IV

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Als die zweite Flasche Wein ebenfalls ausgetrunken war, nahm ich die Umgebung um mich herum nur noch am Rande war. Ich lachte viel zu viel und redete nur noch irgendwelchen zusammenhangslosen Kram über mein langweiliges Leben und dem Alltag an der Uni. Ich hatte definitiv zu viel getrunken und ich würde Morgen einen schlimmen Kater davon tragen. Mein einziger Trost dabei war, dass es Zayn nicht besser zu gehen schien. Auch er lachte viel zu laut, obwohl ich gar nichts Amüsantes von mir gab und unsere Unterhaltung wurde immer lockerer, bis er auf einmal wissen wollte: „Liam, verzeih mir meine Offenheit, aber bist du schwul?"

„..."

Mit einem Schlag war ich wieder nüchtern und nahm jedes noch so kleine Detail in mir auf. Ich sah Tyler sich merklich anspannen und ich spürte nun auch den kalten Nachtwind auf meiner Haut und das wunderschöne Sternenzelt über unseren Köpfen. Ich wollte etwas auf seine dreiste Frage erwidern, aber ich konnte nicht. Das aus verschiedenen Gründen; einerseits war ich über die Direktheit seiner Frage schockiert, doch andererseits wusste ich auch keine genau Antwort darauf. War ich schwul? Ich hatte komische Gefühle in Gegenwart von Zayn und auch von Niall, aber war ich deswegen schon schwul? Ich meine, ich fühlte mich schon immer mehr zu Frauen hingezogen, oder? Verdammt nochmal, bevor ich nach Seatle kam, hatte ich für über zwei Jahre lang eine Beziehung mit meiner Jugendliebe, ich konnte gar nicht schwul sein! Doch warum fühlte es sich so komisch an bei Zayn, es war auf jeden Fall anders als mit meiner Freundin, doch auf eine andere Art war es auch das Selbe. Zayn deutete mein Schweigen wohl so, dass er mit seiner Frage zu weit gegangen war und fing an sich zu entschuldigen, noch immer merkte man ihm seinen überhöhten Promillestand an. „Liam, ich... es tut mir so leid... ich meine es wäre... es ist nur... Ach egal... wollen wir gehen? Ich bringe Sie nach Hause..." Er stand in einer überraschend graziösen Bewegung von seinem Stuhl auf und hielt mir hilfsbereit seinen Arm hin, damit auch ich mich erheben konnte. Ich war noch immer vollkommen in Gedanken versunken und griff nach seinem Arm und zog mich mit seiner Hilfe auf die Beine. Nun wurde mir erst richtig klar, wie viel ich überhaupt getrunken hatte, denn kaum lastete mein ganzes Gewicht auf meinen Beinen, sackten diese ein. Ich sank zu Boden, glücklicherweise hielt mich Zayn und sofort war auch Tyler zur Stelle um mir wieder aufzuhelfen. „Vielleicht sollte Sie Tyler besser tragen", nahm ich Zayn's Stimme noch entfernt war, bevor alles um mich herum schwarz wurde...

...

Ich erwachte in einem lichtdurchfluteten, mir unbekanntem, Zimmer. Ich lag in einem riesigen Himmelbett mit weissen Lacken. Die ganze rechte Seite des Zimmers war eine wunderschöne Fensterfront, mit einem samtenen weissen Vorhang verdeckt, der sich wegen des offenen Fensters im Winde, leicht nach innen wölbte. Von draussen hörte ich entfernt vorfahrende Autos und Menschen. Ich drehte mich auf meinen Rücken und die Matratze, auf der ich lag schmiegte sich samtig weich an meinen halb nackten Körper. WARUM WAR ICH HALB NACKT?

Mit einem Schlag setzte ich mich auf, ich war sofort hell wach, doch als ich mich so ruckartig hoch riss, holten mich meine Kopfschmerzen ein und ich sank, mit schmerzverzogenem Gesicht zurück auf das fluffige Kissen. Ich schloss meine Augen und dann kamen die wagen Erinnerungen zurück. Der Wein, das Essen, mein Arbeitsessen mit Mister Malik oder Zayn, wie auch immer. Ich hörte die Tür zum Zimmer aufgehen und zwang mich trotz der höllischen Kopfschmerzen noch einmal meine Augen zu öffnen. Meine Mühe wurde belohnt den vor mir stand niemand anderes als mein Boss, nur mit einer langen schwarzen Hose und einem eng anliegenden weissen Shirt bekleidet, das seine unglaublichen Muskeln zur Geltung brachte. Er trug ein Tablett vor seinem Oberkörper auf dem ich eine Tasse erkannte, dem Geruch nach zu urteilen, wahrscheinlich Kaffee, ein Glas Wasser und ein Brötchen. Frühstück ans Bett und das von seinem attraktiven Chef, wären meine Kopfschmerzen nicht so erdrückend, ich würde vor Freude einen Salto machen. Ich ertappte mich dabei, dass ich schon wieder beinahe anfing bei seinem Anblick zu sabbern und schämte mich meiner unerhörten Gedanken. Glücklicherweise konnte Zayn nicht Gedanken lesen. Wobei ich, nachdem was ich gestern Abend alles über ihn erfahren hatte, daran schon meine Zweifel hatte. Ich wollte mich gerade aufsetzen, doch Zayn drückte mich sanft aber bestimmt wieder zurück auf mein Kissen. Ich wollte etwas erwidern, doch meine Stimme war nur ein leises Krächzen und ich errötete, da ich noch nicht einmal im Stande war zu sprechen vor meinem Vorgesetzten. Ich nahm mir vor nie wieder in meinem Leben so viel zu trinken, da ich schon bei einer ziemlich geringen Menge Alkohol den Überblick verliere.

TornWo Geschichten leben. Entdecke jetzt