Magisches Glitzern

5.8K 339 22
                                    

Kapitel 18 - Magisches Glitzern

Da, er machte es schon wieder!
Mit glühenden Wangen senkte ich den Blick auf meinen Teller.
Zayn zog jedes Mal, wenn ich zu ihm sah die Augenbrauen nach oben und zwinkerte mir zu, so dass ich rot anlief.
Grrr... Er sorgte nur noch dafür, dass ich mich hier vor versammelter Mannschaft zum Deppen machte.
„Kommst du nachher mit in den Wellness-Bereich? Dort soll es Whirlpools und so geben!", meinte Sam mit aufgeregt leuchtenden Augen, als sie das dritte Mal vom Buffet zurückkam und sich Nachschub geholt hatte -zu ihrer Verteidigung, es schmeckte himmlisch.
„Ehm...", murmelte ich zerstreut und zerrupfte mit den Fingern das Lachsbrötchen, da ich mich noch nicht traute aufzusehen, weil ich Zayn sonst irgendetwas in sein perfektes Gesicht geworfen hätte.
Fakt war, er machte mich verrückt! Er brachte mich aus dem Konzept, und zwar so stark, dass mir Sam immer wieder komische Blicke zuwarf und er mit hundertprozentiger Sicherheit Wind davon bekommen musste.
Und wenn ich die Schmetterlinge in meinem Bauch richtig deutete, dann wusste ich jetzt auch mit Sicherheit, dass ich verknallt war. In Zayn. Und zwar Hals über Kopf.
„Chloé?" Sam fuchtelte mir mit der Hand vor meinem Gesicht herum. „Kommst du mit oder nicht?"
Ich ließ sofort die Finger von dem Lachs und wischte sie mir an der Serviette ab. „Klar."
Sie runzelte die Stirn und grinste, als ich ihr ein gequältes Lächeln zuwarf.
„Cool! Dann gehen wir nämlich jetzt."
Erstaunt sah ich zu, wie sie -fast als letzte- aufstand.
Die anderen waren schon Großteils nach oben gegangen, was ich gar nicht mitbekommen hatte.
Schnell stopfte ich mir den Rest meines Lachsbrötchens in den Mund und folgte Sam dann aus dem Speisesaal hinaus.
Um das bemerkt zu haben, er war riesig! Wie alles hier. Schön dekoriert, gepflegt...
Etwas unbeholfen stolperte ich hinter Sam her zum Aufzug, wo schon der Rest auf dessen Ankunft wartete.
Als wir uns alle zusammen hineinzwängten sah ich aus dem Augenwinkel, dass Bruce einen Arm um Florence gelegt hatte, die mit leerem Blick auf den Boden starrte. So ging das schon die ganze Zeit.
Doch niemand konnte es ihr verdenken. Sie war... vergewaltigt worden.
Mein Magen zog sich immer noch zusammen, wenn ich daran dachte.
Man hörte es leider immer wieder, dass so etwas Schreckliches passiert, jedes Mal dachte man sich „Oh, nein. Ist ja schlimm!" doch dann vergas man es wieder, aber jetzt... Es war plötzlich so nah.
Wer nur tat so etwas?
„Kommst du nachher auch mit?", fragte Zayn, neben dem ich mal wieder ganz zufälligerweise gelandet war.
Ich nickte und wandte den Blick von Florences blasser Haut. Sie schien so krank und zerbrechlich.
In meiner Hosentasche vibrierte mein Handy und ich zog es hervor.

Gibt's was Neues? Ruf mich mal an!
Ich will wissen, wie es bei dir ist!
Xx Camille

Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen.

Ich ruf dich gleich zurück!
Chloé xxx

Als die Fahrstuhltüren mit einem Pling aufsprangen, steckte ich das Handy wieder weg und lief auf den Gang hinaus.
„Hier in zehn Minuten?", fragte Sam, als wir vor unseren Zimmern standen.
„Lieber in zwanzig, ich muss noch duschen!", meinte Sarah.
Och, nee, dachte ich. Die kam auch mit?
Bastian verdrehte grinsend die Augen. „Wozu? Du gehst jetzt sowieso gleich wieder ins Wasser!"
„Das verstehen Jungs nicht!", konterte sie und streckte ihm die Zunge heraus.
Er zuckte mit den Schultern. „Also, dann in zwanzig Minuten wieder hier!"
„Danke!", flötete Sarah und verschwand in ihrem Zimmer.
Ich zog die Augenbrauen hoch. Zu niemandem bestimmten, doch trotzdem fiel mein Blick auf Zayn, der mich amüsiert grinsend beobachtete.
Ich zwang mich sofort wieder zu einem normalen Gesichtsausdruck, da ich nicht wollte, dass er mitbekam, dass ich sie nicht leiden konnte.
Die beiden waren immerhin Freunde...
Mit einem gespielten Lächeln verschwand ich hinter Florence in unserem Zimmer.
„Gehst du auch?", fragte ich sie zaghaft, als sie sich sofort auf ihre Seite des Bettes legte und die Augen schloss.
Sie zuckte nur mit den Schultern.
„Das ist bestimmt endspannend...", meinte ich.
Sie brauchte eine Therapie...
Ihre Augenlieder flackerten. „Mal sehen. Wenn alle gehen, dann vielleicht schon."
Ich seufzte leise. „Gut, ich geh mal schnell telefonieren, ja?"
Sie nickte und da ich wusste, dass nicht mehr zurück kommen würde, lief ich ins Bad um ungestört zu sein. Auch wenn mich Florence nicht mit irgendwelchen verrückten Aktionen 'stören' würde, so beunruhigte mich ihre Anwesenheit etwas.
In dem großen Badezimmer setzte ich mich auf den Wannenrand und wählte Camilles Nummer.
Es dauerte nicht lange, bis sie schon mit einem freudigen „Hallo!" abnahm.
„Hey, ich bin's Chloé!"
„Ich weiß... Erzähl, wie ist es? Wo seid ihr? Habt ihr den Job?", begann sie sofort.
Ich musste lachen. „Wir wissen erst morgen Mittag, ob wir den Job haben!"
„Oh..."
„Aber bis jetzt ist alles einfach nur genial! Halt dich fest, wir sind im Negresco untergebracht!"
Einen winzigen Augenblick blieb es am anderen Ende der Leitung still, dann quietschte sie los.
„Echt? Oh, mein Gott wie cool! Ahhhh! Das ist der Hammer!"
Wieder entlockte sie mir mit ihrer aufgedrehten Art ein Lachen.
So sollte gerne alles im Moment sein, leicht und lustig, einfach, unbeschwert... Und nicht so verzwickt, wie es nun mal war.
„Ja, das ist es... Du solltest allein schon mal unser Zimmer sehen, einzigartig!"
Sie seufzte und ich hörte, wie sie sich auf ihr Bett plumpsen ließ. „Ich beneide dich, Chloé!"
Grinsend sah ich in den Spiegel, der mir auf Augenhöhe war, mein Spiegelbild erwiderte das Grinsen.
„Wie sieht es bei dir aus? Wann fahrt ihr in den Urlaub?", fragte ich und fuhr mit den Fingern über den Badewannenrand.
„Ich fahr überhaupt nicht, nur meine Eltern."
„Was? Wieso denn das?"
Sie quiekte wieder. „Ich bleibe, Louan hat... hat mich gefragt, ob ich seine Freundin sein will!"
Ich machte den Mund erstaunt auf und klappte ihn dann wieder zu. „A- Echt?"
„Ja!", quietschte sie wieder. „Und jetzt bleibe ich hier, weil er auch da bleibt und weil wir dann was zusammen machen und- Ahhhh!"
Sie verhaspelte sich selbst, da sie so schnell sprach und ich musste lachen.
„Das freut mich so für dich, Camille!"
Sie seufzte verträumt. „Danke... Wie sieht's aus mit Zayn?"
„Ähm..." Ich wurde rot, obwohl sie mich nicht mal sehen konnte. „Gut..." Ich zog das 'u' in die Länge.
„Heißt?"
„Dass wir uns geküsst haben?" Es war mehr eine geflüsterte Frage.
„Arww!", machte sie und ich grinste, doch meine Wangen färbten sich noch dunkler.
„Wir sind aber nicht zusammen", meinte ich und merkte selbst, wie sich meine Stimme etwas... nachdenklich anhörte.
„Das kommt noch! Und wenn es soweit ist, dann will ich das sofort wissen, verstanden?", forderte sie mit gespielt strengem Unterton.
„Wird gemacht!"
„Braves Mädchen... Was machst du jetzt grad so?", wechselte sie wie aus der Pistole geschossen das Thema, was bei ihr erschreckend häufig vorkam.
„Ich gehe gleich mit den anderen in unseren-" Ich machte eine kurze Pause, um sie zu ärgern, was ich ohnehin schon tat, allein dadurch, dass ich ihr von dem Luxus, den wir hier erlebten, vorschwärmte. „-Wellness Bereich und in den Whirlpool!"
„Miesling!", schrie sie und lachte. „Ach, man... Ich würde da jetzt gerne mit, aber nachher kommt Louan noch, also wird mein Abend auch nicht doof! Ha!"
Ich lachte.
„Mist, Zunge rausstrecken zieht übers Telefon nicht...", murmelte sie und ich musste noch mehr lachen.
„Dann stell ich es mir vor, ok?"
„Genau!", meinte sie und wir lachten wieder beide. Das war es, was ich jetzt schon vermisste...
Immer, schon mein ganzes Leben lang, hatte sie mich zum Lachen gebracht und somit den Ausgleich für mein trübes Zuhause geschaffen. Damit kam sie ebenfalls auf die "Schuld-Liste".
Ein leises Klopfen an der Badezimmertüre ließ mich verstummen.
„Warte mal schnell, Camille... Ja?", rief ich dann lauter.
„Die anderen wollen jetzt gehen", drang Florences Stimme nach innen.
„Ok, ich komme!", antwortete ich und senkte dann wieder meine Stimme.
„Du, Camille, wir gehen jetzt, ich muss also Schluss machen, tut mir leid."
„Du verlässt mich?", fragte sie mit weinerlicher Stimme.
Ich verdrehte die Augen. Das war etwas, was wir mal angefangen hatten.
„Ich mein doch nicht auf die Art und Weise Schluss machen, du Heini!"
Sie lachte frech. „Ok, also, schwimm schön und viel Glück und Spaß morgen bei dem Casting!"
„Danke, ich wünsch dir auch ganz viel Spaß heute Abend und auch in den kommenden Tagen. Ich schreib dir, wenn wir morgen die Entscheidung wissen, ja?"
„Jap!" Wie immer poppte sie das 'p'. „Pass auf dich auf, ok? Dein Vater hat sicherlich nicht aufgehört zu suchen..."
„Aber er erwartet sicher nicht, dass ich hier bin, oder?", fragte ich skeptisch.
„Hmm", machte sie. „Das nicht, aber er wird vielleicht die Polizei einschalten."
„Wen von der Polizei kümmert es schon, wenn ein Teenager mal für ein paar Tage fehlt? In Paris? Glaub mir, die haben andere Probleme!"
„Du fehlst aber bald schon Wochen!"
Ich seufzte... Sie seufzte.
„Pass einfach auf dich auf, Chloé, ja?"
„Mach ich... Du auch auf dich!"
„Ja, ich hab dich lieb, bis morgen!"
Ich lächelte. „Ich dich auch, bis dann!"
Damit legte ich auf und trat schnell aus dem Bad.
Ich trug immer noch meinen Bikini unter dem Kleid, so musste ich mich nicht umziehen, sondern konnte gleich Florence aus dem Zimmer folgen, nachdem ich mir ein Handtuch und meine Flip-Flops geschnappt hatte.

„Das. Ist. Der. Wahnsinn!"
Sam sah sich mit offenem Mund und strahlenden Augen um.
Ich musste ihrem Beispiel einfach folgen.
Die Whirlpool-Anlage war in einem der Räume unter der Erde, mit spärlichem, dennoch warmen Licht beleuchtet, die Decke war hoch und gefliest, im Boden vereinzelt kleine Runde Nischen, gefüllt mit sprudelndem Wasser, dass durch zusätzliche bunte Lampen erhellt wurde.
„Komm, wir nehmen die da!", rief Sarah und zog ihre beiden Freundinnen, von denen ich mir die Namen nicht merken konnte, so wie die Zwillinge zu einer der größeren Nischen.
Ich bekam nur noch am Rande mit, wie sich auf Florences Gesicht ein Lächeln stahl, als sie sich mit Bruce zusammen in das blubbernde Wasser sinken ließ, da ich selbst davon abgelenkt war, mir mein Kleid auszuziehen und in das warme Wasser einzutauchen.
Es war wunderbar!
Ich war ganz allein in einer Nische und tauchte, sobald ich vollständig nass war, den Kopf unter Wasser und hielt die Luft an.
Im Kopf zählte ich die Sekunden mit, die ich ohne Luft zu holen aushielt, doch nach ungefähr 30 Sekunden, begann mein Kopf zu brummen, weshalb ich schnell wieder auftauchte.
„32 Sekunden, Respekt!"
Ich zuckte zusammen und drehte mich zum Ursprung der Stimme.
Mit einer Hand hielt ich mich am Beckenrand fest, mit der anderen wischte ich mir die Haare aus dem Gesicht und grinste zu Zayn hoch.
Ich musste mich zusammenreißen, um nicht auf seinen freien Oberkörper zu starren.
„Rutsch mal, ich will auch noch rein!", meinte er lächelnd und kam zu mir in den Whirlpool.
An den Seiten waren unter Wasser Liegen angebracht, sodass man sich richtig entspannen konnte, auf die ich mich legte.
Zayn kam neben mich.
„Schön, oder?", fragte ich lächelnd, nachdem er nichts sagte, und fuhr mit den Fingern durch die strudelnden Wasseroberfläche.
Er nickte und nahm meine Hand in seine.
Im Licht der blauen Lampen, die durch das Wasser schienen, glitzerten seine dunklen Augen geheimnisvoll, so magisch und tiefsinnig...
Die Wärme des Wassers machte mich schläfrig und nahm all die Aufregung der letzten Stunden von mir.
Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen, als Zayn seine Fingerspitzen an meine legte und ein Grinsen über sein Gesicht strich.
„Denkst du, wir haben morgen eine Chance?", fragte er leise und mit rauer Stimme. Sein Gesicht lag noch immer in magischem Glitzern.
„Ja... Ich denke schon", hauchte ich und ließ den Blick schlussendlich doch über seinen Oberkörper streifen.
„Aber auch nur, weil du da bist", lächelte er und strich mir über die Wange.
Eine Gänsehaut breitet sich -trotz des warmen Wassers- auf meinem Körper aus.
Ich senkte den Blick ins Wasser. „Nein, auch weil ihr super tolle Tänzer seid..."
„Und wegen dir", beharrte er grinsend, was mich rot werden ließ.
„Ich bin froh, dass du dabei bist.", meinte er dann ernster und ich sah mit großen Augen auf.
Er lächelte schief.
Mein Ausdruck erhellte sich. „Ich bin auch froh, dass... du dabei bist. Und dass du für mich da bist."
Zayns Augen glitzerten. „Immer"

Feel like dancing (Zayn Malik)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt