IX

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Ich setzte mich auf das weiche Leder des Wagens und atmete noch einmal tief ein. Ich legte mir die Worte sorgfältig zurecht, die ich meinem Boss gleich an den Kopf werfen werde. Als Zayn neben mir hinter dem Steuer des Sportwagens sass und gerade den Zündschlüssel drehen wollte, hielt ich ihn an seinem Handgelenk zurück. „Wir müssen reden.“ , sagte ich knapp und erhielt ein stummes nicken. Zayn schaute langsam zu mir auf, doch ich versuchte seinen traurigen Blick zu ignorieren und mich auf das Wesentliche zu konzentrieren, nämlich, dass er mich und mein ganzes Leben einfach so aus Lust und Laune manipuliert hatte.

„Ich glaube ich muss dir nicht sagen, wie falsche es von mir war das alles zu tun und Liam, wenn ich könnte, würde ich die Zeit zurück drehen, aber ich muss leider gestehen, dass ich alles noch einmal tun würde, denn ICH LIEBE DICH LIAM. Kannst du dir in absehbarer Zeit vorstellen eine Beziehung mit mir zu führen?“

Ich starrte ihn eine Weile an und rang währenddessen mit mir selbst. ER LIEBTE MICH, was sollte ich darauf erwidern, ich war doch nicht schwul oder? Mal ganz davon abgesehen, könnte ich mit einem Mann zusammen sein, der diese Beziehung durch seinen Einfluss und seine Macht erzwungen hatte. Wollte ich wirklich in solch einer Welt leben, in der Geld eine Beziehung ausmachte oder sie, wie im Fall von Harry und Louis, zerstörte? Ich würde mehr Zeit brauchen um Zayns Frage beantworten zu können, doch dieser starrte erwartend an. Die Gedanken drehten sich in meinem Kopf und mir wurde heiss und kalt zu gleich. Das war alles einfach zu viel für mich. Ich mochte Zayn, doch war es genug um ihm seine Fehler zu verzeihen und noch einmal neu anzufangen. Konnte ich ihm das geben, was er sich von einer Beziehung verhofft oder würde er mich gleich nachdem er entdeckt hat, dass ich ihm nicht das Wasser reichen kann, wieder verlassen? Würde ich, wenn ich mit ihm in Zukunft zusammenlebe nicht im Schatten seiner Persönlichkeit und seines Erfolges untergehen? Konnte ich meinen Wurzeln und Prinzipien treu bleiben, wenn ich ein Teil von Zayns Welt wurde?

Um ehrlich zu sein ich wusste keine Antwort auf auch nur eine einzige dieser vielen Fragen und das brachte mich beinahe um den Verstand. Plötzlich wurde mir der Innenraum des Ferraris zu eng und ich bekam Panik. Alles schien sich auf einmal zu drehen und vor meinem inneren Auge erschienen Erinnerungsflecken der letzten Tage. Die Aufregung, der Flug, die Unwissenheit, der Luxus aber auch die Kälte und dann erschien ein Bild von Niall, wie er lächelte und auf unserem Sofa sass, Chips ass und sich eine billige Soap reinzog. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Niall war mein Anker, mein Fels in der Brandung. Wenn ich nach Hause zu ihm zurückkehren würde, konnte ich mir über all das in Ruhe Gedanken machen und eine rationale Entscheidung fällen.

Als ich wusste, was ich als nächstes zu tun hatte, klärte sich mein Blick und meine Gedanken waren erneut gestochen scharf. Ich schaute in Zayns wunderschönen braunen Augen, die mich besorgt musterten und teilte ihm meinen gefassten Entschluss mit: „Zayn, ich will nach Hause!“

...

Eine Zeit lang herrschte Stille in der mich Zayn nur anschaute. Ich erkannte keinerlei Gefühlsregung in seinen Zügen, doch er schien in Gedanken nicht anwesend zu sein. Als er wieder ins hier und jetzt zurück fand, drehte er sich, ohne mich noch eines Blickes zu würdigen, wieder nach vorn, startete den Motor und brauste los. Er fuhr ein Stück über dem Tempo Limit, doch ich versuchte darauf zu vertrauen, dass er das Gefährt sicher zum Flugplatz lenken würde. Er drückte während der Fahrt einige Knöpfe auf dem Armaturenbrett und bald darauf hörte ich Joshs vertraute Stimme: „Hallo, Zayn, Liam? Alles in Ordnung?“ er klang sichtlich besorgt, doch Zayn ging nicht auf ihn ein, sondern herrschte ihn in einem genervten Ton an: „Halte dich am Helikopter bereit, Liam will nach Hause.“ Ich schauderte beim Klang seiner Stimme. Sie war erneut eisig kalt geworden. Ich betrachtete ihn von der Seite. Seine braunen Augen waren dunkler geworden beinahe schwarz, sie strahlten eine unnatürliche Kälte aus, die mir beim blossen Anblick, Gänsehaut über den Rücken jagte und ich wünschte mir das erste Mal, dass ich die Fähigkeit hätte zu wissen was in Zayns Kopf vorgeht.

In Rekordgeschwindigkeit waren wir am Flugplatz angelangt. Nur Sekunden nach uns fuhr ein schwarzer Audi auf den Platz, aus dem Wagen stieg ein gehetzter Josh. Er trug eine Pilotenbrille, abgewetzte Jeans und ein weisses Shirt, das seinen Bizeps besonders betonte. Er kam auf uns zu gerannt und blickte uns dann fragend an.

Zayn wandte sich ab und ich zuckte nur hilflos mit den Schultern. Josh war sichtlich verwirrt, flüstert mir ein ‚Ich will später eine Erklärung‘ zu und verschwand dann im Hangar um unseren Helikopter startklar zu machen. Zayn hatte mir noch immer den Rücken zu gedreht und mich überkam ein schlechtes Gewissen. Ich legte sanft eine Hand auf seine Schulter und zwang ihn mich anzusehen. „Zayn, das ich nach Hause will, soll kein Nein sein. Versteh es eher als ein ‚Ich brauche Zeit und Abstand um nach zu denken‘“ Ich versuchte so sanft zu sprechen wie möglich und lächelte ihm aufmunternd zu. Endlich sah er mich wieder an, doch in seinem Blick erkannte ich Skepsis: „Bist du sicher, dass du dich nicht schon längst dagegen entschieden hast. Ich könnte es nämlich nicht ertragen, noch einmal so lange zu warten, mit dem Wissen das es keine Hoffnung mehr für meine Gefühle gibt.“ Ich erkannte den Schmerz in seinen Worten und glaubte für den Bruchteil einer Sekunde das Aufblitzen von Tränen in seinen Augen zu erkennen, doch es konnte auch bloss Einbildung gewesen sein. Ich konnte ihm jedoch nicht antworten, so gerne ich sein Leid beenden würde, denn es zerriss mir beinahe mein Herz, ihn so niedergeschlagen zu sehen, denn ich stellte mir selbst gerade genau dieselbe Frage: Hatte ich mich nicht längst entschieden?

Wie wird es wohl weiter gehen mit der Beziehung von Zayn und Liam? Gibt Liam ihm noch eine Chance oder wird er zu seinem altem Leben und zu Niall zurück kehren?

Was denkt ihr?

Freu mich wie immer über Votes und Kommis

Xx Parida

TornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt