Prolog

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20.Juni.1931


Es war sechzehn Uhr und meine Arbeit in dem Hotel meines Vaters war getan.
Ich packte meine Handtasche ein und half meinem Vater noch ein wenig mit den Bettbezügen der Hotelzimmer.
Mein Vater redete mit mir über meine Pläne für die Zukunft.
Selbstverständlich ging es hierbei nicht um meine Arbeit, denn Frauen dürfen nicht arbeiten.
Es heisst,dass Frauen nicht die gleiche gute Leistung erbringen wie Männer, denn sie seien nur geschaffen worden, um Mütter zu werden, und sich um den Haushalt zu kümmern.
Es ging also darum, wann und wen ich denn vorhatte zu heiraten, ob ich denn überhaupt schon jemanden reichen gefunden hätte.
Damit plagt mich mein Vater aber nicht nur seit heute.
Seit ich mein 16. Lebensjahr dieses Jahr erreicht hatte, fing er an mir diese Fragen zu stellen.
Ich schüttelte mich während des Gespräches mit meinem Vater.
Allein schon der Gedanke daran, dass ich später jemanden heiraten muss, den ich nicht liebe, machte mir Sorgen.
Als er endlich fertig war und ich alle seine Fragen verneint hatte, ging ich ins Erdgeschoss, packte meine restlichen Sachen und brachte sie in mein Hotelzimmer, in dem ich wohnte.
Ich legte mich eine Weile auf mein gemütliches Bett.
Mein Hotelzimmer hatte einen weißen Wandbelag und war relativ klein.
Aber für mich reichte dieser Platz vollkommen aus.
Mein Kleiderschrank war aus Kiefernholz gebaut und roch bis heute noch nach diesen.
Der Duft erinnerte mich an die Tage in meiner Kindheit, in denen ich noch unverpflichtet mit meinen Eltern im Wald toben konnte.
Inzwischen besteht mein Alltag nur noch daraus Betten zu überziehen, Zimmer zu putzen und Klos zu entstopfen, während mein Vater versucht, mich mit reicheren, jüngeren Herren zusammenzubringen.
Aber ich will das nicht.
Ich setzte mich an das Fenster und beobachte, wie Kinder miteinander spielten.
Ich bemerkte, wie mein Magen grummelte und beschloss in das Lokal "zum weissen Ross" zu gehen.
Also zog ich mein weißes Kleid mit schwarzen Streifen und meine schwarzen Schuhe an und bewegte mich Richtung Ausgang des Hotels während ich mich von meinem Vater verabschiedete.
Warme Sommerluft und grelles Licht stießen mir entgegen.
Ich lief durch eine Gasse, die zu dem Lokal führte.
Ich hasste es hier durchzugehen, denn die Gasse war in Berlin für ihre dunklen Geschäfte und vorallem für die Prostitution bekannt.
Es stank stechend nach Urin und überall lag Dreck, der dort schon sehr lange zu liegen schien.
Ich war erleichtert, als ich endlich aus der Gasse gekommen war.
Ich trat in das Lokal ein und bestellte mir Spätzle mit senfknödeln.
Während ich auf das Gericht warten musste, bemerkte ich, wie mich ein etwa 30 jähriger Mann mit blonden Haaren, braunen Augen und hagerer Figur anstarrte.
Sein Blick ließ mich erstarren und ich wandte schnell mein Gesicht von ihm ab, um mich dann schnell ablenken zu können.
Als mein Essen kam, war ich froh endlich essen zu können, denn ich wollte schnell von diesem Herr weg.
Ich ass meine senfknödel und Spätzle und realisierte wie mich der Herr immernoch anstarrte.
Ich kann nicht sagen wohin er guckte, aber ich vermutete, dass er mir auf das delkollete starrte.
Beschämt hob ich das Oberteil meines Kleides hoch und bezahlte sofort mein Essen.
Als ich rausging beschleunigte ich mein Tempo, denn der Herr bezahlte auch als ich es tat und schritt nun auch hinter mir her.
Ich schaute auf die uhr und bemerkte erst jetzt das es schon 19:30 Uhr war.
Ich überlegte, ob ich wieder durch die dunkle Gasse gehen sollte oder den langen Umweg nehmen sollte, der mich weitere 40 Minuten kosten würde.
Aus Zeitgründen entschied ich mich dann, mit schlechtem Bauch Gefühl,
die Gasse zu nehmen.
Als ich schon die Hälfte meines Weges zurückgelegt hatte,bemerkte ich Schritte hinter mir.
Ich traute mich nicht umzuschauen, lief aber noch schneller als vorher, da ich befürchtete der Mann aus dem Lokal könne mir immernoch hinterher laufen.
Plötzlich spürte ich, wie sich eine kalte Hand um meine Schulter legte.
Ich schrie vor Angst und Schrecken.
Als ich versuchte die Hand wegzuschlagen, lag aber auch schon die andere Hand über meiner Brust.
Ein kalter Atemzug streifte von hinten mein Haar und ein dünner Körper schmiegte sich an meinen.
Ich schrie.
Er solle mich loslassen.
Ich schlug nach hinten aus, kickte und versuchte mich loszureissen.
Er lockerte aber nicht seinen Griff.

Er antwortete nur:
"Was macht denn ein so süßes und junges Schneckchen alleine um diese Uhrzeit in dieser soooo gefährlichen Gasse?"

Ich antwortete nicht.
Mein Körper war inzwischen viel zu schwach von der verbrauchten Kraft, die meine Schläge benötigten, um mich selbst zu wehren.
Denn je stärker ich mich wehrte, desto stärker drückte er mich.
Da ich nichts sagte, fing er wieder an zu reden:

"Süßes du hast bestimmt Lust auf Abenteuer und Spaß nicht wahr?
Wir werden jetzt nämlich gleich welchen haben.
Es wäre doch schade, wenn ich meine Gelegenheit jetzt nicht nutzen würde!"

Sagte er mit einem heraushörbarem höhnischen grinsen.

Ich schrie mir meine Lunge aus dem Körper und fing an zu weinen.
Noch ein letztes Mal wollte ich es versuchen.
Es versuchen mich von ihm wegzureissen und zu fliehen.
Aber er war zu stark und ich konnte nichts mehr tun.
Ich betete zu Gott er solle mir helfen, mich erlösen.
Aber mein Gebet wurde nicht erhört.
Niemand hörte mich, niemand konnte mir helfen.
Ich war alleine.
Seine Hände wanderten nun nach unten.
Ich betete ihn weinend an.

"Bitte....Nicht.....Lass mich .....gehen"

Ich will nicht das das passiert wovor ich mein ganzes Leben lang schon Albträume hatte.
Bitte nicht.
Nicht ich.
Ich bin doch viel zu jung.
Ich weinte und schrie bis ich keine Luft mehr bekam.
Es half alles nichts.

Es passierte trotzdem.

Ich wurde von dem Mann aus dem Lokal

vergewaltigt.

Liebe niemals deinen FeindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt