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Es war so ziemlich das erste Mal, dass ich mich richtig mit Louis unterhalten hatte.

Ihn kennengelernt, etwas über ihn erfahren.
Bis zu dem Punkt war mir nämlich überhaupt nicht aufgefallen, dass ich kaum etwas über ihn wusste. Bis auf die Tatsache, dass er Lehrer ist. Ja, soweit kannte ich ihn dann auch.

Wieso war es so, dass man nachts viel offener als tagsüber war?
Ich hatte ihn noch nie derart gesprächig erlebt.

Ich redete ihn in den Schlaf, lernte alles.
Von der Tatsache, dass seine Lieblingseissorte Cookies war, bis hin zu alltäglichen Themen wie seine Jugend, seine Schulzeit.

Irgendwie war ich heute nicht der jüngere. Beziehungsweise der Hilfsbedürftige, derjenige, der immer von anderen abhängig ist.

Ich hatte ihm beim Einschlafen geholfen, er hatte mir alles erzählt. Ohne meine Anwesenheit hätte er jetzt nicht geschlafen, läge er jetzt nicht so ruhig neben mir. Ich hatte ihm etwas Gutes getan, war wichtig.

Und obwohl er mir im Schlaf noch mit den Fingern fürsorglich durch die Haare fuhr, fühlte ich mich nicht wie ein Kleinkind.

'Louis..', flüsterte ich, strich mit dem Daumen über seinen Handrücken.
Ich war mir ziemlich sicher, dass er am Schlafen war. Und das war auch gut so.

'Ich glaube, ich liebe dich wirklich.', flüsterte ich, Stimme zum Ende hin zittrig.

Obwohl er es nicht hören konnte, war es schwer.
Es war schwer, es zu akzeptieren.
Es sollte nicht sein.

Im Leben soll man immer das Richtige tun. Ich habe das auch immer versucht, war ein guter Mensch.
Manchmal gibt es jedoch kein Richtig mehr und man muss sich für die Sünde entscheiden, mit der man leben kann und möchte.
Ist Lieben denn so falsch?

Frustriert kniff ich die Augen zusammen, drückte mich gegen seine Brust und versuchte auch ein wenig zu schlafen.

Irgendwie funktionierte es dann auch nach einiger Zeit, führte aber dazu, dass ich um sechs hellwach war.

Ich lag erst ein bisschen wach, Louis' warmer Atem in meinem Nacken, bis ich aus dem Zimmer schlich und auf mein Handy sah.

Keine einzige neue Nachricht.

Also entweder war Gemma wirklich beschäftigt, tot oder wollte nichts von mir wissen.

Mit dem Daumen fuhr ich über den feinen Riss, der wohl Gestern entstanden sein musste. Na super.

Erst wollte ich wirklich warten, bis Louis aufstand, aber nach einer Dreiviertelstunde wurde mir das alles auch zu blöd.

Ich wusch mir das Gesicht, suchte danach die ganze Wohnung nach einem Schlüssel ab.

Irgendwo in der Kommode musste er ihn doch haben.. ich hätte schwören können, dass er ihn gestern hier irgendwo hingeworfen hatte.

Schluss endlich fand ich keinen Schlüssel, gab dann aber die Suche auch auf. Mit zwei Socken im Türrahmen war auch geholfen.

Zwar konnte jetzt jeder rein, aber ich würde das ja sehen. Und außerdem war Louis ja auch noch in der Wohnung.. mehr oder weniger.

Vorsichtig ging ich die Treppe runter, hatte Angst auf den nassen Stufen auszurutschen.

Immerhin trug ich Louis' Schuhe, weil ich zu faul war, meine zu schnüren.
Und diese Schlappen hatten nun wirklich kaum Profil.

trade mistakes ☁️ larry Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt