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Wenn Daniel die letzten Tage beschreiben soll, dann würde er sagen, dass es wie eine Blase war.

Lukas und er warteten nicht gerade mit Freude auf die Ankunft der anderen im Lager, aber als sie wieder da waren, teilte sich alles wieder zu seinen kleinen Gruppen auf. Lukas und Daniel verbringen dann die meiste Zeit allein. Lukas spielt ab und zu Fußball und ein paar Mal versucht sich Daniel auch wieder daran. Abends zeigt ihm Lukas ein paar Tricks und die beiden lachen und können sich umarmen, weil die anderen im Lager sind und irgendetwas anderes machen.

Sie machen immer wieder dumme Spiele, die immer mehr damit zu tun haben, dass man der Beste sein muss und das es immer nur um die Gemeinschaft geht.

Daniel und Lukas liegen oft abends im Bett und beschweren sich im Dunkeln über die Sachen, die sie sagen oder tun müssen. Daniel hasst das Lager immer noch, aber es gibt Momente, in den er es einfach vergessen kann. In den einfach nur Lukas da ist. In denen er nichts anders als Lukas sieht.

Und für Lukas ist es ähnlich. Er sieht nur Daniel, aber da sind Momente, in denen hat er einen sauren Geschmack im Mund und das sind die Momente, in denen er an Hamburg denkt und daran, bald wieder zurück zu müssen. Und daran, dass er dann Anna wieder sehen muss, die in einem Lager der BDM war.

Und Lukas fragt sich was Anna sagen würde, wenn sie wüsste was Lukas ist und was Lukas eben nicht für sie empfindet und nie empfinden wird.

Er überlegt Schluss zu machen, aber wäre das so sinnvoll? Er und Daniel werden nie zusammen sein können. Nicht unter diesen Umständen. Natürlich werden sie in Kontakt bleiben, aber mehr als Freunde werden sie nie sein können. Oder wenigstens werden sie öffentlich nie mehr als Freunde sein.

Lukas mag gar nicht daran denken, was sein Vater tun würde, wenn er es wüsste. Er will eigentlich überhaupt nicht daran denken was irgendjemand machen würde, wenn es irgendwer wüsste.

Außerdem weiß Oliver davon und der könnte es immer noch Lukas' Eltern sagen. Einfach so und Lukas hätte mal wieder eine gebrochene Nase oder blaue Flecke auf den Armen und Beinen.

Und er könnte sich nicht wehren. Weil es wahr ist und weil sein Vater wahrscheinlich Recht hat, denn das mit Daniel ist nicht das was man tun sollte. Nicht das was man sein sollte.

Doch Lukas ist es einfach und er kann es nicht ändern. Und eigentlich stört es ihn auch gar nicht, weil er nichts mehr in seinem Leben will als Essen, ein Dach über dem Kopf und Daniel Sommerdorf an seiner Seite. Ob nun öffentlich oder nicht.

Es passiert eines Nachts, in der Lukas mal wieder daran denken muss was nach dem Freizeitlager sein wird, da wird ihm klar, dass er Daniel liebt.

Richtig lieben.

Ein starkes Gefühl, Schmetterlinge im Bauch und den Drang immer bei ihm zu sein. Fast wie eine Sucht, kann Lukas es beschreiben.

Er ist sich so sicher, dass es fast wie ein Wurm in seinem Bauch ist, der sich durch seine Organe frisst, bis er schließlich durch den Mund raus kommt.

Die Worte fallen einfach so ohne dass Lukas es sagen will.

„Ich liebe dich, Daniel."

Es ist nachts und natürlich schläft Daniel tief und fest, ist nicht einmal zu Lukas gewandt.

Aber Lukas hat es gesagt. Er hat es in das Zelt geflüstert, Richtung Decke, aber er hat es gesagt.

Und es fühlt sich gut an. Wie ein Stein, der ihm vom Herzen fällt. Wie Wasser, das sich aufklart. Wie ein Regensturm, nachdem wieder die Sonne scheint.

Alles ist gut.

„Morgen sehen wir die Nordsee. Und ich sehe sie zum ersten Mal. Du weißt gar nicht wie aufgeregt ich bin", plappert Lukas weiter.

Nachts, wenn ich nicht dran denken muss | boyxboy  ✔️ #WattpadOscars2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt