E.n.o.u.g.h.

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Mein Herz rast unter meinem Rippen so schnell als wäre ich ein Marathon gelaufen. Ich will meine Augen schließen,aber ich kann nicht. Meine Hände sind eiskalt und zittern. Nein, ich muss diesmal nicht von einem Hugel runter springen, und diese Mutprobe gilt auch nicht mir. Ich seh Andrew vor mir. Er steht auf der Straße und sieht sein Tod vor sich, aber das weiß er noch nicht. Er lächelt weil er sich auf seine Belohnung freut die er nach der bestandene Mutprobe bekommt, aber so weit wird es nicht kommen. Ich hefte mein Blick auf ihn, konzentriere mich ganz und voll auf ihn. Ich will sehen wie er so ein Sprung schafft. Ein solcher Sprung hab ich bis jetzt noch nie gesehen, und werde es nie können. Wir werden ihn nach dem Sprung befördern, er wird kein Bewunderer mehr sein, sondern ein Mutiger. Aber ich weiß, dass es nicht dazu kommen wird. Er wird angefahren, wochenlang im Krankenhaus liegen und genau wie ich die Gruppe verlassen. Eines lässt mich unruhiger werden. Damals wusste ich noch gar nicht was passieren wird. Warum weiß ich das denn jetzt wenn ich das doch gerade erlebe? Oder tu ich das gar nicht, warum fühlt es sich dann so real an? Habe ich wieder ein Albtraum? Ich dachte ich hätte das schon hinter mir. Muss ich jetzt wieder diese grausame Phase durchgehen wo ich jeden Abend das selbe immer und immer wieder Träume? Wird der Traum mich wieder wahnsinnig machen oder bin ich schon stark genug ihn zu bekämpfen? Kann ich meine Träume diesmal selbst kontrollieren und aus einem Albtraum ein schönen Traum machen? Ein Traum in der Andrew nicht angefahren wird und ich die Gruppe nicht verlassen habe? Ein Traum in der ich nicht zu feige war meinem Besten Freund zu erzählen was wir gemacht haben? Ich vermisse ihn so sehr, wieso hab ich mich von ihm abgewandt ohne ihm zu sagen warum? Ich will aus diesem Albtraum flüchten. Werde ich es schaffen? Ein Versuch ist es wert. Ich will diesen Unfall nicht wieder erleben. Ich versuche meine Hände vor mein Gesicht zu halten, mit Erfolg. Hoffnung keimt sich in mir auf. Vielleicht kann ich ja den Unfall verhindern. Doch plötzlich höre ich ein Prahl, Knochen gegen Glas. Ich höre wie ein Körper auf dem Boden fällt. Ich kriege eine Gänsehaut. Ich will schreien aber ich kann mein Mund nicht bewegen. Ich bin wie erstarrt. Ich spüre mein Gesicht nicht mehr genauso wenig wie meine Hände. Ich zittere am ganzen Körper und kann nicht aufhören. Diesmal ist es kein Adrenalinrausch sondern Angst. Ich habe Angst, dass Andrew tod ist und wir wären Schuld dran. Aber natürlich fällt mir wieder ein, dass das hier nur ein Traum ist und Andrew schon seit paar Monaten aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Und trotzdem habe ich Schuldgefühle. Ich hätte es verhindern können. Ich weiß zwar nicht wie aber ich hatte eine Wahl und die habe ich nicht genutzt. Ich drehe mich um und sehe in 6 schockierten und verängstigten Augen. Sie sind alle genau so schockiert wie ich, wir sind uns alle mal einig. Wir haben etwas schlimmes getan. Vianna ist die Erste die was sagt, aber wegen dem Wind konnte nur ich es nicht hören. Ich sehe wie alle sich plötzlich umdrehen und wegrennen. Das ist jetzt nicht deren ernst! Ich drehe mich schnell zu dem Unfall um wo die Fahrerin schon ausgestiegen ist und schockiert den regungslosen Körper anguckt. So viel Blut. Ich will am liebsten würgen aber ich reiße mich zusammen. Die Fahrerin schaut in ihre Tasche, sie sucht nach ihrem Handy um ein Krankenwagen an zurufen. Sie findet sie nicht, schaut sich um für Hilfe und entdeckt mich. Ich schlucke schwer und erwarte schon, dass sie mich verklagen möchte. >> Hey, du da! << Ich gehe paar Schritte zurück um mehr Abstand von dem Unfall und mir zu verschaffen. >> Nein! Halt, bitte geh nicht ich brauche Hilfe! Hast du dein Handy da? << Sie blickt mich hoffnungsvoll an, mein Herz verkrampft sich zusammen. Ich schüttele den Kopf, natürlich habe ich mein Handy nicht dabei, bei einer Mutprobe darf man die Handys nicht mitnehmen, alles bleibt unter uns. >> Bitte, ich brauche Hilfe. Ich... << sie schlurzt. Sie tut mir unglaublich Leid. >> Ich weiß nicht was ich tun soll. << sagt sie mit erstickter Stimme. Tränen kullern ihre Wangen runter, sie weint vor einer fremden Person. Selbst ein Blinder hätte bemerkt, dass diese Person eindeutig ihre Nerven verloren hat. Sie sieht noch so jung aus ca. 22 Jahre. Woher ich das weiß? Ich sehe es in ihren Augen, sie hat noch nicht so viel Erfahrung im Auto fahren. Sie weiß nicht was sie tun soll. Sie ist ohne Begleitung gefahren und ist alleine. Endlich fällt mir was ein, zwar habe ich kein Handy dabei aber ich nehme immer Kleingeld mit um in einer solchen Situation in einer Telefonzelle das telefon benutzen zu können. Die gibt es hier fast überall. Ich krame in meiner Jackentasche herum bis ich Münzen an meinen Fingerkuppeln spüre, ich nehme sie und zähle nach wie viel es ist. 70 cent, genug um ein Telefonat durchzuführen. Ich gehe ohne nachzudenken schnell auf sie zu und verursache dass sie zurückschreckt. Ich senke mein Kopf damit sie mein Gesicht nicht sehen kann und strecke meine Hand aus, die Münzen liegen kalt auf meiner Handfläche. Sie schaut mich an und versucht mein Gesicht zu sehen, ich weiche ihre Blicke aus, sie seufzst und sieht dann die Münzen in meiner Handfläche. >>Paar Meter entfernt gibt es eine Telefonzelle, nimm das Geld. << sage ich mit verstellter Stimme. Zögernd nimmt sie das Geld an und schaut zu mir rüber >> Kannst du hier warten bis ich wieder komme? << Ich will dir wirklich helfen Mädchen, aber ich kann nicht. Immerhin verstoße ich gerade eine Regel: Lass dich nie erwischen. Tja, was soll ich sagen, das bin typisch ich. Immer bin ich die Jenige die die Regeln verstößt. >> Nein << sage ich entschlossen >> ich kann dir nicht helfen, tut mir leid. << Mit diesen Worten drehe ich mich um und renne weg. Renne hinter meiner Gruppe her die ich schon längst verloren hab. Ich renne, versuche sie einzuholen um noch eine Chance zu kriegen, aber ich finde sie nicht mehr also renne ich nach Hause. Ich drehe mich abermals um, um mich zu vergewissern dass ich nicht verfolgt werde. Ich renne weiter und weiter bis ich keine Luft mehr durch meine Lungen kriege und gezwungen werde eine Pause zu machen. Selbst im Traum spüre ich noch meine Verzweiflung. Ich bücke mich nachvorne und stütze meine Arme an meinen Oberschenkeln ab um so schneller wieder Luft zu kriegen. Ich drehe mich um, niemand ist hinter mir her, niemand ist mir gefolgt. Ich bin alleine. Nachts in einer Gasse die ich bis jetzt nur paar mal gelaufen bin wenn ich die Abkürzung nach Hause nehme. Ich schließe die Augen und versuche die Tränen zu verdrängen die sich auf meine Augenwinkeln gesammelt haben und in Strömen rauskommen möchten. Nein, ich darf nicht schwach werden. Ich darf nicht weinen, ich muss mutig sein. Ach, Scheiß auf mutig sein, guck doch wie erbärmlich du bist! Du hast mal wieder versagt, Elena. Ich muss mir selber Recht geben. Ich habe meine Gruppe verloren, ich bin alleine, ich hab den Unfall gesehen, ich habe der Frau nicht helfen dürfen. Ich habe versagt, voll versagt und ich fühle mich schwach, geschweige von mutig. Eine einzige Träne löst sich aus der Pfütze der Tränen an meinen Augenwinkeln und rennt jetzt meine Wange runter. Ich lasse es einfach zu, eine Träne schadet nicht. Es wird die letzte Träne in meinem Leben sein die ich vergießen werde. Ich stelle mich wieder gerade auf, ich muss weiter, ich muss nach Hause und meine Gefühle sortieren. Vielleicht auch kotzen ich weiß es noch nicht. Ich renne los und drehe mich nicht mehr um denn mittlerweile ist mir egal, ob ich verfolgt werde oder nicht, es ändert nichts daran was passiert ist. Ich renne einfach weiter und höre erst auf, bis ich an der gruseligen Villa angekommen bin. Ok, ich stand eher am Gitter. Nachts sieht das Haus noch grusliger aus, noch düsterer, noch geheimnisvoller. Ich erschaudere, das Haus ist echt abstoßend und einflößend. Als ich mich abwenden will, sehe ich aus dem Augenwinkel wie etwas aus dem Haus kommt. Ich erstarre, ein Geist? Ein Dämon? Ein fliegender Teppich? Ein Vogel? Etwas kommt näher und näher. Erst war es ein kleiner Punkt, dann ein Fleck, dann ein Strich und dann ein Körper. Eine Person kommt auf mich zu. Mein Herz fängt an schneller zu schlagen. Soll ich wegrennen? Das wäre vielleicht gar nicht so schlecht, aber meine Beine gehorchen mir nicht, was soll das? Sie bewegen sich gar nicht, mein Körper ist wie erstarrt. Erst jetzt merke ich, dass hier etwas nicht stimmt. Das ist in der Nacht nicht passiert. Ich bin nämlich nach dem Betrachten der Villa einfach nach Hause gegangen bin aber nicht durchs Eingangstür getreten, sondern bin ich auf einer der Bäume in meinem Garten geklettert, hab mein Fenster von außen aufgemacht und bin reingeklettert. Das hier hab ich noch gar nicht erlebt, soll das was bedeuten, oder ist es einer dieser sinnlosen Träume? Plötzlich höre ich eine Stimme die ich bisher nie gehört habe >> Elena... << Meine Häärchen an den Armen richten sich auf, woher kennt diese Person meinen Namen? Es ist doch nur ein Traum, El. >> Es ist kein Traum Elena, sondern eine Vision. Ich habe schon so lange auf dich gewartet. Wir werden uns noch früh genug gegenüber stehen also hab Geduld, meine Liebe. Ich freue mich schon darauf. Bis bald. << Okay, normalerweise spiele ich solche Streiche nicht, wieso tu ich das dann jetzt?

Under Their ForceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt