Augenblicke

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Kapitel 13 - Augenblicke

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„Was?", hauchte ich, als ich einen Augenblick lang den Asphalt vor mir angestarrt hatte.
Ich war so naiv gewesen... Wie, um alles in der Welt, hatte ich denken können, dass alles gut wird, nachdem ich weglief?
Wieso hatte ich nur daran geglaubt, er würde mich in Frieden leben lassen?
"Er... Er hat nach dir gefragt. Er wollte wissen, wo du bist.", erzählte Camille am anderen Ende der Leitung.
Natürlich... Auch wenn er mir das Gefühl gab, ich sei das letzte auf der Welt, hatte er sich um mich zu kümmern. Er musste nach mir sehen, sonst würde das seinen Ruf ruinieren.
"Was hast du gesagt?"
"Dass ich es nicht weiß."
"Ok." Ich kniff mir in den Nasenrücken.
Zayn stupste mich an. Ich sah auf.
"Was ist los?", flüsterte er, doch bevor ich etwas erwidern konnte, holte Camille nochmals Luft.
"Chloé, er hat gesagt, dass er die Polizei einschaltet, du musst dich verstecken!"
"Die Polizei?" Ich schluckte.
Wieso tat er das? Wieso suchte er nach mir?
"Du... Du kommst doch bei Sam unter, nicht?", fragte Camille besorgt.
"Ja, ich denke schon."
Sie seufzte, ich konnte mir die Falte auf ihrer Stirn nur zu genau vorstellen.
"Gut. Denn bei uns, ist es wohl nicht so praktisch. Vor allem... Vor allem stellt sich meine Mutter quer.", meinte sie zögernd.
"Wie meinst du das?"
Sie machte eine kurze Pause. "Na, ja... Sie spielt das alles ein wenig runter. Sie meint, ihr müsstet euch nur professionelle Hilfe dazu holen, dann würde schon wieder alles gut werden. So wie früher."
"Glaub mir, Camille.", begann ich und ignorierte Zayns verständnislosen Blick. "Ich will nicht, dass es so ist, wie früher!"
"Ich- In Ordnung...", sagte sie seufzend, im Hintergrund hörte ich Rufe.
"Chloé? Maman ruft, ich muss Schluss machen!"
"Ok, wir reden. Bis Morgen!", verabschiedete ich mich und legte auf.
Ich fuhr mir mit beiden Händen übers Gesicht.
Er durfte mich einfach nicht kriegen...
"Was war das?", fragte Zayn und betonte dabei jedes Wort.
Tief durchatmend sah ich auf.
Der verwirrte Blick seiner dunklen Augen lag auf mir.
"Mein Vater sucht nach mir."

***

Die nächsten Tage verliefen wie im Flug.
Auch wenn ich nichts von der Polizei oder meinem Vater gehört hatte, stand ich wie unter Strom und fühlte mich fast andauernd beobachtet.
Sam, Camille und Zayn versuchten mich zu beruhigen, doch das Gefühl ließ mich selbst im Schlaf nicht los.
Es war, als würde mir ein eisiger Atem in den Nacken gehaucht werden.
Am Freitag, blieb ich dank einer Entschuldigung des Arztes -über die sich Camille besonders aufgeregt hatte, da sie ebenfalls nicht auf die Exkursion mit wollte- zu Hause und verbrachte den ganzen Tag mit Tanztraining.
Meinem Fuß ging es soweit wieder gut, ab und zu hinderten mich noch Schmerzen am Springen, doch im Großen und Ganzen war er um einiges schneller geheilt, als erwartet.
Bruce und seine Crew stellten sich relativ geschickt an, doch mehr als die Grundschritte konnten sie bis jetzt noch nicht wirklich.
Abwarten, sagte ich mir immer wieder. Wir haben noch eine ganze Woche.
Als wir am Freitag, gerade eine Pause einlegten, gesellte ich mich zu Zayn, Florence und Sam.
Bei ihnen stand noch ein Junge, den ich als Bastian einordnen zu meinte.
Er war für die Musik zuständig, wenn er nicht auch gerade tanzte.
Glücklicherweise gehörte er zu denen, die mich zu akzeptieren schienen.
"Hey", meinte Zayn und grinste.
Als ich mich lächelnd neben ihn stellte, legte er mir wie selbstverständlich einen Arm um und beteiligte sich dann weiter an dem Gespräch der anderen.
Ich musste mir ein breites Grinsen verkneifen und senkte den Blick auf den Boden.
Wie immer, roch Zayn nach Rauch und, auch wenn mich das zu Beginn gestört hatte, war mir sein Geruch nun mehr als vertraut.
„...ja, Bruce hat gesagt, er will heim! Ich glaub seine Freundin stresst rum, oder so.", meinte Bastian gerade.
Florence sah auf den Boden. „Oh, das Problem kenne ich..."
„Seit wann hat Bruce 'ne Freundin?", warf Sam ein, die Florence nicht gehört zu haben schien.
Doch ich suchte nach ihrem Blick, der strickt auf ihre schwarz lackierten Fingernägel gerichtet war.
Auf meiner Stirn bildete sich eine Falte.
Was meinte sie damit?
„Der hat doch ständig irgendwelche am Start", brummte Bastian. „Na, ja, auf jeden Fall wollte er heim und wenn er geht, hauen die Zwillinge auch ab."
„Also ist es für heute beendet, oder was?", fragte Sam und sah von Zayn, zu mir, zu Bastian.
Ich folgte ihrem Blick.
Bastian zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, aber ich werde mich ihnen anschließen, meine Alten stressen sonst wieder."
"Ich denke, ich mich auch.", meinte Florence. "Und Sarah und so werden sicher auch gehen."
"Sollen wir dann auch gehen, Chloé? Oder gehst du mit Zayn mit?" Sam wandte sich an mich.
"Sie geht mit mir!" Zayn zog mich an sich.
"Ehm...", machte ich und wir mussten lachen. "Nett von dir, dass ich auch gefragt werde!"
Zayn klimpert übertrieben mit seinen Wimpern. "Bitte!"
Ich lachte. "Ich bleib ja schon da!"
"Ja!" Er grinste wir ein kleines Kind und streckte Sam die Zunge heraus.
"Ehm, ok....", meinte ich und zuckte mit den Schultern.
Bastian und Florence lachten.
"Also-"
"Leute!", unterbrach Bruce sie. "Wir lassen es für heute gut sein. Morgen um zehn hier? Jemand was dagegen?"
Alle schüttelten den Kopf.
"Ok, bis dann!"
Sie verabschiedeten sich auf ihre übliche Art und Weise, wobei mich Bruce gezielt überging.
Innerlich seufzte ich, doch ich ließ mir nichts anmerken.
Schwach wollte ich sicherlich nicht wirken, vor allem konnte es mir egal sein, was er von mir hielt, solange er mich hier akzeptierte.
"Ich geh dann auch mal, soll ich jemanden mitnehmen?", fragte Bastian und legte sich seine Monster-Kopfhörer um den Hals.
"Gerne, du fährst ja eh bei mir vorbei, oder?", wandte sich Sam an ihn.
Er nickte und umarmte zum Abschied Florence und mich. Bei Zayn schlug er ein.
"Also dann, ciao!", rief er dem Rest zu, der sich auch gerade auf den Weg machte zu gehen.
"Basti!", rief ihm Sarah hinter her, die auch noch da war. "Nimmst du mich mit?"
"Klar!"
Sie verabschiedete sich mit Küsschen von ihrer Busenfreundin, deren Namen ich ständig vergaß und lief dann hinter Bastian her.
"Tschüss Zayn, bis heute Abend Chloé!" Sam winkte und folgte den beiden aus der Halle.
Übrig blieben nur noch Sarahs Freundin, ein weiteres Mädchen, die bis jetzt noch kein Wort in meiner Gegenwart gesprochen hatte, mir aber auch nicht vorgestellt wurde, Cho, der Choreografie Experte und Zayn und ich.
"Wir packen's auch, viel Spaß noch!", verabschiedeten sie sich.
Ich lächelte nur, Zayn schlug noch mit Cho ein.
Als sie zum Ausgang liefen, räumte er ein paar leere Flaschen weg.
"Wieso sollte ich jetzt unbedingt da bleiben?", fragte ich und sah den anderen hinter her.
Cho machte gerade irgendeinen Witz und Sarahs Freundin sprang ihm lachend auf den Rücken.
Das andere Mädchen lief stumm neben her.
"Wieso nicht?", meinte Zayn schulterzuckend und stellte die Flaschen in eine Kiste.
Ich grinste und wich seinen funkelnden Augen aus.
Wieso konnte ich ihm den jetzt plötzlich nicht mehr in die Augen sehen?
"Chloé?", fragte Zayn, er stand plötzlich dicht vor mir.
Atmen, ermahnte ich mich.
"Ja?"
Er grinste schief. "Tanzt du mit mir?"
"W-wie bitte?" Ungläubig sah ich ihn an.
Nahm er mich gerade auf den Arm oder hatte er wirklich eine so weiche Seite?
"Ob du mit mir tanzt?"
"Ehm, i-ich... Von mir aus.", stotterte ich und sein Grinsen wurde breiter.
Wie so oft in letzter Zeit, lief ich rot an, als er zu der Musikanlage lief und nach kurzem ein Lied anschaltete.

Feel like dancing (Zayn Malik)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt