XVII

6.9K 412 43
                                    

Gespannt wartete ich darauf, dass mir Niall erklärt warum nun doch alle zufrieden waren und die Situation scheinbar unter Kontrolle zu sein schien. Zayn neben mir blieb stumm und beobachtete wie Niall sich langsam von seinen Schluchzen erholte und wieder regelmässiger atmete. Seine feingliedrigen Finger verschränkten sich wie automatisch mit meinen. Sein Griff war sanft und gab mir trotzdem den nötigen Halt. Niall setzte sich nun aufrecht neben mich und ergriff meine andere Hand, seine Hand war kleiner und wärmer als Zayns. Die beiden waren so komplett verschieden, dass es beinahe schmerzte sie beide so nahe bei einander zu haben und zu wissen, dass einer der beiden immer das dritte Rad am Wagen sein würde. Mein bester Kumpel strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er wartete noch einen Moment, in dem ich mich unruhig hin und her wälzte, ungeduldig darauf wartend, endlich die ganze Geschichte zu hören.

„Nun wo soll ich anfangen?“, meinte der Blondschopf dann und richtete seinen Blick an die helle Decke des Schlafzimmers. „Am Anfang?“, half ich ihm, doch er schien mich gar nicht mehr wahrzunehmen. Mein Blick wanderte zu der dunklen Gestalt zu meiner Rechten, doch Zayns Blick ruhte für einmal nicht auf mir sondern auf meinem irischen Freund. Ich musterte meinen Boss von der Seite, er hatte dunkle Augenringe, die darauf hindeuteten, dass er in den letzten Nächten nicht sonderlich viel Schlaf gefunden hat. Ich fühlte eine Schuld in mir aufwallen, da ich wusste, dass ich dafür verantwortlich war. Sein schwarzes Hemd hing lose über seinem schmalen Oberkörper, obwohl er gut durchtrainiert war, sah man ihm an, dass er in letzter Zeit einiges an Gewicht verloren hatte. Auch dafür gab ich hauptsächlich mir die Schuld. Als er meinen starren Blick auf sich bemerkte, blickte Zayn zu mir. Seine Mundwinkel zuckten und ich wusste, dass dies das nächste war, was ich von einem Lächeln von ihm erwarten konnte. Ich drückte seine Hand sanft, bevor ich meine Aufmerksamkeit wieder meinem jüngeren Freund widmete. Dieser schien noch immer in Gedanken vertieft zu sein. Seine strahlend blauen Augen blickten noch immer verloren in den, vom Sonnenschein erhellten, Raum. Ich drückte seine Hand, was ihn in die Wirklichkeit zurück zu holen schien. Er lächelte mich kurz mit seinem strahlenden Lächeln an, obwohl auch seine Augen tief und müde wirkten und sein ehemals weisses T-Shirt schon etwas abgetragen aussah.

„Am Anfang… mhm… vielleicht fang ich damit an, dass ich den Lockenschopf und seinen unterwürfigen Begleiter dabei belauscht haben, wie sie dir von ihrem schrecklichen Plan erzählt hatten. Meine Augen weiteten sich vor Schreck. Niall war so nahe an Styles. Ich war bloss dankbar, dass ihm dabei nichts Schlimmes angetan wurde. Ich hätte aufmerksamer sein müssen, um nicht auch noch meinen unschuldigen, manchmal etwas zu naiven Freund, in die Sache zu verwickeln. „Ich war natürlich geschockt, wusste aber auch, dass ich dir um alles in der Welt helfen musste. Mir war klar, dass ich Zayn oder auch der Polizei nichts erzählen konnte, ohne dein Leben in ernsthafte Gefahr zu bringen, weshalb ich beschloss aus der Stadt zu fliehen.“ Zayn gab bei diesen Worten ein abschätzendes Geräusch von sich. Er war nicht sonderlich begeistert von Niall und allein der Gedanke daran, dass der Junge die Flucht ergriffen hat, anstatt seinem besten Freund bei zu stehen, machte ihn in Zayns Augen auch nicht sympathischer. Ich drückte Zayns Hand noch einmal zur Beruhigung, zog ihn dann zu mir herab bis sein Gesicht ganz nah an meinem war. Ich starrte gedankenverloren in die dunklen, hypnotisierenden Augen. Sein Atem strich sanft über meine Lippen, die nur Zentimeter von seinen entfernt lagen. Für einen kurzen Moment existierte die Welt um mich herum nicht mehr. Es gab nur noch mich und Zayn. Ich atmete den Duft seines Aftershaves und Leder ein. Er roch noch viel besser als ich es in Erinnerung hatte und ich schloss meine Augen in Erwartung seiner vollen Lippen auf meinen. Doch bevor mir dieser Moment des Genusses gegönnt wurde, räusperte sich Niall neben uns. Ich errötete etwas und der ungestörte Moment war verflogen. „Soll ich nun weitererzählen oder muss ich euch erst eine Weile alleine lassen?“, ich hörte wie Zayn neben mir zu sich selbst grummelte, dass er nur zu gerne allein mit mir wäre und errötete noch mehr. Doch so gern ich mich in Zayn verlieren würde. Mein schlechtes Gewissen Niall gegenüber und meine Neugier gewannen doch die Überhand und ich wies ihn an fortzufahren.

TornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt