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Das mit dem Ignorieren ändert sich leider am Vormittag beim Spiel.

Sie werden aufgeteilt. Zweierteams und eine Dreiergruppe. Daniel hat diesmal das Glück mit Bernd und Markus in einem Team zu sein.

Die sind noch schlimmer als Dumpfbacke Lukas und Oliver.

Es ist eine Art Schnitzeljagd. Sie müssen Spuren suchen und ihnen nachgehen. Und ja, Daniel hätte das ganz lustig gefunden, wenn Markus und Bernd sich nicht andauernd über ihn lustig machen würden.

„Woher weißt du das schon wieder?" - „Das weiß man halt." - „Was? Das weißt man halt? Du bist kein Mann, Kleiner."

Und so weiter und so weiter.

Ach wie lustig...

Nach zehn Minuten hat Daniel keine Lust mehr. Er rennt allein mit den Hinweisen in seiner Hand herum und trottet durch den Wald, während Markus und Bernd hinterher gehen und lachen. Natürlich über den kleinen Daniel, der sich „ja nie wehren könnte".

Daniel rollt mit den Augen. Alles läuft in Ordnung, bis er über einen Ast stolpert und in den Matsch einer Pfütze fällt.

Markus und Bernd kriegen sich da schon nicht mehr ein.

Daniel versucht sich wieder aufzurappeln, doch da wird er erneut in die Pfütze geschubst. „Bleib im Dreck, da wo du hingehörst, Weichei!", schnauzt Bernd.

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„Nein, das ist doch nicht rechts, Lukas. Wir müssen ins andere rechts!", beschwert sich Oliver und zieht Lukas in die Richtung, wo wahrscheinlich der nächste Hinweis ist.

Eigentlich sollten Paare entstehen, die sich nicht kennen, aber da sich zu viele schon kannten, ging es nicht auf und nun staksen die beiden besten Freunde gemeinsam durch den Wald.

Lukas schaut vertieft auf die Karte und versucht die verschlüsselten Worte zu entziffern. „Was mein' die denn mit Graben? Ich seh' hier keinen Graben!"

„Ist das groß oder klein geschrieben?", informiert sich Oliver und linst Lukas über die Schultern.

„Ist das wichtig?", zickt Lukas.

„Ja. Wenn's groß ist, hast du recht und wenn's klein ist, bist du blöder als ich dachte."

Dafür erntet Ollie einen Schlag in seine Rippen. „Aua, du Volltrottel!"

„Nenn' mich nicht blöd, hörst du?!", droht Lukas und reißt Ollie die Karte wieder aus der Hand.

Weiterhin versucht er den „Graben" zu finden. Zur Rache lässt Ollie ihn machen und sagt ihm nicht, dass es schlichtweg „graben" heißt...

Also rennen sie blindlings durch den Wald. Hinter ihnen sieht man noch leicht das Lager und vor ihnen nur mehr Bäume. Mittlerweile kann von Waldwegen nicht mal mehr die Rede sein. Sie gehen durch Geäst und steigen über tote Baumstämme.

„Sieh' ihn dir an", hören die beiden auf einmal jemanden lachen.

Ollie überlegt: Ist das nicht dieser Bernd?

„Ja,  Dreck, wo er halt hingehört." Und die Stimme stammt von diesem Markus.

Die beiden waren die einzigen am Lagerfeuer, die ziemlichen Müll gelabert haben und Bernd war es doch auch der den Witz über diesen Daniel Sommerdorf gemacht hat, richtig?

Oliver will sich gerade wieder umdrehen, da stoppt ihn Lukas. „Was machen die da?"

Ollie zuckt mit den Schultern. „Geh doch hin und schau nach."

Also geht Lukas allein, nachdem er Oliver die Karte und die bereits gefundenen Hinweise gegeben hat, in die Hand, in die Richtung, aus der er das Lachen hört.

Als es lauter wird, rennt er schon fast.

Schließlich erblickt er den Jungen, der von den beiden anderen runter gehalten wird und mit dem Gesicht in einer Pfütze steckt. Und diesen Lockenkopf kennt Lukas: Daniel Sommerdorf.

„Was zur Hölle macht ihr da, ihr Arschlöcher?", motzt Lukas und stampft auf die beiden zu.

Bernd und Markus lassen sich nicht aufhalten. Sie blicken nur einmal kurz zu Lukas und dann wenden sie sich wieder Daniel zu: „Na, willst du zu deiner Mami, du Baby? Du Weichei."

In Lukas steigt eine rasende Wut auf. Er bemitleidet Daniel und er hat gerade den schrecklich dollen Drang 'nem Arschloch seine Faust in die Fresse zu hauen.

Also tut er genau das.

Er geht die letzten Meter zu Bernd und schlägt ihm ins Gesicht.

„Bist du bescheuert?!", schreit dieser und hält sich die Nase zu.

„Nee, wohl eher du!" Besseres weiß Lukas gerade nicht zu kontern. Mit Fäusten spricht man besser als mit Worten. Das hat ihm sein Vater beigebracht.

Doch ehe er sich versieht, ist er es, der eine Faust im Gesicht hat.

„Leg dich nicht mit dem falschen an, Sackgesicht!", zischt Bernd und schlägt Lukas in die Magengegend.

Daniel hat sich in dieser Zeit wieder aufgerappelt Die Hinweise und die Karte liegen noch im Dreck, als er blind auf Bernd los rennt und ihn zu Boden wirft, dabei gleich seitwärts auf ihn fällt.

Bernd grunzt nur und versucht Daniel ein weiteres Mal ins Gesicht zu schlagen, doch da wird Daniel vorsichtig (oder vielleicht doch eher weniger) von Lukas am Kragen nach oben gezogen.

Bernd kriegt nochmal eine ins linke Auge, bis jemand schreit, um das Ganze zu unterbrechen.

„Was zum Kuckuck wird das da?! Auseinander, auseinander!"

Herr Schulz steht wütend vor den Jungs. Daniel sitzt auf dem Boden, Bernd stemmt sich halb mit seinem Arm vom Boden ab, zeigt aber keine Kraft, bald aufstehen zu können und Lukas steht außer Atem daneben und kann den Gruppenleiter nur angaffen.

„Was sollte das?! Hab ich nicht ausdrücklich verboten Gewalt anzuwenden?!"

„Also Bernd hat...", fängt Lukas atemlos an, wird jedoch von Schulz unterbrochen.

„Das will ich nicht hören. Ihr kriegt alle drei eine Strafe!"

Daniel sieht nach unten zu Boden. Das ist nun wirklich nicht fair. Er hat nichts getan und erst eingegriffen, um Lukas zu helfen, weil Bernd so ein sadistisches Arschgesicht war.

Doch Herrn Schulz interessiert das nicht. „Bernd, du machst drei Tage lang allein den Tischdienst und Daniel und Lukas, ihr habt drei Tage lang Feuerdienst."

Er dreht sich wieder um und will weg.

„Was ist Feuerdienst?", fragt Daniel da stirnrunzelnd.

Schulz dreht sich um. „Ihr passt bis zwei Uhr nachts aufs Feuer auf. Ich kontrolliere um zwei ob es noch brennt. Das heißt, dass ihr weniger Schlaf habt als die anderen. Und Bernd hat eben weniger Freizeit am Tag."

Stampfend geht er weg.

Lukas sieht Daniel grübelnd an. Dieser rappelt sich vom Boden hoch. „Tut mir leid", nuschelt er.

„Was genau?", lacht Lukas bitter.

„Das wir so 'ne Scheiße machen müssen."

Lukas zuckt mit den Schultern. „Ist eben jetzt so. Werden wir überleben."

Daniel nickt. „Sicher werden wir das."

Nachts, wenn ich nicht dran denken muss | boyxboy  ✔️ #WattpadOscars2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt