Nächtliche Gespräche

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Der Kautabak hatte schon lange seinen Geschmack verloren, aber sonst gab es ja nichts, was man auf diesem gottverdammten Schiff bekam. Seit Wochen schippern wir über das endlose Meer, und wofür? Nervige Weiber aus den Wäldern jenseits aller Zivilisation holen, nur weil sie aus uralten Jägersippen stammen sollen und exotisch genug sind, um von Adligen der neuen Welt gekauft zu werden. Was dachte sich der Kapitän nur dabei? Jahre lang war er mit der einfachen Beute aus den Slums zufrieden gewesen und plötzlich greift er kampferprobte Wilde an? Das Geld für diesen Handel werden wir wohl niemals vollständig sehen, dieser Bastard...wenigstens bekomme ich jetzt mehr, da wir einige dabei verloren haben. Ich bräuchte mal wieder einen neuen Säbel... Obwohl wir die Krieger durch das Gas geschwächt hatten, waren sie stärker als gedacht und was war das bitte mit ihren Augen? Nie wieder bekommt mich jemand in diese Region! Jetzt sollte ich wieder nach Ihnen sehen, einige scheinen mir nicht so verweichlicht zu sein, wie der Rest, das wird noch ein Spaß, ihren Willen zu brechen.

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Kali konnte nicht anders als sein Gegenüber sprachlos anzustarren, es war vollkommen leise geworden, nur das Knistern des brennenden Holzes war zu hören. Die Söldner schauten immer wieder abwechselnd von Loki zu Al Makhim, versuchten zu begreifen, was hier gerade geschehen war. Doch da brach Sasha in lautes Lachen aus. "Also ich wusste ja, dass Ihr ein bemerkenswerter Mann seid, Botschafter, aber wie habt Ihr es geschafft das Vertrauen eines asmodischen Jägers zu verdienen?" Er lachte immer noch und auch die Anderen konnten vor lauter Ratlosigkeit nicht verhindern mitzulachen. "Das....das weiß ich genausowenig, noch habe ich eine Ahnung, wie ich das meinem König erklären werde!""Das heißt?" Fragte Loki, der ihm immer noch kniend sein Schwert hinhielt und glaubte, man würde ihn nicht ernst nehmen. Er wusste selbst nicht, was dies für seine Mission bedeuten würde, doch er war sich sicher, dass die Götter noch viel mit diesem Mann vorhaben, er musste ihn beschützen, vor allem da er noch nie einen derart interessanten Menschen gesehen hatte. Insgeheim hatte er sich allerdings die letzten Tage dabei erwischt, Kali mit seinem Vater zu vergleichen, denn nicht nur der Name erinnerte ihn an den ehemaligen Sippenführer. Und vielleicht würde er ihm auch neue Möglichkeiten offenbaren, um seine Freunde zu finden, hoffentlich ist noch keine von den Jüngeren unkontrolliert erwacht, wenn man herausfindet, was für ein Blut in ihnen fließt, ist ihr Klan dem Untergang geweiht. Doch jetzt gab es anderes, worauf er sich konzentrieren musste...
Al Makhim holte einmal tief Luft, nahm Lokis Schwert entgegen und gelobte unsicher: "Ich Kali Al Makhim, Sohn von Parrês Al Benheli, gelobe, euch, Loki Bernstein, Jäger aller Sünder, mein Leben lang als Freund zur Seite zu stehen und dieses zu verwenden, um die Schatten von euch fernzuhalten. Meine Macht ist eure Macht, mein Wissen ist euer Wissen und mein Schicksal folgt eurem. In meiner Position werde ich niemals zurückweichen, also werde ich....wie nanntet Ihr es? Der Bote eures Feindes bleiben, doch eure Familie ist nun auch meine Familie, also werde ich, wenn ich lebend zuhause ankomme, alles dafür verwenden, um sie zu finden!" Er gab Loki das Schwert zurück, erwiderte seinen Blick entschlossen, obwohl sein Innerstes aufgewühlt war, und ignorierte die immer noch amüsierten Krieger. "Dann, mein Freund, werde ich mich darauf vorbereiten jeden Feind niederzustrecken, der sich uns in den Weg stellt, ihr werdet wohl noch miterleben, dass unser Stamm besondere...." Loki hatte mitten im Satz aufgehört zu reden und horchte nun konzentriert in alle Richtungen. Was war das gerade für ein Gefühl gewesen? Sein Körper verkrampfte sich und immer lauter hörte er sein pochendes Herz, langsam umfasste er den Bogen und legte einen Pfeil ein, auch wenn die anderen nicht ganz wussten, was gerade passierte, vertrauten sie auf den Instinkt eines Jägers und griffen ebenfalls nach den Waffen, während Kali sich zu einem Zelt zurückzog, unfähig sie zu unterstützen. "Loki, was..." Mit einem Handzeichen gab dieser zu verstehen ruhig zu sein und blickte sich um. Es war dem Botschafter als hätte er Loki irgendetwas murmeln hören, doch im nächsten Moment war plötzlich alles um ihn herum schwarz, als hätte sich dichter Nebel über das Lager gelegt. Und da durchbrach ein schmerzerfüllter Schrei die Stille dieser Nacht und hallte weit über die Dünen.

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