#15 - Ball-Luft-Problem

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Verunsichert hielt Stegi den Ball in den Händen, sah den Korb skeptisch an. Würde er jetzt treffen? Schliesslich traf er normalerweise nie, in ihrer speziellen Situation waren nicht allzu gute Begebenheiten, um es zu schaffen. Tim stand mit etwas Abstand neben ihm, liess ihn keine Sekunde aus den Augen. Er wartete gespannt, ob der Blonde nun werfen würde, oder es doch liess. Stegi biss sich auf die Lippen, atmete tief durch, bevor er den Ball ein kleines Stück sinken liess. Er zuckte zusammen, sein Herz setzte einen Schlag aus, als Tim ihn dazu aufforderte, endlich zu werfen. Aus dem Schreck heraus warf Stegi den Ball, was folglich nur danebengehen konnte. Er verfehlte den Korb nicht nur ein wenig, nein, der Ball traf nicht einmal die Vorrichtung, an der der Korb befestigt war. Stattdessen wurde er vom Gitter aufgehalten, das den Platz begrenzte. Beschämt starrte Stegi seine Schuhe an.

Erst das befreite Lachen, das über den Platz schallte, liess ihn seinen Kopf heben. Tim stand am Platzrand, hielt den Ball in den Händen und konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten. Er versuchte, sein Lachen abzuwürgen, doch Stegis Blick war unbezahlbar. Der Blonde spürte, wie sein Gesicht wärmer wurde. «Lächerlich », brummte er, konnte sich ein Grinsen jedoch ebenfalls nicht verkneifen. Zustimmend nickte Tim, kam auf ihn zu und schaffte es, seinen Heiterkeitsausbruch wieder unter Kontrolle zu bringen. Er meinte: «Du hättest mir doch sagen können, dass du überhaupt nicht werfen kannst. Dann hätte ich dir alles von Grund auf erklärt. » Schulterzuckend nuschelte Stegi etwas Unverständliches.

Zehn Minuten später traute er sich erneut, einen Korb zu werfen. Oder es zumindest zu versuchen. Tim hatte ihm alles genauestens erklärt, ihm sogar die verschiedenen Wurftechniken demonstriert. Zu Stegis Erleichterung waren sie durch sein Missgeschick in ein Gespräch gekommen, ohne dass es erzwungen wirkte. «Korrigierst du mich, falls ich es wieder komplett falsch mache? » Tim nickte, hob den Daumen, als Zeichen, dass er bereit war. Stegi starrte den Korb an, als würde er ihn gerne umbringen, warf nach kurzem Durchatmen trotzdem. Der Ball flog, traf auf den Rand des Korbes, wurde dadurch erneut in die Luft gestossen. Der Werfer hielt den Atem an, beobachtete mit geweiteten Augen, wie der Ball schlussendlich im Korb landete. Vor Freude hüpfte Stegi auf und ab, gab Tim einen High five. «Nicht übel », kommentierte dieser, holte den Ball zurück und warf ihn Stegi zu. Überfordert versuchte er, ihn zu fangen, doch er konnte nicht verhindern, dass der Ball ihn gegen den Brustkorb traf. Der plötzliche Druck liess all seine Luft aus der Lunge entweichen, sodass er vergebens nach Luft schnappte. Er begann zu husten, verzog das Gesicht schmerzerfüllt, denn alles zog sich noch mehr zusammen, als es eh schon war. Tim realisierte erst da, was geschehen war.

Aber bevor er Stegi erreichte, sass dieser am Boden und atmete vorsichtig ein und aus. «Es tut mir leid. Geht es wieder? » Er hielt ihm seine Hand hin, um ihm aufzuhelfen. Zögernd griff Stegi nach dieser, liess sich von Tim aufhelfen. Vielleicht einen Moment zu lange hielt Tim den Körperkontakt zu Stegi aufrecht, bis er seine Hand rasch zurückzog und ihm unschuldig zulächelte. «Ja, es ist wieder besser », flüsterte Stegi, wusste nicht, was er von der Geste halten sollte.

Letters to X || StexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt