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Las Vegas??! In meinem Kopf schwirrten die Gedanken, ich versuchte diese Information verzweifelt zu verarbeiten, scheiterte jedoch kläglich an meinem eigenen Verstand. Mir wurde schwindlig und schlagartig wurde mir wieder bewusst, dass wir uns in mehreren hundert Metern Höhe befanden. Ich sackte in meinem Sitz zusammen und schloss die Augen. Ich lauschte dem ratternden Motor und den sich drehenden Rotorblättern des Helikopters, doch das schien mich nur noch mehr zu beunruhigen.

Plötzlich spürte ich eine warme Hand an meinem Unterarm und ich bekam eine Gänsehaut. Nur zu genau war mir bewusst, wessen Finger mich da berührten und meine Haut wie elektrisch aufzuladen schienen. Ich konnte mir trotz des mulmigen Gefühls in meinem Magen ein Schmunzeln nicht verkneifen und spähte unter meinen Augenlidern hervor. Ich sah in die besorgten wunderschön braunen Augen von Zayn und erneut wurde mir klar, dass dieser Mann einfach Klassen zu gut war, um  wahr zu sein. Ich hob sachte meine rechte Hand mit dem Daumen nach oben und symbolisierte Zayn so, dass es mir gut ging. Das war noch nicht einmal unbedingt gelogen, denn seine Berührungen lenkten mich tatsächlich ab und das bedrückende Gefühl verschwand allmählich. Über das Mikrophon in meinem Helm vernahm ich erneut Joshs Stimme.

„Alles Ok bei euch?“  ich war noch nicht fähig meinen Mund aufzubekommen und nickte, wohl wissend, dass er es nicht sehen konnte. Doch zum Glück murmelte Zayn etwas, das ich als ein Ja einschätzen würde. Er war noch immer leicht nach vorne gelehnt, wir waren uns so nahe, dass ich mich selbst im Mikrophon aufkeuchen hörte. Ich sah ein Lächeln auf Maliks Zügen aufblitzen und errötete. Ich hörte von vorne ein räuspern und setzte mich reflexartig aufrecht auf meinem Sitz hin. Ich brauchte einen Moment um zu realisieren, dass es Josh war der sich geräuspert hatte und nun verkündete: „An alle Passagiere“, man hörte seiner Stimme an, dass er ein Lachen unterdrücken musste, ich mochte diesen Kerl, seine witzige, spontane Art musste einfach sofort lieb gewinnen. Obwohl er sich zu Anfang mir gegenüber ziemlich merkwürdig benommen hatte, klang seine Stimme nun aufrichtig fröhlich, beinahe schon von kindlicher Vergnügtheit und man erkannte, dass es ihm Spass machte Pilot zu sein. “Lande Zeit am Las Vegas City Airport 12.46 PM, aktuelle Uhrzeit 12.42 PM; Zeit des geplanten Treffens mit Mister Styles im Palazzo 13.00 PM; ich habe gerade eine Meldung bekommen, dass unsere Limo bereits auf dem Flugplatz bereit ist, also sollten wir um exakt 12.56 PM im Hotel ankommen. Styles‘ Leute haben sich bereits um unser Check-in gekümmert und ihre Assistentin, Zayn, hat sie auch schon gemeldet, dass auch Liam angemeldet ist.“

Ich war etwas schockiert, denn obwohl ich noch nie in einer Stadt wie Las Vegas war, wurde mir nur schon bei der Erwähnung des Hotelnamens bewusst, dass auch dieser Aufenthalt ein Vermögen kosten musste und ich kam mir wie so oft an der Seite meines Chefs, vor wie ein Niemand, der noch nie aus seinem Heimat weg gekommen ist. Mein Boss, als CEO der Sicherheitsfirma von Kasinos, die in der ganzen Welt verstreut sind, scheint jedoch sehr welterfahren zu sein. Auch machte er kein Geheimnis daraus, dass es ihm an Geld nicht mangelte. Obwohl er nie mit offen mit seinem Reichtum angibt, scheint sein Lebensstandard für ihn ganz selbstverständlich. Wie auch nicht, er war auch in dieser Welt aufgewachsen. Ich jedoch kannte auch die andere Seite der Münze. Ich wusste wie es war, wirklich jeden Cent zehnmal umdrehen zu müssen nur um im nächsten Billig Supermarkt einkaufen gehen zu können. Es war mehrmals vorgekommen, dass meine beiden Schwestern und ich nur die spärlichen Reste vom Vortag  zu Essen bekamen und obwohl meine Eltern es vor uns zu verheimlichen versuchten, war mir klar, dass sie damals auch ganze Mahlzeiten ausgelassen hatten, nur damit wenigstens wir Kinder etwas in unseren Bäuchen hatten.

Zayn hatte sich Joshs Worte nur mit einem Ohr angehört und schaute mit einem interessierten Blick aus dem Fenster. Auch ich blickte nun nach unten, jedoch konnte ich sein Interesse an der Umgebung nicht teilen, da unter uns nichts anderes als die weite Wüste Nevadas war. Erst in der Ferne konnte ich die hohen, auch bei Tageslicht blinkenden Gebäude der weltberühmten Wüstenstadt erkennen. „Sehr gut, dann läuft also alles nach Plan.“ Er schaute nicht auf als er das Wort darauf an mich richtete und sein scheinbares Desinteresse verpasste mir einen seltsamen Stich in der Magengrube. „Ich hoffe Liam, Sie sind damit einverstanden ein paar Tage in Las Vegas zu bleiben, denn ich denke nicht, dass ich und Mister Styles uns sehr schnell einig werden können. Natürlich wird Ihnen Kost und Logis übernommen und ich habe Miranda gebeten, mir einen Ausdruck ihres Semesterplanes zu zufaxen und weiss deshalb, dass Sie mit gutem Gewissen die nächsten drei Tage nicht in ihren Kursen erscheinen müssen. Die Absenzen liegen dem Direktorat mit einer ausführlichen Erklärung auch schon vor, also brauchen Sie sich darum keine Gedanken zu machen. Sie werden privat Vorlesungen von einigen der besten Medizinprofessoren des Landes bekommen. Morgen habe ich einen alten Freund aus Harvard einfliegen lassen. Er wird Sie wahrscheinlich in wenigen Stunden weiterbringen als es ihre Professoren in mehreren Wochen könnten.“ Ich glaubte nicht was ich da gerade hörte, keine Uni in den nächsten Tagen, Formalitäten schon geregelt, man hat mir einen Aufenthalt in Las Vegas in einem der wahrscheinlich teuersten Hotels der Stadt, spendiert UND wegen mir wurde ein Harvard Professor hierher geschickt. Völlig perplex starrte ich den Mann vor mir mit grossen Augen und offenem Kiefer an. „Du siehst süss aus, wenn du überfordert bist“, bemerkte Zayn, der mich nun doch wieder genau musterte. Ein amüsiertes Grinsen zierte seine wohlgeformten Gesichtszüge.

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