XII

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Als ich das nächste Mal meine Augen öffnete waren die Kopfschmerzen glücklicherweise wie weggeblasen. Ich setzte mich auf und schaute mich in meinem hellerleuchteten Zimmer um, die Sonne strahlte herein und es war angenehm warm. Das Licht machte das typische Weiss des Krankenhauses etwas erträglicher. Von Niall war nichts zu sehen, jedoch hörte ich ein merkwürdiges Rumoren im Badezimmer. Die Tür war zwar verschlossen, doch ich konnte unter dem Türspalt Licht erkennen und einen sich bewegenden Schatten. Ich hörte wie der Wasserhahn aufgedreht und gleich darauf wieder abgedreht wurde und dann das Drehen des Schlüssels. Als sich die Tür nach Innen öffnete, trat jedoch nicht mein blondhaariger Freund aus dem Bad, sondern ein älter wirkender Mann. Er trug schwarze Hosen, schwarze Schuhe und ein schwarzes T-Shirt, irgendwoher kam er mir wage bekannt vor, doch ich konnte ihn nicht sofort einordnen.

Als der Mann sah, dass ich wach war, hellten sich seine Gesichtszüge auf. Er kam gelassen auf mich zu und ich konnte ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen erahnen. „Liam, du bist wach!“ Es war viel mehr eine Aussage als eine Frage, doch ich nickte zustimmend, schaute ihn aber noch immer musternd an, da ich mich noch immer nicht erinnern konnte, woher ich diesen Typen kannte.  Er schien meinen fragenden Blick zu bemerken und fragte dann: „Kannst du dich an mich erinnern oder an den Unfall, oder irgendwas was vor dem Unfall war?“ Nun war auch das letzte Andeuten eines Lächeln aus seinem Gesicht verschwunden. Seine Stimme klang beinahe schon verbittert und seine Augen sahen mich nun flehend an.

Wie schon als ich das erste Mal aufgewacht war, versuchte ich mich an das Geschehene zu erinnern, doch alles was in meinem Kopf auftauchte, war wieder Bilder des Sturms und das erdrückende Gefühl der Trauer, doch da war plötzlich noch mehr...

...

Sein Gesicht, seine Stimme, ich erinnerte mich daran ihn gesehen, gehört zu haben, vor dem Unfall. „Du warst dabei oder?“, fragte ich etwas zögerlich. Seine Mundwinkel zuckten etwas, dann setzte er sich seufzend auf den Sessel neben meinem Bett, auf dem zuvor noch Niall gesessen hatte, „Ja ich war da, also kannst du dich an Teile erinnern?“ Seine Stimme klang noch immer etwas traurig, doch sein Gesichtsausdruck verriet nichts, er war wohl trainiert darauf, seine Gefühle hinter einer Maske zu verstecken. Ich versuchte mich noch einmal angestrengt zu erinnern, versuchte das mir vertraut vorkommende Gesicht einzuordnen, doch der Schmerz der Erinnerung schlug mir wie ein Faustschlag ins Gesicht und ich keuchte erschrocken auf.

Nun sah mich der Mann doch verwundert an; er fragte nach: „Liam, an was genau kannst du dich erinnern?“

Ja, an was konnte ich mich erinnern, mal abgesehen von dem Schmerz und der Kälte, die mich jedes Mal erfassten, wenn ich zurück an den Unfall dachte. Wenigstens konnte ich die graue Wand in meinen Erinnerungen, dank Nialls Schilderungen dem grauenhaften Sturm zuordnen, doch noch immer war alles ziemlich wirr und verschwommen.

„Ich war in einem Helikopter, wie flogen in einen Sturm, alles war grau, wir wurden herum geschleudert, starke Schmerzen an meinem Kopf, jemand schrie entsetzlich, doch ich weiss nicht mehr warum, danach ist alles etwas durcheinander, dann war da ein grauenhaftes Erlebnis, ich weiss nicht was es war, doch ich fühle diesen inneren Schmerz und eine Trauer in mir, wenn ich mich versuche daran zu erinnern.“

Ich endete; noch immer starrte mich der Mann ungläubig an. Jegliche Farbe war ihm aus dem Gesicht gewichen, ich konnte sein pochendes Herz bis hier hin hören und ich sah wie er nun etwas nervös mit den Händen rang. „Liam, ich war da in diesem Flugzeug, ich-“, er brach ab, doch bei diesen Worten fügte sich etwas zusammen, ich sah sein Gesicht, er hatte einen Helm auf und half mir beim Einsteigen in den Helikopter, er hatte das alles mit mir durchgemacht...

Und dann ein Name, seine Stimme, ein Gesicht, ein anderes Gesicht, genauso vertraut wie das des Mannes neben ihm und doch anders, das Blut überall Blut...

„Josh... was ist passiert, wo ist Zayn!“

Plötzlich war alles wieder da, jede einzelne Erinnerung. „Josh, was ist mit Zayn, da war so viel Blut, ein ganzer See, der ganze Boden war voll davon, das kann niemand überleben“, meine Stimme zitterte, mein Herz bebte, das war der Grund für den Schmerz. ICH HATTE ZAYN VERLOREN!

Ich weinte, ich schluchzte, ich nahm nichts mehr um mich herum war. Ich hörte wie der Monitor anfing zu piepsen, da mein Herzschlag sich rapide erhöht hatte, ich hörte Josh nach einer Schwester rufen und dann rüttelte er an meiner Schulter und schrie mich an: „Liam beruhige dich bitte, Liam es wird alles wieder gut.“ Bei diesen Worten durchzuckte mich eine weitere Tränenwelle, wie konnte er so etwas sagen, nichts wird je wieder gut werden, nicht ohne Zayn. Wie würde ich weiter leben können ohne Zayn?

Ich schlug seine Hände weg, versuchte ihn von mir wegzudrücken, doch immer wieder rüttelte er mit festem Druck an meinen Schultern. Er schrie meinen Namen, doch ich hatte aufgehört seine Stimme durch meine Schluchzer wahrzunehmen, es war alles zu viel für mich.

Dann stürmte eine Schwester herein. Sie schob Josh von mir weg und tippte wie wild auf die Tastatur des Computers ein, wahrscheinlich um mir ein Beruhigungsmittel zu verabreichen, doch ich wollte und konnte mich nicht beruhigen. Es war alles vorbei, mein Leben war vorbei, ich konnte nicht ohne Zayn leben. Nicht ohne seine sanfte Stimme in meinem Ohr, nicht ohne seine sanften Hände auf meiner Haut, nicht ohne sein leises Summen einschlafen, warum hatte man ihn mir weggenommen?

Ich spürte wie das Mittel durch meine Adern pulsierte und ich langsam ruhiger wurde, mein Blick wurde wieder klarer und ich sah Josh und die Krankenschwester nun wieder vor mir stehen. Niall kam in diesem Moment zur Tür herein gestürmt, schrie die beiden an und nahm mich dann beschützend in den Arm. Seine Wärme und der Druck seiner Umarmung half, doch es waren nicht die Arme nach denen ich mich sehnte, er strahlte nicht den Duft aus, den ich gerne in mich aufsaugen wollte. Er war nicht Zayn.

Sie alle drei redeten weiter beruhigend auf mich ein und je länger je mehr erstarb mein Schluchzen. Nur noch leise Tränen rannen langsam über meine Wange, doch ich hatte mich soweit beruhigt, dass ich nun verstand was Josh mir sagen wollte und was er sagte änderte alles.

„Liam, das was du am Boden sahst, das war kein Blut, das war Benzin, uns ist der Tank ausgelaufen, ZAYN LEBT, verstehst du mich, er lebt. Es war nicht sein Blut, er war nur bewusstlos, aber er lebt Liam.“

Ich starrte Josh nicht überzeugt an, doch in seinem Blick konnte ich lesen, dass er die Wahrheit sagte. ZAYN LEBTE! In diesem Moment öffnete sich erneut die Tür und dieses Mal erkannte ich die Person sofort, die da etwas schüchtern mit Blick zu Boden im Türrahmen stand.

ZAYN LEBTsorry kurzes dafür aber emotionales Kapitel, hoffe es gefällt euch ;)

Vielen Dank für die vielen tollen Kommis und die vielen Votes. Ich habe mich dafür entschieden, dass der erste Kommi eine Widmung bekommt.

Xx Eure Parida

TornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt