Kapitel 3

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Am späten Nachmittag bei Karin und Michael

Nachdem die Leute vom FBI begriffen hatten, dass sie die Beiden nicht so einfach trennen konnten, wurden sie mit der Zeit dann doch etwas freundlicher. Agent Johnson organisierte sogar von einer Bekannten, die in der Gegend wohnte, frische Sachen für Karin.

„Ich hoffe das ist die richtige Große", meinte er.

Karin murmelte nur ein Danke und bemühte sich ihn nett zu finden. Sie sagte sich immer wieder, dass er und die Anderen hier ja im Prinzip nur ihre Jobs machten.

Sie und Michael hatten den Tag im Garten verbracht. Zwar war das Areal recht groß, aber dennoch klein, wenn man über Stunden nichts anderes sah als immer dieselben Bäume und Sträucher. Von außen war das Ganze nicht einsehbar und man brauchte spezielle Zutrittskarten um hinaus und hinein zu kommen. Ihr und Michael war es ohnehin nicht gestattet sich außerhalb aufzuhalten. Karin fühlte sich wie in einem Gefängnis.

Für alle Anderen, ausgenommen die hier anwesenden Personen, existierten sie ja nicht mehr.

Im Augenblick saßen Beide im Garten auf einer Bank. Michael las irgendeinen englischen Krimi, den ihm Agent Johnson gegeben hatte, während Karin sehr angestrengt Briefe schrieb - unter anderem an Biggi und ihre Eltern.

„Laura hat nächste Woche Geburtstag, weißt du und wenn ich ihr schon nicht persönlich gratulieren kann, dann möchte ich wenigstens...", begann Karin.

Michael merkte schnell, dass sie sich schon wieder sehr traurig anhörte, ließ daher den Krimi erst mal Krimi sein, kniete sich vor sie hin und ergriff ihre Hände.

„Thomas und ich haben für sie noch ein Geschenk gekauft. Laura hat sich ein neues Fahrrad gewünscht und das steht jetzt im Keller herum. Ich möchte nur sichergehen, dass Biggi auch davon erfährt."

„Du hast die beiden Mädchen sehr gern. Nicht wahr?" sagte Michael und nahm sie in seine Arme.

Karin nickte.

„Ja, sie bedeuten mir sehr viel. Ich habe sie sehr lieb gewonnen. Ich wünschte ich hätte mich wenigstens richtig von ihnen verabschieden können, wenn ich sie schon nie wieder sehe."

Michael drückte sie näher an sich und küsste sie auf den Kopf. Irgendwie gefiel sie ihm gar nicht. Er hatte Karin schon lange nicht mehr so niedergeschlagen gesehen. Michael überlegte daher fieberhaft, was er tun konnte, um sie wieder aufzuheitern.

Bis ihm schließlich etwas einfiel.

„Karin?" begann er und lächelte sie verliebt an.

„Mmmh?"

„Ich...weißt du, mir ist eingefallen, wie wir uns doch von Biggi und allen Anderen vernünftig verabschieden können, sodass du ihr auch persönlich sagen kannst, was sie bei Lisa und Laura zu beachten hat und außerdem verhindern können, dass sie uns womöglich doch trennen."

„Ach, ja? Und wie?" Karin sah ihn fragend an.

„Naja, wenn wir eine Familie wären, dann müssen sie dich ja mit mir mitfliegen lassen", grinste Michael.

Karin sah ihn allerdings nur entgeistert an.

„Tut mir Leid, aber ich versteh nicht, was du meinst."

Anstatt einer Antwort zog sie Michael zu sich und küsste sie. Danach musste dann auch Karin lächeln. Jetzt war nur noch die Frage, ob das FBI das auch erlauben würde.

In der Zwischenzeit bei Biggi, Enrico und den Mädels in der Villa

Besonders Biggi hatte es kaum erwarten können von der Basis wegzukommen. Normalerweise hatte sie dort freiwillig und gerne ganze Nächte verbracht. Aber nun hatten sie kurz hintereinander drei liebe Kollegen und vor allem Freunde verloren.

Biggi wusste genau es würde nie wieder dasselbe werden.

Lisa und Laura hatten sich in ihr Zimmer verzogen und spielten dort Videospiele. Eigentlich mochten sie so etwas normal nicht, aber das Ganze lenkte sie zumindest ein bisschen von der Realität ab. Biggi und Enrico wussten das und sagten daher auch nichts als die Beiden den Ton immer lauter stellten und man ganz deutlich das Geballer hören konnte.

„Wir müssen uns irgendetwas wegen den Beiden einfallen lassen", fing Enrico an. „Vor allem sollten wir mal zum Gericht gehen und das mit dem Sorgerecht klären."

„Enrico, bitte nicht jetzt", erwiderte Biggi nur.

Sie wusste ja, dass er Recht hatte, aber sie hatte heute einfach keinen Kopf dafür.

„Schon gut", meinte Enrico und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

Biggi und Enrico dösten dann ein wenig auf der Couch vor sich hin als es plötzlich an der Tür Sturm klingelte.

„Wer kann denn das jetzt sein? Es ist schon fast sechs", sagte Biggi während Enrico aufstand, um die Tür zu öffnen.

„Vielleicht ist es ja Peter", mutmaßte Enrico, bevor er die Tür aufmachte.

Es war nicht Peter.

„Guten Abend. Ich bin Agent Smith, FBI. Sind Sie Herr Contini?"

„Ja."

„Und Sie sind Frau Schwerin?"

Biggi nickte.

„Was will denn das FBI von uns?" erkundigte sich Enrico und legte schon mal vorsichtshalber schützend einen Arm um Biggi.

Die war allerdings mehr wütend als ängstlich und sah Agent Smith nur verärgert und herausfordernd an. Ihrer Meinung nach waren diese Leute nämlich ganz genauso mitschuldig an der Situation. Wenn sie und die deutsche Polizei ihre Arbeit vernünftig gemacht hätten, dann wäre Thomas jetzt nicht tot und Karin und Michael müssten nicht das Land verlassen.

„Was wollen Sie hier?" fuhr sie ihn daher an.

Agent Smith schien ein bisschen überrumpelt, erklärte ihr dann aber in Ruhe, was er hier machte.

„Meine Kollegen und ich halten das ja für eine Schnapsidee", meinte er schließlich, wofür er sogleich eine Ohrfeige von Biggi kassierte.

„Sagen Sie so etwas nie wieder", begann sie und wandte sich dann an Enrico. „Okay, also du hast es gehört. Am besten du fährst schon mal zu Peter und Stella und ich kümmere mich mit Lisa und Laura um den Rest."

„Ist gut."

„Ich gebe Ihnen eineinhalb Stunden Zeit, dann sind Sie alle wieder hier und wir fahren zusammen hin. Und wer nicht pünktlich ist, der..."

„Ja, wir haben's verstanden", entgegnete Biggi sauer. „Lisa! Laura! Kommt sofort herunter!" rief sie dann und ließ Agent Smith erst mal im Regen stehen.


 


 


 


 


 


 

Medicopter 117 - Entscheidung aus LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt