#21 - verräterisches Teewasser

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Premiere: Tims Sicht!
Tim strich Stegi sanft über den Rücken, versuchte, den Blonden so ein wenig zu beruhigen. Er hatte nicht gewollt, dass Stegi sich in die Ecke gedrängt fühlte. Er hatte das alles nicht gewollt. Trotzdem hatte er gehandelt, ohne darüber nachzudenken. Leise begann Tim ein Lied zu summen, welches seine Mutter ihm vorgesungen hatte, sobald es ihm nicht gut ging. Vielleicht würde es Stegi helfen, ihm zu verzeihen und wieder in seinen alten Gemütszustand zurückzufinden. Obschon Tim selten sang, beziehungsweise summte, war er zufrieden mit seiner Leistung. Er konnte spüren, wie Stegi sich ein bisschen entspannte, wieder normal weiteratmete. Tim selbst schloss ebenfalls seine Augen, genoss den Moment. Es hätte ewig so bleiben können.

Erst nach einigen Sekunden realisierte Tim, dass Stegi noch immer vom Regen durchnässt war, er selbst halb nackt auf der Bettkante saß. Die vielleicht schlechteste Kombination, die es hätte sein können. Er räusperte sich, flüsterte: „Du solltest duschen gehen, sonst wirst du noch krank." Nickend löste sich Stegi von ihm, sah ihn zum ersten Mal an. Seine Augen weiteten sich, als er feststellte, wie Tim neben ihm saß. Entschuldigend blickte Tim ihn an, erhob sich und verließ rasch den Raum, um die Küche suchen zu gehen. Das konnte er jetzt nicht ertragen, er wollte nicht erneut in einer solchen Situation landen, wie zuvor. Es war unangenehm genug gewesen. Auch wenn Tim nichts gegen die Umarmung einzuwenden hatte.

Die erste Tür, die er öffnete, führte in ein Wohnzimmer, was jedoch nicht sein Ziel gewesen war. In seinem Kopf herrschte ein solches Chaos, dass er die Küche beinahe übersah. Erst im letzten Augenblick realisierte er, wo er sich befand. Die Geschirrschränke durchforstend dachte er über Stegis Reaktion nach. Wieso war er geflüchtet? Hatte er sich noch nie in der Sportgarderobe umgezogen und dabei andere Jungs gesehen? Das konnte sich Tim nicht vorstellen. Doch den Umstand, weshalb er nicht gewartet hatte, bis Stegi den Raum verlassen hatte, konnte sich Tim auch nicht erklären. Etwas in seinem Inneren hatte ihn dazu gedrängt, hatte ihn dazu aufgefordert, es zu tun. Erleichtert fand er zwei Tassen, stellte sie auf dem Tresen ab und füllte den Wasserkocher, um warmes Wasser zu bekommen. Er hatte zwar geduscht, doch kalt war ihm noch immer. Ein Tee konnte da Wunder wirken.

Gerade, als er das heiße Wasser in die beiden Tassen gießen wollte, betrat Stegi den Raum, stellte nüchtern fest: „Du hättest dir wenigstens das Shirt anziehen können." Tim zuckte zusammen, was dazu führte, dass er das Wasser über seine Finger goss. Scharf sog er die Luft ein, ignorierte den Schmerz und tat das, was er eigentlich vorgehabt hatte. Erst danach stellte er den Wasserkocher beiseite, trat an das Waschbecken und ließ kaltes Wasser über seine Finger rinnen. In seinen Augenwinkeln konnte er Stegis Bewegungen wahrnehmen. Dieser griff nach der Tasse, lachte: „Hab ich dich so sehr erschreckt, dass du dich verbrannt hast?" Grummelnd stimmte Tim zu, spürte, wie ihm die Wärme in den Kopf stieg. Am liebsten hätte er den Raum fluchtartig verlassen, was aber minim auffällig ausgesehen hätte. Um seiner Flucht einen Grund zu geben, murmelte er: „Ich geh mir nur kurz das Shirt anziehen. Bin gleich wieder da." Ohne Stegi eines Blickes zu würdigen, ließ er die Küche hinter sich, eilte die Treppe hoch, ins Bad, wo noch immer das Shirt lag, das Stegi ihm zur Verfügung gestellt hatte. Als er es sich überzog, schmunzelte er. Sie hatten fast dieselbe Größe, was später ein Vorteil sein konnte.

Letters to X || StexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt