Stegis Schwester hatte sehr wohl bemerkt, wie sehr sie ihren Bruder in Verlegenheit brachte. Sie hatte sich leise für die Unterbrechung entschuldigt und Bescheid gegeben, dass sie nach Hause gehen würde. Stegi hatte bloss genickt, zu mehr war er nicht fähig gewesen. Auch jetzt noch sass er schweigend da, wusste nicht, wohin er blicken sollte. Tim setzte immer wieder an, etwas zu sagen, doch er brach ab, bevor auch nur ein Wort seine Lippen verlassen hatte. Die beiden Jungs fanden die Situation nicht angenehm, aber keiner der beiden wusste, wie er sie ins Positive abwenden sollte.
Schliesslich wurde es Tim zu viel, ohne weiter darüber nachzudenken trat der nach dem Basketball, der vor ihm lag, sodass dieser bis zum Gitter rollte und dort schlussendlich ein Knallen auslöste. Stegi hob seinen Kopf. «Was war das denn bitte? » Der Braunhaarige schmunzelte kurz, antwortete: «Na, ich wollte dich aus den Gedanken reissen. War das nicht offensichtlich genug? » Auf Stegis Gesicht waren keine Gefühle zu lesen, er sah Tim vollkommen ausdruckslos an. Fast so, als habe er diesen Blick vor dem Spiegel so lange geübt, bis er perfekt war. Dass er das wirklich getan hatte, um seinem Umfeld nicht mehr unfreiwillig seine Gedanken zu verraten, konnte Tim nicht ahnen.
«Kommst du noch in das Café dort drüben? Ich habe Hunger », versuchte er sein Glück, hatte sogleich Erfolg. Stegi lächelte, erhob sich, um Tim zu folgen. Auch er hatte Hunger, denn seit dem Frühstück hatte er nichts mehr gegessen.
Unentschlossen starrte Stegi in die Karte, die der Typ gebracht hatte, der sie bediente. Tim hatte die seine längst beiseitegelegt, wartete bloss noch auf den Entscheid seines Gegenübers. «Ich weiss nicht, was ich nehmen soll », jammerte der Blondschopf, liess die eigene Karte frustriert sinken. Er bemerkte, dass Tim ein wenig lächelte, gedankenverloren auf seine Hände starrte. Dass er ihm nicht einmal zugehört hatte, versetzte Stegi einen Stich. Es war immerhin seine Idee gewesen, hierhin zu gehen. Kurzerhand trat er nach Tims Bein, sah sogleich, dass er getroffen hatte. «Hey, was soll das? », fuhr ihn Tim an. Sofort legte sich ein entschuldigender Ausdruck auf sein Gesicht, als täte es ihm leid, Stegi so angefahren zu haben. «Du hast mir nicht zugehört! » Kopfschüttelnd drehte er sich zu ihrem Kellner um, winkte ihn zu ihrem Tisch. Bevor Stegi protestieren konnte, bestellte Tim sowohl für sich, wie auch für ihn. Und das, ohne dass Stegi mitreden konnte. «Du hast doch gesagt, du kannst dich nicht entscheiden. Also habe ich das für dich übernommen. Ich hoffe, du magst Erdbeeren », rechtfertigte Tim sich. Nickend beliess Stegi es dabei.
Zögernd nahm er das Besteck in die Hände, versuchte, ein Stück von seinen Waffeln mit Erdbeeren abzuschneiden. Er war mit Tims Wahl zufrieden, doch wagte er es nicht, sofort zu essen. Fragend zog Tim seine Augenbrauen hoch, woraufhin Stegi kaum hörbar murmelte: «Danke fürs Bestellen. » Ein zufriedenes Grinsen legte sich auf Tims Gesicht. Zumindest hatte er nicht die Vanillewaffeln bestellt, die mochte Stegi überhaupt nicht. Vorsichtig schob er sich den ersten Bissen in den Mund, hätte sich beinahe daran verschluckt. Tim starrte ihn erwartungsvoll an, weshalb Stegis Wangen erneut zu glühen begannen. So schnell er konnte, hielt er den Daumen nach oben, um Tim dazu zu bewegen, ihn endlich nicht mehr anzusehen. Denn essen, während ihn jemand beobachtete, konnte Stegi nur schlecht. Dass sein Gegenüber nicht daran dachte, den Blick von ihm abzuwenden, erkannte er nach wenigen Sekunden. Mit vollem Mund nuschelte er: «Kannst du mich bitte nicht anstarren, während ich esse? Ich hasse das. » Ertappt wandte sich Tim seinem eigenen Teller zu.
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Letters to X || Stexpert
FanficSchulstudien sind langweilig. Doch ist dem wirklich so? Stegi wird mit einigen anderen Schülern ausgelost, um an einer Studie teilzuhaben, die zeigen soll, dass die heutige Jugend noch fähig ist, Briefe zu schreiben. Es werden Paare zugeteilt, die...