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Es geht reih um und natürlich sitzt Lukas neben Oliver. Bis jetzt scheinen alle hier in Ordnung zu sein.

Sie sitzen ums Lagerfeuer herum, während jeder etwas von sich erzählt. Lukas hat sich derweil einen Stock zur Hand genommen und bohrt im offenem Feuer damit herum. Er fängt dünne Flammen damit auf, die aber schnell wieder aus gehen, da der Stock feucht vom Abendtau ist.

So lässt Lukas es irgendwann.

Oliver stupst ihn an. „Mach schon."

Lukas schaut sich um. 26 Augenpaare plus die des Leiters, der nicht am Lagerfeuer sitzt, sondern nur hinter den Bänken steht, gucken ihn an.

„Bin ich dran?", flüstert er Oliver zu.

„Ja, du Lusche", mault Ollie. Er weiß, dass Lukas immer schon die Ruhe selbst war, es ihm nicht an Selbstbewusstsein fehlt, leider etwas an Gehirnmasse.

Lukas dreht sich zu seinen Kameraden und zuckt mit den Schultern. „Bin Lukas Brenner und ich bin siebzehn und ich wohn' in Hamburg. Reicht das?" Er schaut zum Leiter. Dummerweise hat er die ganze Zeit nicht zugehört und weiß nicht, ob die anderen mehr erzählt haben.

Der Leiter seufzt und nickt.

Also widmet sich Lukas wieder seinem Stock und zerkleinert ihn langsam in Stückchen, die er dann gelangweilt ins Feuer wirft.

Es ergibt sich am Feuer ein Gruppengespräch, dass sich in mehrere auflöst. Lukas ist in keinem involviert und sieht nur gelangweilt Oliver an. „Machen wir jeden Abend nur das hier?"

Oliver schüttelt den Kopf. „Nee, einmal gehen wir etwas tiefer in den Wald und schlafen da unter freiem Himmel, dann gibt's noch ne Nachtwanderung und einmal fahren wir an die See."

„An welchen See?"

„Die Nordsee, du Pappnase", seufzt Oliver. Er ist wirklich jetzt schon müde. Lukas hat ihm letzte Nacht mit seinem ewigen Gelaber über Anna das Ohr abgekaut.

„Ihre Locken sind voll weich. Wirklich, ich hab sie letztens anfassen dürfen. O und Oliver? Schläfst du? Nein? Also ihre Lippen, ich sag dir die könn' küssen!"

Und so ging es stundenlang und es endete dann damit, dass Oliver Lukas sarkastisch gefragt hat: „Wann machst du ihr den Heiratsantrag?"

Na ja und dann war Ruhe gewesen.

Plötzlich hört Lukas wie etwas scheppert und zu Boden fällt und dann hört er Lachen.

„Wo willst du hin, Sommerdorf?"

„Ins Bett", mault eine Stimme.

Lukas sieht sich um, woher die Stimme kam und da sieht er, wie sich ein Junge vom Boden stemmt und die Hände in die Hosentaschen schiebt. Er funkelt den Kerl an, der ihn gefragt hat.

„Na, das hätt's du nicht leiser geschafft, oder?"

Immer noch wird gelacht. Lukas versteht das nicht. Ist der Junge gestolpert?

Er hätte sicher auch gelacht, aber er versteht es einfach nicht. Außerdem schüttelt jetzt Sommerdorf seinen Kopf und dreht sich auf dem Absatz um.

„Das Doktorensöhnchen geht schon mal schlafen!", ruft ein anderer hinterher und es lachen immer noch alle.

„Doktorensöhnchen?" Lukas runzelt die Stirn und sieht Oliver fragend an.

„Das ist Daniel Sommerdorf. Seine Eltern sind Doktoren. Das hat ein anderer Junge, hab seinen Namen vergessen, gesagt, weil seine Mutter Patientin bei seiner ist."

Lukas nickt. „Bestimmt so'n Schnösel der hier ist, um mal wieder auf die Erde zu kommen."

Oliver schaut Lukas von der Seite an. Oliver denkt nicht so. Er glaubt, dass Daniel zu lieb ist und vielleicht etwas abgehärtet werden muss, aber hochnäsig schien er nicht. Eher das Gegenteil. Er ist schüchtern, denkt sich Oliver und schaut wieder zurück ins Feuer, während sich die anderen wild unterhalten und ab und zu noch über Daniel Sommerdorf lachen.

Nachts, wenn ich nicht dran denken muss | boyxboy  ✔️ #WattpadOscars2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt