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Den Nachmittag verbringen die Jungen auf dem Fußballplatz, wo Lukas Daniel alles zeigt was er kann. Er hüpft die gesamte Spielzeit über das Feld mit einem breiten Grinsen, schaut immer wieder zu Daniel, um Applaus oder wenigstens einen Daumen hoch zu bekommen.

Daniel sitzt derweil die meiste Zeit am Rand auf einem Baumstumpf, folgt mit den Augen wie Lukas spielt und gibt ihm die so herzerwärmend gewünschte Zusprache.

Jubelschreie, Klatschen und selbst einmal ein stehender Applaus.

Lukas ist glücklich, weil Daniel ihn anfeuert und ihm zusieht. Er fände es sicherlich noch besser, würde Daniel mitspielen, aber der Versuch ist erfolgreich gescheitert.

Als Daniel dann nämlich auf dem Spielfeld steht und den Ball zu geschossen bekommt, springt er wie vom Blitz getroffen zur Seite und wird von der anderen Mannschaft ausgelacht, während seine eigene enttäuscht stöhnt und ihn auf die „Bank" schickt, weil „er's nicht packt".

Und seitdem sitzt Daniel auf dem morschen Baumstumpf, feuert Lukas an und bewahrt die Trinkflaschen der Spieler im Schatten auf.

Ab und zu muss Daniel aufstehen, um die Flaschen umzustellen, damit sie wieder im Schatten stehen.

Denn die Sonne wandert ihren Weg durch den Tag und schließlich geht sie unter und als Daniel von den Flaschen aufsieht, sieht er auf dem Feld liegende und schwitzende Jungen, die nicht mehr aufstehen zu können scheinen.

Er nimmt sich die Flaschen, bringt sie den, die er mag und kennt. Bekommt sogar von einigen ein Nicken oder ein genuscheltes Dankeschön als Antwort.

Lukas bringt er seine Flasche zum Schluss. Er setzt sich neben seinen Freund ins Gras, reicht ihm vorsichtig die halb leere Flasche und beobachtet wie Lukas' Kopf sich vom Boden auswuchtet, um schwach an der Flasche zu nuckeln wie ein erschöpfter Säugling.

„Genug Sport für heute?", fragt Daniel grinsend nach und rupft einige Grashalme heraus.

Er hat sich heute zwar nicht viel bewegt, aber das ist in Ordnung. Ihm hat es gereicht Lukas bei seiner Leidenschaft zuzusehen und ihm zu zujubeln.

„Fast."

„Fast?", lacht Daniel. „Sicher, dass du noch was schaffst? Vielleicht machen wir noch zusammen Liegestütze."

„Ich hatte an was anderes gedacht." Lukas flüstert es und sieht sich vorsichtig um, bevor er die Worte in den Mund nimmt.

Keiner darf es hören.

Seine Stimme ist kratzig und Daniel schluckt, als er dann die mutigen Worte ausgesprochen hat.

„Was genau?", flüstert Daniel zurück und beugt sich mit seinem Kinn auf seine Knie. So ergibt sich ein schmollender Mund mit zärtlichen Lippen, die Lukas anstarren muss. Ehrlich, er denkt, wenn er das nicht tut, muss er wohl oder übel verrecken.

„Ich besuche dich nachts und dann..." Lukas bricht den Satz ab, als er Daniels offenen Mund und seine gerunzelte Stirn sieht.

„Du schläfst sowieso bei mir, Lukas... Oliver ist..." Er druckst herum und braucht die letzten Worte nicht auszusprechen, denn Lukas hat es verstanden.

Leider sehr gut. „Ach ja, Oliver ist ein scheiß Arschloch. Fast vergessen." Er schnaubt.

„Ist dir das heute auch aufgefallen?", fragt Daniel nach und schielt herunter auf die von den Jungs bereits platt getretenen Gänseblümchen, die das einzige blühende auf dieser Wiese waren.

„Was?" Lukas liegt nun auf dem Rücken und sieht zu Daniel hoch. Der Schimmer der rötlichen und untergehenden Sonne bildet einen warmen Ton in Lukas' Gesicht. Sein Gesicht ist schweißnass und rot. Er sieht erschöpft aus und atmet immer noch schwer wie man an seinem sich hebenden und senkenden Bauch sehen kann.

„Oliver schien sich mit... Bernd anzufreunden."

Lukas lacht laut los. „Sicher nicht. Da musst du was Falsches gesehen haben."

„Lukas, ich saß die ganze Zeit neben dem Feld und hatte genug Zeit zu zusehen, wie dein bester Freund sich mit dem größten Arschloch anfreundet."

„Nein, Daniel. Das musst du falsch gesehen haben!", motzt Lukas ihn widerwillig an. Er setzt sich auf, um den letzten großen Schluck aus seiner Flasche zu trinken.

Er merkt die Kopfschmerzen, die durch das zu wenige Trinken, die Hitze und die Bewegung entstanden sein müssen.

Doch ist das gerade nicht woran Lukas denkt.

Er denkt an Oliver Stolz.

Lukas sieht, dass Daniels Blick vom Boden, zu ihm, zu einem anderen Punkt weiter weg geht und dann folgt er seinem Blick und sieht Oliver und Bernd lachend nebeneinander im Gras sitzen.

„Oliver ist zu stur und meinungsstark, um sich mit so einem Vollpfosten anzufreunden", schüttelt Lukas grimmig den Kopf.

Und Daniel verbeißt sich den Kommentar. Er hatte immer schon das Gefühl, dass Lukas' und Olivers Freundschaft nur auf dem ersten Blick gesund ist, aber sobald man näher hinsieht, merkt man, dass Oliver Lukas schlecht fühlen lässt, ihn runter macht und beleidigt.

Am Anfang dachte Daniel, dass es Lukas ist, der Oliver beleidigen würde, aber mit der Zeit und der wachsenden Nähe zu Lukas, ist ihm klar geworden, dass es eher anderes herum ist. Lukas wehrt sich nur, wenn Oliver gemein ist.

Wenn Lukas nämlich mit Daniel allein ist, flucht er nicht.

„Weißt du... vielleicht ist das nur eine kurze Ebbe", knirscht Daniel zwingend hervor. Er darf Lukas jetzt nicht sagen, dass Oliver ihn eh immer nur zu seinem Vorteil ausgenutzt hat und ihn nicht wirklich zu mögen scheint. Dann würde Lukas höchstwahrscheinlich ausrasten und alle abblocken.

„Was ist denn Ebbe?" Lukas schaut wieder zu Daniel und steht langsam auf. Auch die anderen Jungen haben sich erhoben, um den Weg zurück zum Lagerplatz anzutreten.

„Wenn das Wasser der Nordsee für ein paar Stunden zurück geht. Wenn man am Strand steht, kann man es meist nicht mehr sehen", erklärt Daniel ruhig.

„Und wieso tut das Wasser das?"

Daniel lacht. „Lukas, frag das Wasser, wenn wir am Strand sind."

Lukas ist kurz davor einfach den Arm um Daniels Schulter zu legen, aber mit dem Wissen, dass Oliver hinter ihnen geht, lässt er das bewusst.

Wer weiß schon was Oliver über die intime Freundschaft der beiden denkt und zu was das führen könnte.

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Ich lerne gerade mal wieder ausschweifend zu schreiben. In meinen Fan-Fictions habe ich das irgendwie verlernt... Es ist schön mal wieder so schreiben zu können. ^-^

(Habe heute das Ende der Geschichte geplant und ich freue mich schon darauf, es zu schreiben. c:)

Nachts, wenn ich nicht dran denken muss | boyxboy  ✔️ #WattpadOscars2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt