In Liebe und Hoffnung

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Kapitel 29 - In Liebe und Hoffnung

Liebe Chloé,
wahrscheinlich bist du ziemlich überrascht, heute von mir zu hören, vielleicht hast du es auch erwartet, vielleicht stopfst du diesen Brief auch in den Mülleimer, bevor ich auch nur die Chance habe, zu Wort zu kommen, doch, falls du bis hier her gekommen bist, dann bitte ich dich; ließ weiter!
Ich weiß nicht, wie ich das, was passiert ist, oder mein Verhalten erklären kann, es gibt auch keine Entschuldigung dafür. Ich kann mir selbst nicht verzeihen, wie ich dich behandelt habe, oder dass ich deine Kindheit zerstörte. Ich hatte niemals die Absicht, dich zu schlagen oder dich zu irgendetwas zu zwingen, doch leider ist es passiert und ich hasse mich dafür. Du hättest etwas Besseres verdient.
So oft haben mir verschiedene Menschen in meinem Umfeld nach dem Tod deiner Mutter gesagt, dass ich mir Hilfe hinzu holen solle, sonst werde ich nicht nur mir, sondern auch dir und deiner Gesundheit schaden. Doch ich tat es nicht. Ich wollte nicht einsehen, dass ich die Kontrolle über mich selbst und mein Handeln verloren hatte. Ich wollte nicht einsehe, dass ich zu einem grauenhaften, kalten Menschen geworden war. Und du musstest so sehr darunter leiden.
Als du allerdings gegangen bist, kam mir wohl zum ersten Mal der Gedanke einer Veränderung.
Das war auch der Grund, wieso ich mir schlussendlich doch wollte helfen lassen.
In den letzten Wochen bin ich mir daher über sehr viele Dinge klar geworden. Vielleicht wirst du sie ein wenig mehr verstehen, doch ich akzeptiere -nach wie vor- wenn du mich aus deinem Leben komplett gestrichen hast.
Weißt du, ich habe dich bei dieser Show gesehen. Zuerst war ich mir nicht sicher, da du diese Maske getragen hast, doch nach all den Jahren kenne ich dich. Auch wenn du denkst, ich habe mich nie für dich interessiert, trotzdem könnte ich dich und dein Lächeln -das Dank meinem schrecklichen Verhalten viel zu selten zu sehen war in den letzten Jahren- unter Millionen von anderen erkennen.
Und da ist die Sache wieder. Ich habe dich deiner Fähigkeit zu Lachen bestohlen, ich habe das Lächeln von deinen Lippen genommen. Zurück blieb ein in sich gekehrtes Mädchen, das ich zu kennen schien, wie nichts anderes auf der Welt, mir aber gleichzeitig so fremd war, wie die Weiten des Universums.
Chloé, das bist du, und ich hoffe so sehr, dass ich hinter das „bist" ein „gewesen" setzten kann.
Ich hoffe, irgendjemand kann dein gebrochenes Lächeln reparieren, ich hoffe, dass dich jemand glücklich macht und vor allem, dass jemand für dich da ist, nicht wie ich in den vergangen neun Jahren.
Am Tag des Todes deiner Mutter geschah etwas in mir. Ich brach. Ich weiß nicht, ob du das verstehst -genau das bedauere ich, du bist meine Tochter, doch ich weiß außer deinem Namen nichts weiter über dich- doch ich spreche von Liebe, die man nur für jemanden empfinden kann, wie deine Mutter ein Jemand für mich war. Chloé, ich habe sie geliebt, wie nichts andere auf der Welt und konnte mir ein Leben ohne sie nicht auch nur im Traum vorstellen. Ich liebe sie immer noch, doch ich sage dir eines; sie hat mein Herz mitgenommen und nur eine kalte, leere Hülle zurückgelassen die meinen Namen trug und nicht wusste, wie mit all dem umzugehen. Auch nicht, wie mit dir.
Ihr größter Kindheitstraum war es, einmal eine berühmte Tänzerin zu werde, allerdings entschloss sie sich gegen eine Karriere und für eine Familie, wofür ich ihr unendlich dankbar war.
Als dann du zur Welt kamst und alt genug warst, brachten wir dir das Tanzen nahe. Vielleicht kannst du dich noch vage daran erinnern, doch du hast es geliebt und sie sagte jedes Mal, dass du später eine wunderbare Tänzerin sein wirst. In gewisser Maßen lebte sie ihren Traum durch dich und da ich ihr diesen erfüllen wollte, schickte ich dich auch nachdem sie schon lange fort war -sich entschlossen hatte, all dies hinter sich zu lassen- zum Ballett.
Ich wiederhole mich, doch es gibt keine Entschuldigung dafür, dass ich dich dazu zwang. Ich nahm dir den Spaß daran. Es hat dich kaputt gemacht, das sehe ich jetzt ein, doch du bist weg -wie Maman- und ich weiß nicht, ob ich dich je wiedersehen werde.
Ich will dich nie wieder zu etwas zwingen, du sollst dein Leben leben können, wie du möchtest und mit wem du möchtest. Ich werde dir nicht mehr im Weg stehen, doch Chloé -ich werde es akzeptieren, wenn du das nicht möchtest- doch ich würde mich freuen, wenn du mir Antwort gibst.
Oder zumindest ein Lebenszeichen.
Ich akzeptiere dein Nein, auch wenn du mich hasst, ich akzeptiere jede deiner Entscheidungen, denn um dies nicht zu tun, war in der Vergangenheit zu viel, das sich nicht erklären und entschuldigen lässt.
Trotzdem, Chloé, ich bitte dich um Vergebung. Ich kann nicht mit dem Wissen leben, du würdest diese Worte nie zu Gesicht bekommen. Oder zumindest, dass ich den Versuch startete.
Chloé, es tut mir leid. So unendlich.

Feel like dancing (Zayn Malik)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt