch keine Manieren und mit ihr kann man echt nicht anständig reden. Sie sauft bis zum geht nicht mehr und geht mit den komischsten Leuten auf der Welt auf Partys. Ich bin gezwungen freundlich zu sein, sogar zu den Leuten die ich am liebsten gegen die Wand klatschen möchte. Doch ganz korrekt bin ich auch nicht. Ich muss zugeben, ich liebe Risiken über alles. Etwas traurig war ich auch, als ich die freundesgruppe verlassen habe. Ich schüttele mein Kopf, nein ich darf nicht so denken. Ich hab das richtige gemacht. Ich sehe meine Mum an, die mittlerweile fertig mit Essen ist und jetzt unsere Teller in die Spülmaschine schieben will, als sie sich plötzlich die Stirn hält und das Gesicht verzieht. Wenn meine Mutter gestresst ist, kriegt sie immer heftige Kopfschmerzen. Deshalb versuchen wir immer ihr so wenig Stress wie möglich zu machen... naja, Robert und ich zumindest. Was Wendy angeht, sie kümmert es nicht, ob es unserer Mum gut geht oder nicht und ich verstehe nicht warum sie sie nicht ausstehen kann. Sie waren sich doch mal so nah. Aber es haben sich so viele Sachen geändert dass ich nicht nachfrage. Ich gehe rüber zu ihr und lege eine Hand auf ihre Schulter >> Lass mich den Tisch abräumen, leg du dich lieber hin. Ich mach dir gleich ein Tee. << Meine Mum lächelt mich müde an, nickt und geht nach oben in ihr Zimmer. Es kommt selten vor dass Mum für uns was kocht. Normalerweise ist sie zu sehr mit ihren Galas und Party Organisationen beschäftigt. Mein Vater arbeitet von morgens bis abends in seiner Firma die er zusammen mit Mum gegründet hat. Die Firma heißt „ Who am I? " und ist seit Jahren sehr beliebt. Leute die keinen Job haben gehen zu der Firma hin und müssen ein Ankreuztest machen. Die Leute die bei der Firma arbeiten analysieren deren antworten und suchen sich die passende Arbeit für sie aus, so bekommen die Leute Arbeit und finden deren Leidenschaft darin. Meine Mutter arbeitet seit 3 Jahren nicht mehr in der Firma, sie hat ja jetzt ihre Galas und Partys auf denen wir als Familie zusammen hingehen müssen. Ich finde sie eigentlich immer sehr nett. Nur dass Wendy sich betrinkt und mit jungen reichen Männern flirtet verdirbt mir etwas den Spaß. Robert hilft mir beim Tisch abräumen und geht anschließend ins Wohnzimmer um da seine Lieblingssendung im Fernseher an zugucken. Während ich warte bis der Tee heiß wird, schaue ich aus dem Fenster und mustere die nackten Bäume in unserem kleinen Garten. Früher als Wendy und ich noch kleiner waren hatten wir eine Baumschaukel und haben uns gegenseitig angeschubst. Wir hatten gelacht, wir hatten so viel Spaß zu zweit, waren die besten Freundinnen bis plötzlich Wendy nach einem Gespräch in so einer komischen Firma wütend zurück kam und sich in ihr Zimmer eingesperrt hatte. Meine Eltern haben sie begleitet und sahen müde und traurig aus als sie wieder zurückkamen. Ich weiß bis heute nicht, warum ich nicht auch mit durfte aber seit diesem Tag war Wendy nicht mehr die alte sondern diese launische zickige Person die so aussieht wie meine Schwester. Ich weiß, ganz tief in meinem Inneren hab ich das Gefühl, dass das keine normale Firma war und sie meiner Schwester was schlimmes angetan hatten was sie verändert hat und ich will herausfinden was das für eine Firma ist.


 

Under Their ForceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt