Schatten im Rücken

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Lãmi war ein treues Reittier und er hatte sich schon lange an die Gangart seines Freundes gewöhnt. Als er zum ersten mal mit seinem Vater auf einem Kamel ritt, erinnerte er sich zurück, hätte er sich fast übergeben, so unwohl hatte er sich gefühlt, als würde man auf der offenen See die Wellen reiten und seekrank werden.

Sie waren schon eine Weile geritten, als Lãmi unruhig mit den Ohren wackelte und einer der bewaffneten Wächter einen Warnruf abgab. Von Weitem konnte man einen einzelnen Reiter sehen, der sich direkt auf die Karawane zubewegte, doch niemand wäre so töricht ihn hier alleine anzugreifen, also könnte das nur....
Al Makhim gab seinen Männern, die bereits ihre Waffen gezogen und sich dem Nähernden zugewandt hatten, ein Handzeichen und sie beruhigten sich wieder. "Ich habe ihn bereits erwartet, er ist mein Gast!" Der Hauptmann nickte und ritt Loki entgegen. Kurz tauschten sie ein paar Worte aus, dann ritten sie gemeinsam zu den Anderen. "Seid gegrüßt Le.....Loki, ich hatte schon befürchtet, ihr würdet nicht mehr kommen." "Keine Sorge ehrenwerter Makhim, schließlich bietet sich eine derartige Reisemöglichkeit nur einmal!" Innerlich kochte der Beamte vor Wut, doch er durfte keine Schwäche zeigen, weder vor dem geheimnisvollen Krieger, noch vor seinen Männern. "Ich kam nicht umhin zu bemerken, dass ihre Männer sehr fähig erscheinen, habt ihr etwa Bedenken gegenüber den Friedensabkommen zwischen diesen Ländern?" "Dieses barbarische Land gehört zu den kleinsten Problemen unseres Landes, also hoffe ich, ihr seid für alles auf unserer langen Reise bereit, mein Freund..." Beide erlaubten sich ein kurzes Lächeln, Lokis Pferd wurde von Al Makhims Kamel skeptisch begutachtet und die Reise konnte fortgesetzt werden.

Mit bedächtigen Worten redeten die beiden Männer miteinander, vorsichtig, respektvoll und interessiert, wechselten die Gesprächsthemen willkürlich und die Zeit verflog, wie Sand im Wind, umso länger sie redeten, kam es ihnen vor, desto klarer konnten sie ihr gegenüber sehen und desto mehr wuchs ihr Respekt. Zwei Menschen, weiter voneinander entfernt als ein Grashalm vom Himmel, verwoben stetig ihre Schicksale enger miteinander und eine seltene Freundschaft war geboren. "Al Makhim, ihr...""Ich sagte doch Loki, nennt mich Kali, das hört sich auch nicht so alt an," er lachte, "das meinte jedenfalls meine Frau." "Sagt Kali, wovor habt ihr Angst?" Kurz schaute der Gefragte ihn nur mit großen Augen an, doch dann fasste er sich wieder und lächelte schwach. "Eure Auffassungsgabe ist wirklich besonders! Doch da ihr mit mir reist und wir wahrscheinlich eh in einigen Tagen das Meer erreichen, solltet ihr über unsere Umstände unterrichtet sein..." Er holte kurz Luft und begann zu erklären..."Unser Land ist sehr fortgeschritten und vielen anderen, auch größeren und älteren Reichen, weit überlegen, schwächere Wesen, ob Mensch oder nicht, sind dazu da von uns benutzt zu werden, wie ihr das nun seht ist einerlei, doch um unsere Zukunft zu sichern, unternehmen wir alles menschenmögliche. Natürlich birgt dies eine gewisse Bürde die man tragen muss und manchmal ist diese vielleicht zu schwer für einen alten Mann, wie ich es bin." Kurz blieb es still. "Ich verabscheue Ihr Land und alles was es darstellt, doch dafür kann und werde ich nicht euch verurteilen. Ihr habt Fehler begangen mit denen ihr leben müsst, allerdings konnte ich Euch nicht ganz folgen, verzeiht mir." Mit müden Augen blickte er Loki direkt an und antwortete: "Mein Land braucht keine alten, unnützen Weltbereiser mehr, die Soldaten, die ihr hier seht, sind meine treuen Weggefährten, welche unter keiner Flagge reiten, doch es ist möglich, dass ich nur noch unter einem Leichentuch in meine Heimat zurückkehren werde."

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