Kapitel 10

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Etwa einen Monat später bei Karins neuer Arbeitsstelle

Karin hatte sich so weit gut eingelebt und verstand sich mit allen Kollegen recht gut und ein paar sogar besonders gut. Allerdings hielt sie sie nach wie vor auf Distanz.

Jedes Mal, wenn sie sie Abends zum Essen einluden, lehnte die ab und erfand irgendeine Ausrede. Michael tat dasselbe. Beide wollten nicht unhöflich sein, aber besonders Karin hatte geradezu panische Angst, dass irgendjemand ihrem Michael Schaden zufügen wollte.

Nur mit ihrer Nachbarin redeten sie manchmal, aber auch dieser misstrauten sie.

„Diesmal akzeptiere ich kein Nein, Emma", ertönte es plötzlich von hinten von Susan. „Wir gehen heute aus, du, Betsy, ich und noch eine Freundin. Du musst mal unter die Leute kommen. Seit ich kenne lebst du hier wie ein Eremit. Das kann nicht so weitergehen. Heute Abend werden wir mal wieder Spass haben."

Karin lächelte verhalten, aber ihr fiel keine passende Ausrede mehr ein.

„Es tut dir sicher gut, wenn du mal wieder unter Leute kommst. Du brauchst ein bisschen Abwechslung. Oder möchtest du dein vielleicht ganz restliches Leben hier im Zimmer verbringen?" meinte Michael als Karin ihm von den Plänen für heute Abend erzählt hatte.

Karin lächelte ein wenig.

„Na siehst du. Und jetzt geh dich besser umziehen."

„Und was ist, wenn sie mich fragen, was...?"

„Dann erfindest du eben einfach irgendetwas", entgegnete Michael lächelnd. „Hey, mach dir nicht so viele Sorgen. Niemand weiß, dass wir hier sind außer den paar Leuten vom FBI und die werden mit Sicherheit nichts verraten", meinte Michael zu ihr und gab ihr anschließend einen zärtlichen Kuss auf den Mund.

Währenddessen in der Berghütte

Theresas Großvater hatte sich mittlerweile schon ein wenig an den Fremden gewöhnt, der nun ja nicht mehr ganz so fremd war.

Beide ertrugen nun zusammen geduldig die Launen des alten Mannes.

„Eins würde mich dann doch interessieren...", begann Stefan als er mit Theresa mal wieder auf der Wiese vor dem Haus saß.

„Und das wäre?" entgegnete Theresa leicht nervös.

Irgendwie konnte sie sich nämlich schon denken, was er sie fragen wollte.

„Wie kommt es eigentlich, dass so ein hübsches Mädchen, wie du, ganz alleine mit einem alten...Griesgram...", dabei senkte er seine Stimme ein wenig falls der alte Mann in der Nähe sein sollte.

Theresa versuchte zu lächeln.

„Großvater war nicht immer so, aber er hat viel mitgemacht."

„Du redest vom Krieg?!"

„Ja, auch...aber auch vom Tod meiner Mutter. Mein Vater hat uns verlassen als wir noch ganz klein waren und..."

„Uns?"

„Meinen Bruder Andreas und mich. Meine Mutter ist jung an Krebs gestorben und dann hat Großvater uns aufgezogen...ganz alleine...er hatte es sicher nicht immer leicht mit uns. Kinder können ja manchmal sehr anstrengend sein."

„Verstehe", erwiderte Stefan nachdenklich. „Und wo ist dein Bruder jetzt? Ist er etwa auch gestorben?"

„Aber nein...wo denkst du hin...er lebt mit seiner Familie in Hamburg und arbeitet dort als Ingenieur...", entgegnete Theresa lächelnd.

Sie war überrascht als ihr von der anderen Seite scheinbare Ablehnung entgegenschlug.

„Schon klar. Dein Bruder macht sich also in Hamburg ein schönes Leben, während du deines hier für einen alten Griesgram opfern musst. Schöne Verwandte hast du."

Theresa war wie vor den Kopf gestoßen und wusste nicht, was sie darauf antworten sollte.

Das schlimmste daran war, dass er mit allem vollkommen Recht hatte.

In Los Angeles

Karin genoss letztlich doch den Abend mit ihren Kolleginnen. Michael hatte schon Recht gehabt. Sie konnte ja nicht für den Rest ihres Lebens zu Hause herumsitzen und Trübsal blasen.

„Siehst du, jetzt gefällt es dir doch", meinte Susan grinsend zu Karin.

„Manche Leute muss man eben zu ihrem Glück zwingen", lachte Betsy.

Karin lächelte ein wenig. Susan und Betsy schien es schon sehr gut zu gehen. Karin und die andere Frau am Tisch, die bisher auch kaum zwei Worte gesprochen hatte, waren dagegen noch vollkommen nüchtern.

Plötzlich standen ein paar, ebenfalls schon Recht angeheiterte Herren, vor ihnen.

„Dürfen wir die Ladies vielleicht zu einem kleinen Tänzchen einladen?"

„Ich habe nichts dagegen einzuwenden", meinte Betsy sofort und sprang auf.

Susan wollte auch Karin mitzerren, aber diese wehrte sich heftigst dagegen.

„Lass mich, ich mag nicht."

„Mein Gott bist du fad", erwiderte Susan nur, bevor sie abdampfte.

Die andere Frau musste lachen. Karin drehte sich verwundert zu ihr um. Sie hatte sie schon ganz vergessen.

„Du darfst nichts darauf geben. Susan ist manchmal ein wenig vorlaut, aber sie meint es nicht böse. Ich bin übrigens Melissa", meinte sie freundlich lächelnd. „Falls du es vergessen hast", grinste sie.

Tatsächlich hatte Karin nicht wirklich darauf gedachtet als Betsy ihr ihre Freundin vorgestellt hatte.

„Emma, richtig?"

Karin nickte und lächelte ein wenig. Ihr war nicht wirklich nach reden zu Mute. Sie vermisste ihre alte Arbeit, Biggi und die Mädels.

Freilich ihre Kolleginnen hier waren auch nett, aber es waren eben nur Kolleginnen, keine Freundinnen und Karin fand sie ein wenig oberflächlich, auch Susan, obwohl sie sicherlich ein herzensguter Mensch war.

Bestimmt tat sie ihr Unrecht.

„Du magst solche Festivitäten nicht besonders", stellte Melissa nach einer Weile fest.

Karin sah sie erstaunt an. War das derart offensichtlich?

„Es geht so", erwiderte Karin, aber man merkte, dass sie es nur aus Höflichkeit gesagt hatte.

Sie ließ ihren Blick in die Ferne schweifen und hoffte dadurch ihr Gegenüber endlich zum schweigen zu bringen.

„Weißt du, ich auch nicht. Vielleicht können wir ja mal etwas zusammen machen ohne die beiden Anderen?" schlug sie dann vor. „Das wird sicher lustig."

„Ja, vielleicht", erwiderte Karin geistesabwesend.

Dann lehnte sie sich wieder in ihrem Sessel zurück, schloss die Augen und tat als würde sie schlafen.

Etwas später in der Berghütte

„Es tut mir Leid, wenn ich vorhin ein wenig...es geht mich ja im Grunde genommen nichts an, was du mit deinem Leben anfängst."

„Verdammt richtig", erwiderte Theresa wütend, obwohl sie eigentlich mehr traurig war über seine wahren Worte.

Es war lange her seit sie das letzte Mal über längere Zeit mit einem Fremden zusammen war und auch sie hatte den Umgang mit anderen Menschen wohl verlernt. Dabei war sie so froh, dass es hier endlich endlich neben ihrem Großvater noch jemand anderen gab.

„Tut mir Leid", murmelte Theresa nach einer Weile, die sich ein wenig schuldig fühlte. „So war das nicht gemeint."

„Schon ok", meinte Stefan nur.

Dann nahm er sie in seine Arme und drückte ihr einen Kuss auf den Kopf.

Theresas Großvater beobachtete die Beiden aus der Ferne mit gemischten Gefühlen.

...

Entschuldigt bitte, dass das mit dem updaten so lange gedauert hat. Ich werde mich bemühen ab jetzt wieder regelmäßiger etwas zu posten.

Danke  an dieser Stelle noch mal an alle Leser und Reviewer etc.

Medicopter 117 - Entscheidung aus LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt