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Ich saß jetzt erst zum dritten Mal in Louis' Küche und sah ihm dabei zu, wie er in einer Jogginghose an der Kaffeemaschine stand und mir einen dieser Kaffeemaschinenkakaos machte.

Trotzdem fühlte sich alles so normal, so vertraut an.

Dass ich mit Louis befreundet war, war ganz normal.
Er war ja nicht nur mein Lehrer.
Immerhin hatte ich ihn ja schon vorher kennengelernt.
Ich durfte mit ihm befreundet sein, das war doch ganz normal, oder?

In Gedanken versunken beobachtete ich jede noch so kleine Bewegung, die Louis machte.
Die Art, wie sich sein schwarzes Shirt leicht hochzog, sobald er den Arm ausstreckte, um eine Tasse aus dem Schrank zu holen.

Ich war nicht blöd, mir war klar, dass ich auf ihn stand.

Und alles, was ich im Internet zu dem Thema fand, machte mir Angst.

Nach der Sache mit Niall konnte ich kaum schlafen.

Es war einfach alles zu viel für mich, für mich alleine.
Aber ich konnte mit niemandem darüber reden, das war das Problem, wenn man sich mit seinem Lehrer anfreundet.

Mit Lehrern sollte man nicht befreundet sein.

'Harry.', hörte ich Louis' sanfte Stimme.
Er hatte sich vor mich gekniet, jeweils eine Tasse in der Hand.

Ein beruhigendes Lächeln umspielte seine Lippen und es ließ mich wirklich augenblicklich besser fühlen.

Zögerlich lächelte ich zurück und nahm ihm eine Tasse ab.
'Danke.', murmelte ich und sah ihm nach, wie er aufstand und sich mir gegenüber an den Tisch setzte.

Es herrschte Stille.
Nur das Klirren von Louis' Löffel hallte in der Wohnung.

'Ist das normal?', platze es mir dann heraus.
Als es ausgesprochen war, bereute ich es.

Kein Klirren mehr.

Louis sah mich mit einer unlesbaren Mimik an.

'Was?', fragte er obwohl uns beiden klar war, was ich gemeint hatte.

'Dass ich bei Ihnen Zuhause bin.', murmelte ich und wurde leicht rot.
Ich hatte mich immernoch nicht dazu überwunden, ihn zu duzen.

'Louis. Ich heiße so. Lass das mit dem Sie und Ihnen. Es kotzt mich an.'

Sein Ton ließ mich zusammenzucken.
Ich sehs schon kommen, gleich heule ich wieder..

'Tut mir Leid. I-ich hab das nicht so gemeint..', fing er an, sich zu entschuldigen.
Wahrscheinlich hatte man mir wirklich angesehen, dass ich kurz vorm Heulen war.

'Wieso hast du Niall geschlagen?', fragte Louis ohne meine vorherige Frage zu beantworten. War eh nicht wichtig.

'Ich weiß nicht, ich glaube ich bin im Moment einfach nur zu überfordert..mit meinem Leben.', gab ich ehrlich zu.
Wahrscheinlich hörte ich mich jetzt wie einer dieser Menschen an, die eigentlich ein wundervolles Leben lebten, aber um Aufmerksamkeit und ein besseres Gefühl zu bekommen, allen Leuten davon erzählten, wie schlecht es ihnen ging.

Meiner Meinung nach ging es diesen Menschen auch irgendwo schlecht.
Wenn man unzufrieden ist, hat man ein Recht darauf, es auszudrücken.
Nur sollte man damit auf dem Boden bleiben.

trade mistakes ☁️ larry Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt