5. Sklavin

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Ich bin seit paar Stunden in diesem Zimmer eingesperrt. Man lässt mich nicht raus. Ich darf nicht meine Familie anrufen und der verrückte, alte Mann denkt dass ich seine Ghaya bin. Ich überlege mir von hier zu fliehen , aber das wäre wahrscheinlich Selbstmord. Ich würde in der Wüste sterben.
Dann wird endlich die Tür aufgemacht. Ein Mann steht davor. Er ist Glatzköpfig und etwas kräftiger gebaut.
Er stellt sich neben mich und schaut mich an. Er streicht mir über das Gesicht.
"Wahrlich. Du bist Ghaya."
"Was? Nein! Ich bin Samira! Samira Scott aus Seattle!"
"Psssh. Hör mir zu Kleine. Ich weiß. Du bist nicht Ghaya. Du bist die vierte die sie für Ghaya halten. Weißt du was mit anderen Mädchen passiert ist? Sie wurden Sklavinnen und keine von ihnen hat es hier überlebt."
Ich verstehe das nicht.
"Wieso helfen sie mir?"
"Der Sultan ist verrückt geworden. Er sucht schon zehn Jahre nach der verschwollenen Prinzessin. Diesmal ist er überzeugt dass du sie bist. Ich will ihn von dieser Sucherei befreien."
"Wer ist Ghaya? Was für ein König?"
Er setzt sich auf das Bett und bittet mich, mich neben ihm zu setzten.
"Ghaya ist eine Prinzessin. Eine Legende sagt, dass nur Ghaya Nadims Fluch erlösen kann."
"Fluch? Nadim? Was reden sie da?"
"Nadim ist der Fünfte Sohn von unserem Sultan. Auf ihm liegt ein Fluch."
"Hören sie. Ich weiß nicht in welcher Irrenanstalt ich gelandet bin, aber ich würde gerne wieder zurück nach Hause gehen."
"Das geht nicht. Jeder der nach Bayandrian kommt, darf auch nicht Bayandrian verlassen."
Ich stehe auf.
"Wenn ich hier entkomme, werde ich sie alle verklagen!"
Er lacht.
"Bayandrian kann von Niemand gefunden werden. Bayandrian findet Niemand."
Ich verdrehe die Augen. Wirres Gerede. Ein verrückter, dicker Mann und ein verrückter König und eine verrückte Stadt, die sich anhört wie eine Gewürzmischung.
"Ich bitte sie. Helfen sie mir."
Er schüttelt den Kopf.
"Gib dich einfach aus Ghaya aus und dir wird nur gutes passieren. Du wirst in Reichtum leben und einen hübschen Prinzen heiraten."
Die Sache wird immer Unglaubwürdiger.
"Bada, ist die Prinzessin die, die wir suchen?" Frägt ein äußerst gut aussehender Mann. Er betretet das Zimmer. Er ist gut gekleidet und hat lange, schwarze Haare.
"Mein Herr. Wahrlich, sie ist es." Antwortet der Glatzköpfige.
Er schaut mich an.
"Ich hab sie mir anderes vorgestellt. Mehr dunkelhaarig und größer. Sie sieht gar nicht aus, wie eine Araberin"
"Herr, die Legenden täuschen."
Er kommt auf mich zu. Schaut mich kurz an.
"Wieso sieht sie so ängstlich aus? Was hast du ihr erzählt?"
"Das übliche. Mit dem Fluch und alles drum und dran."
Der hübsche Mann lacht.
"Hör nicht auf ihn. Er jagt allen so eine Angst ein. Es gibt keinen Fluch. Vater sucht nur nach der Tochter seines besten Freundes, Ghaya. Die du dann wärst. Wie kann es sein, dass du all die Jahre verschwunden warst und dann mit keiner Erinnerungen zurückkehrst?" Frägt er mich.
"Ich bin nicht..."
"Denk an die Sklavinnen." Flüstert Bada.
"Ich weiß nicht." Antworte ich.
Er reicht mir die Hand.
"Ich bin Prinz Bassam. Der älteste Sohn."
Ich schüttele ihm die Hand.
"Hat sie sich jetzt erinnert?" Frägt der König und betretet das Zimmer.
"Nein, aber sie gibt es zu, Ghaya zu sein." Antwortet Bassam.
Der König lächelt, kommt auf mich zu und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
"Ich wusste es. Bei dir hatte ich ein ganz anderes Gefühl. Wie gern würde ich dir jetzt sofort Nadim vorstellen. Er ist leider verreist. Er ist gerade in Dubai und erledigt irgendwelche Sachen."
"Dubai?" Frage ich wie aus der Pistole geschossen.
"Ich möchte gleich zu ihm, nach Dubai."
Der König lacht.
"Ganz ruhig. Du wirst deinen Zukünftigen noch öfters sehen. Für den Anfang bleibst du schön hier im Palast."
Er und die anderen beiden Männer verlassen das Zimmer. Ich lege mich auf das Bett und beginne zu weinen. Ich wünschte Papa hätte diese Reise nie gewonnen.

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