Lauras Geburtstag
Etwa zwei Wochen nach dem Tod ihres Vaters feierte Laura ihren 14 Geburtstag, wobei von feiern keine Rede sein konnte.
Ursprünglich hätte es ein fröhliches Fest werden sollen, zu dem Laura auch einige Schulkameradinnen eingeladen hatte. Jetzt wollte sie davon nichts mehr wissen und hatte kurzerhand alle wieder ausgeladen.
Biggi tat das besonders weh, aber sie mischte sich nicht ein. Jeder ging eben anders mit seiner Trauer um. Dennoch ließen es sich Biggi und Enrico nicht nehmen für Laura eine schöne Geburtstagstorte zu besorgen, sowie Max, Peter, Stella und Oliver zu einer kleinen Feier einzuladen, da sie dachten sie würden die Mädels dadurch ein wenig aufheitern können.
Zunächst sangen alle für Laura ein Happy Birthday, aber die Stimmung wollte und wollte einfach nicht besser werden, obwohl sich sämtliche Anwesende redliche Mühe gaben. Doch Lisa und Laura waren einfach nicht in der Stimmung für eine Party.
Das Fahrrad, das Laura sich noch vor einem Monat doch so sehr gewünscht hatte, interessierte sie nun nicht mehr. Ebensowenig die anderen Geschenke. Am schlimmsten aber war für sie die Karte, die ihr Vater dem Geschenk beigelegt hatte.
Wenn sie sie wenigstens makaber hätte nennen können, aber Laura empfand im Moment etwas ganz anders.
Mein kleines Mädchen (oder vielleicht besser - Mein großes Mädchen?)
denn immerhin bist Du nun schon fast erwachsen. Ich kann es kaum glauben, dass Du heute schon 14 Jahre alt wirst. Bestimmt wirst Du mir nächste Woche schon Deinen ersten Freund vorstellen. :-)
Dabei erscheint es mir erst gestern gewesen zu sein, dass ich Dich im Kinderwagen vor mir hergeschoben habe.
Mir ist bewusst, dass alle Kinder früher oder später erwachsen werden (müssen) und ich wünsche Dir dabei alles Glück dieser Welt.
Aber vergiss bitte bei all dem nicht auf Deinen armen alten Vater, der Dich und Deine Schwester über alles auf der Welt liebt. Freunde kommen und gehen, aber ich werde immer für euch Beide da sein.
Als Laura den letzten Satz zu Ende gelesen hatte, sprang sie auf und rannte eilends nach draußen. Biggi - im Glauben, dass Laura sich nun die Seele aus dem Leib heulte - lief ihr sofort hinterher.
„Ich hasse ihn", stieß Laura hervor als sie Biggi näherkommen sah.
Diese blickte sie sichtlich schockiert an.
„Das meinst du doch sicher nicht ernst."
„Doch, das ist mein voller Ernst. Er hat Lisa und mich im Stich gelassen", erwiderte Laura verächtlich. „Weißt du nicht mehr als Mama gestorben ist, da hat er uns versprochen immer für uns da zu sein und uns nie alleine zu lassen. Er hat gelogen. Er hat uns angelogen", sagte Laura laut und bestimmt.
Biggi schüttelte nur den Kopf. Sie musste genau, dass Laura ihre harschen Worte nicht so meinte. Sie brauchte eben irgendjemanden, dem sie die Schuld zuschieben konnte. Vielleicht half ihr das ja ihren Schmerz zu verarbeiten.
Vorsichtig nahm Biggi die weinende Laura in die Arme und versuchte sie so gut es ging zu trösten.
In Los Angeles
Auch Karin und Michael dachten währenddessen an Lisa und Laura. Besonders Karin vermisste die Mädchen. Sie waren zwar manchmal anstrengend gewesen, aber Kinder bereicherten schließlich zu allererst das eigene Leben.
„Ich hoffe, dass Fahrrad gefällt ihr", murmelte Karin vor sich hin.
„Ganz bestimmt, wenn du es ihr ausgesucht hast. Du hast schließlich einen guten Geschmack", erwiderte Michael nur.
„Ach ja? Bist du dir da auch wirklich sicher? Immerhin habe ich mir ja auch dich ausgesucht", entgegnete Karin frech grinsend.
Sofort fing Michael an sie zu kitzeln.
„Aufhören", kicherte Karin und versuchte ihn allerdings eher halbherzig von sich wegzudrängen.
Im Endeffekt waren Beide aber sehr froh darüber, wenn sie so wie im Augenblick miteinander lachen konnten und die furchtbaren Ereignisse für einen Moment vergessen konnten.
Nachdem sich Beide nach etlichem Gelächter und Geküsse wieder beruhigt hatten, machten sie sich fertig für ihre Arbeit.
Karin hatte eine Stelle als Assistenzlehrerin für Deutsch bekommen, während Michael nun als Kassenwart im Büro bei einem Sportverein arbeitete. Es war zwar für keinen von ihnen der Traumjob, aber wenigsten hatten sie etwas zu tun und das war im Moment wohl das wichtigste.
Sicherlich hätten sie auch einen Posten als Ärzte bekommen können, wenn sie sich darum bemüht hätten, aber das FBI hatte ihnen geraten das lieber bleiben zu lassen und Beide wollten natürlich kein Risiko eingehen.
So langsam schien es ihnen als ob ihr Leben endlich wieder in normale, geregelte Bahnen gelenkt werden würde.
In der Zwischenzeit in einer abgeschotteten Villa irgendwo in Deutschland
Sergej Limov und einige seiner Getreuen, die ebenfalls die Explosion überlebt hatten, hatten es sich in den Kopf gesetzt ihre Widersacher ein für alle Mal loszuwerden. Dazu zählte mittlerweile nicht mehr nur Michael, sondern die gesamte Basis, allen voran Thomas, der sie daran gehindert hatte Michael gleich umzubringen. Dafür sollte nun auch er büßen.
Vor einer Woche war es Limov gelungen aus dem Gefängnis zu fliehen und jetzt wollte er nur noch eines - Rache.
„Euch ist doch hoffentlich klar, dass es diesmal anders laufen muss", meinte Limov zu seinen Leuten, der genau wusste, dass Michael wohl kein zweites Mal auf eine gefakte E-Mail der Polizei hereinfallen würde.
„An was hast du dabei so gedacht, Boss?" fragte einer.
„Habt ihr noch schon mal etwas von Sun Tsu gehört?"
„Du meinst den Chinesen unten an der Ecke?" entgegnete Jurij. „Aber wie sollte das Schlitzauge uns helfen können?" erkundigte er sich anschließend und schaute verdattert drein.
Limov gab ihm daraufhin eine schallende Ohrfeige, sodass er nach hinten fiel. Leider waren seine Männer, was das Geistige betraf, nicht die hellsten und manchmal verzweifelte er an ihnen. Jetzt war wieder so ein Moment.
„Du, Idiot. Ich rede von Sun Tsu, dem großen chinesischen Heerführer und Militärstrategen. Er ist der Autor des Buches Die Kunst des Krieges."
„Das scheint ja ein sehr kluger Mensch zu sein. Vielleicht können wir den mal kennenlernen."
Limov lief daraufhin wütend Rot an. Andrej ging in Deckung, bevor Limov erneut zuschlagen konnte.
„Er ist vor über 2000 Jahren gestorben", entgegnete Limov ruhig. „Jedenfalls nachdem Dimitrij ja offensichtlich keinen Erfolg hatte..." Dimitrij war derjenige, der von Theresas Großvater erschossen worden war.
„Tja, scheint so als wäre unser guter Mitja auch nicht besonders erfolgreich gewesen. Dabei hat er sonst immer so mit seinen Fähigkeiten geprahlt", kommentierte Andrej gehässig.
Limov warf ihm einen verärgerten Blick zu, der ihn sofort verstummen ließ.
„...müssen wir es anders versuchen. Sun Tsu lehrt uns dabei folgendes - Der Krieg ist ein Weg der Täuschung."
„Das versteh ich nicht."
„Natürlich nicht. Du bist ja auch ein Volltrottel, Jurij."
Alle Anderen brachen daraufhin in ein hämisches Gelächter aus.
Limov warf ihnen einen gestrengen Blick zu, sodass sie sogleich wieder verstummten. Danach beschloss er erst mal etwas für sein leibliches Wohl zu tun.
Seine Rache lief ihm ja nicht davon.
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Medicopter 117 - Entscheidung aus Liebe
FanfictionAuf dem Friedhof: Biggi, Karin und Thomas' Mädels haben sich gerade von ihm und Michael verabschiedet. Aber ist es tatsächlich ein Abschied für immer? A-Crew: Pilot?, Mark, Peter B-Crew: Biggi, Karin, Enrico Gina arbeitet ebenfalls auf der Basis als...