8. Brautkleid und Tränen

125 7 0
                                    

Der Tag beginnt sehr früh. Ich werde geweckt und ohne etwas zu essen werde ich in ein Saal gebracht. Dort steht ein seltsam gekleiderter Mann.
"Das ist der arabische Desginer Julien. Er wird dein Brautkleid entwerfen." Sagt Aischa. Neben ihr steht Marwa und die Verlobte von Azmir, deren Name ich immer noch nich weiß.
Meine Maßen werden genommen und ein paar Probekleider muss ich anziehen. Die einzigen die eine Freude dabei haben sind Julien und meine zukünftigen Schwägerinnen. Sie entscheiden über alles. Welcher Schnitt und welchen Stoff. Ich stehe da wie ein Puppe. Meine Traumkleid hatte ich mir anderes vorgestellt . Wenn meine Eltern den Brief endlich bekommen, kann ich  von hier verschwinden. Ich will nie wieder hierherkommen.
Azmirs Verlobte, die übrigens Layla heißt. Aischa hat so nach ihr gerufen.
Layla kommt auf mich zu.
"Dein Brautkleid sieht echt schön aus. Das ist das teuerste Kleid in ganz Saudi-Arabien. Fühl die geehrt." Sagt sie. Ich verdrehe nur die Augen.
"Gut. Das Kleid wird bis nächsteWoche fertig sein. Jetzt müssen wir Namid rein bitten." Sagt Aischa.
Namid kommt rein und Julien kriegt sich noch kaum.
"Er sieht wirklich so gut aus!" Flüstert er.
Namid knöpft sein Hemd auf und steht Oberkörper frei vor mir. Julien kippt fast in Ohnmacht. Namid sieht unmotiviert dabei aus. Ich kann nicht anderes und starre  direkt seinen Körper an.
"Und? Gefällt dir, was du da siehst?" Frägt mich Layla leise.
Ich ignoriere sie und drehe mich weg. Ihm werden die Maßen auch entnommen. Ich laufe aus dem Zimmer und gehe in den Garten.
Endlich bin ich für einen kurzen Moment allein. Meine Tränen laufen ungewollt. Einfach so. Ich weiß noch wie ich früher mit meiner Schwester unsere Hochzeiten ausgemalt hatten. Unser ganze Familie beisamen. Ich trage mein Traumkleid und neben mir mein Traummann. Alles sollte an diesem Tag so schön sein. Auch wollte ich schon längst das Studium hinter mir haben, bevor ich heiratete.
"Was machst du hier allein?" Höre ich eine Stimme. Ich wische mir sofort die Tränen vom Gesicht. Azmir läuft auf mich zu. Geblendet bin ich, von seinem guten Aussehen.
"Weinst du?" Frägt er mich und bügt sich nach vorne, um mein Gesicht zu sehen.
"Nein." Antworte ich.
"Das ist doch normal. Du wirst bald den schönsten Tag deines Lebens erleben." Sagt er und schaut sich im Garten um.
Er ist älter als Namid. Wieso ist er nicht sauer, dass er noch verlobt ist und er schon heiraten wird? Lieber frage ich nicht. Ich frage mich nur, wie so ein netter Mann mit so einer Frau verlobt sein kann.
"Namid ist kalt zu dir." Sagt er, als ich mich umdrehe und weggehen will.
"Ja. Das ist mir egal." Antworte ich kurz.
"Er ist sonst nicht so. Ja er ist von uns fünf immer der,der alles richtig macht, aber so gemein und kalt war er noch nie."
Was soll ich damit angefangen? Hat er seine Periode? Will er mir das damit sagen?
"Weiß nicht." Sage ich leise.
"Ich weiß nicht ob ich dir das sagen soll, aber Namid hat vor kurzem noch ein Mädchen geliebt. Ich glaube nicht das er immer noch Kontakt zu ihr hat, aber er hat sie sehr geliebt. Vielleicht ist er deshalb so, weil er diese Frau nicht heiraten darf. Ich will dich damit nicht verletzte, aber ich finde es ist dein Recht, davon zu wissen. Vorallem ist Namid ein bisschen selber Schuld. Er wusste seinen Schicksal. Sein Schicksal bist du." Ich zucke mit den Schultern und gehe.
Auf dem Weg zu meinem Zimmer, läuft Namid mir über den Weg. Kurz und schmerzlos trennen sich unsere Wege wieder und ich kann in meinem Zimmer ruhig ausatmen.
Wenn der Brief nicht klappen sollte, dann kann ich wenigstens der Presse davon erzählen.

Handvoll SandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt