Kath
Irgendwie muss ich zurück in die Höhle gekommen sein, obwohl ich mich nicht mehr daran erinnern konnte. Denn als ich die Augen aufschlug, fand ich mich auf meinem provisorischen Bett wieder. Die Höhle sah wieder aus wie vorher, keine Spur von dem orangefarbenen Zeug. Die unsichtbare Wand schien nicht mehr da zu sein, aber sicher war ich mir nicht. Ich beschloss es vorerst nicht erneut zu versuchen. Zumindest nicht bis Mokrata kam. Ansonsten hätte es sowieso keinen Zweck, da ich mich ohne sie hoffnungslos in den Gängen verirren würde. Ich lehnte mich an die Wand. Dann bemerkte ich, dass ich wieder hören konnte. Ich hörte, wie die Tropfen von der Decke in das Felsenbecken herab fielen. Plötzlich sah ich hinter dem Wasserfall eine Bewegung. Jemand balancierte auf dem schmalen Sims entlang.
Wer ist das? War außer mir noch jemand da unten gewesen?
Ein Arm erschien hinter dem Wasservorhang, dann ein Bein und schließlich ein Kopf mit langen braunen Haaren. Ich kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Denn das, was ich da sah, konnte ich nicht glauben. Das Mädchen drehte den Kopf zu mir. Kein Zweifel: Es war das Mädchen aus dem Glaskasten. Das, das genau so aussah wie ich. Okay, fast so wie ich. Es hatte etwas längere Harre und ein Top an, welches nicht total verkohlt war. Also genau so wie ich, bevor die unsichtbare Wand explodiert war. Eine Weile starrten wir uns schweigend an. Dann sprang sie vom Sims und kam auf mich zu.
„Hi", sagte sie. „Du musst Kathrine sein."
Ich nickte und betrachtete sie misstrauisch.
„Woher weißt du das?", fragte ich sie.
„Das ist eine lange Geschichte", erwiderte sie nur. „Ich bin übrigens Jennifer. Du kannst mich auch einfach Jen nennen."
Ich bekam große Augen.
„Du bist Jennifer?"
„Ja. Ist das ein Problem für dich. Du schaust mich an als wäre ich ein siebenköpfiger Alien."
„Ja. Äh nein. Ach, keine Ahnung", stammelte ich.
Jen warf mir einen Blick zu, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank. Dann wanderte ihr Blick zu den Tellern mit dem glitschigen grünen Zeug, welche sich neben meinem Bett angesammelt hatten. Sie schnappte sich eine Handvoll und stopfte sie sich in den Mund.
„Mmh, Groccula", sagte sie genießerisch und nahm eine weitere Handvoll.
Ich verzog angewidert das Gesicht. Dieses Groccula konnte ihr doch unmöglich schmecken! Doch sie schaufelte alles in sich hinein, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Als sie mein Gesicht sah, musste sie lachen.
„Schau mich nicht so an! Das ist mein Lieblingsessen. Du weißt gar nicht, was für ein Glück du hast. In Tenebaus ist das Luxusessen der ersten Klasse."
„Tenebaus ist die Unterwelt, oder?"
„Ja, dort kommen wir her. Mokrata und ich. Es gibt dort nur sehr wenige Menschen. Nur meine Familie, Mokrata, wenn man sie als Mensch zählt und nicht als Hexe und ein Mädchen namens Leari. Sie lebt völlig allein in einem Baumhaus im Dschungel..."
Habe ich mich vielleicht doch nicht getäuscht? Ist sie das Mädchen, das ich in der Kugel gesehen habe?
„Wenn du mich fragst, ist sie nicht ganz richtig im Kopf", fuhr Jen fort. „Sie springt immer von Baum zu Baum oder schwingt sich an Lianen durch die Gegend als wäre sie Tarzan. Total bekloppt. Ansonsten gibt es dort noch sehr viele Tiere, wie zum Beispiel Dafumbas, Fexe oder Lütams."
Ich sah sie verständnislos an. Was um Himmelswillen erzählte sie mir da? Anscheinend bemerkte Jen meine Verwirrung, denn sie fing an es mir zu erklären. Allerdings nicht ohne mir einen Blick zuzuwerfen, der zu sagen schien: Weißt du überhaupt irgendwas?
DU LIEST GERADE
Mera
Teen FictionFreundschaft, Liebe, Fantasy, Abenteuer, Pferde, Internat... Dieses Buch ist eine Mischung aus Jugendliteratur und Fanatsy. Es geht um drei Mädchen, welche neu auf das Sportinternat Mera kommen. Hier lernen Bella, Kath und Tam viele neue Leute kenne...