XIII

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Die Schwester verliess mein Krankenzimmer und drückte sich an der Gestalt im Türrahmen vorbei um zu verschwinden. Josh blickte zu Niall und versuchte ihm mit einem Blick zu verstehen zu geben, dass auch sie gehen sollten und dann stand er auf und folgte der Schwester in den Gang. Er blieb kurz bei der Person an der Türschwelle stehen, klopfte ihr aufmunternd auf die Schultern und flüsterte kurz etwas Unverständliches und dann war auch er verschwunden. Niall hatte die Umarmung um meine Schultern und schaute mir ernst in die Augen; ich las Sorge aus seinem Blick und Angst. Ich versuchte mich im Krankenbett etwas aufzurichten, doch ich war noch zu schwach, stattdessen lächelte ich ihm aufmunternd zu und flüsterte in einem beruhigenden Ton: „Ist schon gut, Niall“ Meine Stimme zitterte, obwohl ich mir alle Mühe gab sie fest klingen zu lassen und mein Herz schmerzte beim Anblick von Niall in dessen Augen nun Tränen aufleuchteten. Ich hob vorsichtig meine zitternde Hand in Richtung seines Gesichts. Seine Hand kam mir auf halber Strecke entgegen, er umfasste meine Finger und führte sie zu seinen Lippen. Er küsste meine schwachen Finger mit seinen sanften Lippen so als wären sie aus Glas. Nun rannen die Tränen unaufhaltbar über seine rosigen Wangen. Mit dem Daumen strich ich sanft darüber und spürte die feuchten Tränen auf meinen Fingerspitzen. Noch einmal flüsterte ich ihm aufmunternde Worte zu, ganz so als ob er gerade einen schlimmen Unfall überlebt hätte. Warum tat ich ihm das alles an? Er war noch so jung, er sollte sorglos auf Studentenpartys gehen und feiern bis tief in die Nacht, stattdessen sitzt er an meinem Krankenbett und betet das ich wieder aufwache und zu ihm zurückkehre. Aufgewacht war ich, doch ich würde mich selbst und ihn belügen wenn ich sagen würde, dass ich zu ihm zurückkehren würde.

Mit einem letzten Nicken meinerseits erhob er sich. Er legte meine Hand vorsichtig wieder neben meinen Körper, strich mir ein letztes Mal durch mein Haar und gab mir einen kurzen, liebevollen Kuss auf die Stirn, bevor auch er in Richtung Tür verschwand. Die Gestalt, die die ganze Szene mitangeschaut hatte, stand noch immer wie in Marmor gehauen da. Auch als Niall aus dem Zimmer verschwunden war, nicht ohne mir ein letztes Mal einen traurigen Blick zuzuwerfen, war die Person vor mir noch immer nicht von der Stelle gewichen, allmählich machte ich mir Sorgen.

„Zayn?“, fragte ich und ich verfluchte meine Stimme dafür, dass sie so leise und schwach meinem Mund entwich. Noch immer bewegte er sich nicht. Ich sah ihn nur über den Rand meines unteren Bettpfostens hinaus und das machte mich krank. Ich sammelte alle meine übrigen Kräfte und hievte mich arg keuchend in meinem Bett auf. Doch ich hatte mich überschätzt, mein rechter Arm brach unter dem plötzlichen Gewicht meines abgemagerten Körpers zusammen und ich kippte zur Seite ab. Doch ich war zu nah am Bettrand, ich würde von der Matratze fallen und in meinem anderen Arm steckte immer noch eine Infusionsnadel. Erschrocken keuchte ich auf als ich ganz langsam aber doch unaufhaltsam in die leere fiel. Ich schloss die Augen und wartete auf den Aufprall auf dem kalten Boden des Zimmers...

Doch er kam nicht.

Stattdessen spürte ich zwei starke Arme die meinen Fall auffingen und mich sanft aber beständig zurück auf mein Bett drückten. Ich spürte die Anspannung seiner Muskeln unter seinem weissen Hemd ohne meine Augen zu öffnen. Ich konnte den Duft seines Aftershaves in meiner Nase kitzeln spüren und die Wärme seines Körpers lies ein langvermisster elektrischer Stromstoss durch meinen Körper zucken. Ich öffnete mit einem leichten Lächeln auf den Lippen ganz langsam meine Augen und starrte in das dunkle braun seiner Pupillen. Wie sehr hatte ich ihn vermisst, es war schon beinahe so schmerzlich wie meine Kopfverletzung. Ich war durch die Hölle auf Erden gegangen bei dem Gedanken daran, dass ich ihn ein für alle Mal verloren hätte. Ich hätte mir nicht ausmalen können, wie mein Leben ohne ihn hätte weiter gehen können. Ich war in den letzten Stunden in eine solch tiefe Depression gefallen, dass ich schon übermöglich Selbstmordversuche nachgedacht hatte. Doch davon würde ich niemandem jemals etwas erzählen, ich war schwach ohne den Mann vor mir, er machte mich auf eine andere Art schwach als es die physische Kraft je möglich machen könnte. Er allein hatte die Macht, meine Beine weich wie Pudding werden zu lassen, mein Herz mit einem Wimpernschlag zum Schmelzen zu bringen und mit einem einzigen Blick meine ganze Welt auf den Kopf zu stellen. Ein Leben ohne ihn machte für mich keinen Sinn mehr, denn er war mein Leben und mit dem Gedanken gespielt zu haben, ihn zu verlassen wegen ein paar Nichtigkeiten, erschien auf einmal das Lächerlichste zu sein, dass mir je in den Sinn gekommen war.

TornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt