Der erste Arbeitstag Teil 2

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Der jüngere Mann bat mich, mich hinzusetzen, nachdem ich mich kurz vorgestellt hatte.
Dann fing er an zu erzählen, welche Arbeiten mir zur Verfügung ständen;

" Also Frau Heinrich, wir haben aktuell Plätze bei der Registrierung und Aufnahme der Kriegsgefangenen und im Sanitätsdienst frei.
Sie können mir jetzt gleich ihre Entscheidung mitteilen, oder sie überlegen sich es noch und rufen dann an, wenn sie sich entschieden haben.
Sollten Sie sich jetzt schon entscheiden, kann ich sie heute schon einmal in ihrem Arbeitsgebiet einweisen."

Teilte mir der Herr mit.

"Ich bräuchte noch etwas Zeit um meine Entscheidung zu fällen, würde aber gerne in zehn Minuten noch einmal vorbeischauen, um ihnen diese mitzuteilen."

"Sehr gut. Sie finden mich dann hier in diesem Büro."

Nachdem ich mich verabschiedet hatte, ging ich zum Ausgang des Gebäudes und setzte mich auf eine Bank, während ich Autos vorbeifahren zusah, und nachdachte, welche Arbeit für mich geeignet war.
Ich dachte an den Sanitätsdienst, welchen ich nach einigen Gednankenzügen aus der Liste strich, da mir einfiel, dass ich schwache Nerven hatte und nicht mit Blut umgehen konnte.
Die Aufnahme und die Registrierung der Kriegsgefangenen blieb also übrig.
Ich schaute auf die Uhr und bemerkte, dass inzwischen schon acht Minuten vergangen waren.
Dann schaute ich wieder auf die Strasse.
Ich sah ein teures Mercedes-Benz Auto vorbeifahren und dachte mir, wie schön es denn sein musste Geld zu verdienen, und sich schließlich so ein Auto leisten zu können.
Also fiel meine Entscheidung für die Registrierung und Aufnahme der Kriegsgefangenen aus.
Denn dort musste ich nicht mein Leben auf's Spiel setzen und ich konnte für leichte Büroarbeit Geld verdienen.
Ich atmete tief ein und beobachtete ein letztes Mal wie Autos vorbeifuhren, sich Leute miteinander unterhielten und wie eine Frau mit ihrem Hund spazieren ging.
Warme Sonnenstrahlen fielen auf mein Gesicht und gaben mir ein geborenes Gefühl.
Ich schloss meine Augen und hörte nur den Strassengeräuschen zu, während die Sonne immernoch auf mein Gesicht schien.
Ich genoss die Freiheit, die mir ab heute zustand, denn ich konnte mein eigenes Geld verdienen und damit ein freies und unbeschwertes leben anfangen.
Dieser Gedanke zauberte mir ein Lächeln auf mein Gesicht.
Ja, dies musste die richtige Entscheidung sein, dachte ich mir.
Langsam öffnete ich wieder die Augen und stand langsam von der Bank auf, um mich bei dem jüngeren Herrn zu melden.
Als ich wieder das Gebäude betrat, bemerkte ich erst, wie kalt es in dem Gebäude war und warf mir deshalb eine Jacke über.
Ich schaute mich schnell um, um dann auch schon die Treppen zu dem Büro zu besteigen.
Als ich dort angekommen war, klopfte ich vorsichtig an die weisse Bürostür.
Als ich hereingebeten wurde, öffnete ich die Tür.

"Ah, Frau Heinrichs! Haben Sie ihre Wahl getroffen?"

" Ja das habe ich."

Sagte ich mit einem Lächeln auf dem Gesicht.

"Ich habe mich für die Aufnahme und die Registrierung der Kriegsgefangenen entschieden. "

"Sehr schön, es freut mich, dass sie sich für diesen Bezirk entschieden haben.
Ich werden Ihnen dann gleich ein Formular ausgeben, welches sie ausfüllen müssen, um dort arbeiten zu können."

Mit diesen Worten lief er auch schon aus dem Zimmer und erschien kurze Zeit mit zwei Blättern in der Hand wieder.

" Das erste Formular besteht aus ihrem Eid, welchen sie abzugeben haben, um der Wehrmacht beizutreten.
Der zweite Teil besteht aus Fragen zu Ihrer Gesundheit und zu Ihrer Person.
Bitte sehr."

Ich bedankte mich und nahm die beiden Formulare zu mir an den Tisch und las die erste Seite des Formulares durch.

" Ich ___(Name)________befürworte hiermit die Herrschaft unseres Führers und die Herrschaft unseres Regimes, indem ich mit meiner Unterschrift unterzeichne.
Ausserdem willige ich der Pflicht ein, dem Führer entgegenzuarbeiten (Übergeben von Juden an die Wehrmacht, sowie Kriegsgefangene, Verbot von Annäherung an einen Juden oder Kriegsgefangenen auf jegliche Art und Weise...) um hier arbeiten zu dürfen.

Unterschrift"

Ich stockte als ich die mittleren Zeilen las.
Ich musste also Juden ausliefern, die dem Tod geweiht waren?
Würde ich damit leben können?
Und ich dürfte mich auf keinster Weise einem Juden oder Kriegsgefangenen annähern?
Nicht einmal freundschaftlich?
Der Kloß in meinem Hals wurde dicker, ich fing an zu schwitzen.
Ich musste unterschreiben, denn mein Leben hing von diesem Vertrag ab.
Ich nahm zitternd den Füller in meine Hand und fing an, erst meinen Namen einzutragen und dann zu unterschreiben.
Dann legte ich den Füller zurück und gab die Formulare ab.
Ich hatte mich etwas von dem Schock erholt, fühlte mich aber selbst dann noch nicht besser, als mir der Herr von meinem Gehalt erzählte.
Als alle Einzelheiten besprochen waren, ging der Herr noch einmal aus dem Zimmer und kam einige Sekunden später mit einem Mann herein.

" So Frau Heinrich, den Herr, den sie hier sehen, ist Herr Münster.
Er wird sie durch ihren heutigen Tag begleiten und sie ihrer Rezeption bekanntmachen."

"Heinrich, schön sie kennenzulernen."

Begrüßte ich Herr Münster.

"Dann werde ich sie beide alleine lassen, damit Herr Münster ihnen ihre Abteilung zeigen kann."

Mit diesen Worten verabschiedete sich der jüngere Herr und ging aus dem Zimmer.
Schließlich fing Herr Münster an, zu reden;

"Ich würde vorschlagen, ich zeige Ihnen erstmal ihr Aufnahme bzw. Rezeptionsbüro, in dem sie die Kriegsgefangenen aufnehmen und registrieren."

Mit diesen Worten zeigte er mir mit seiner Gestik, dass ich ihm folgen sollte, was ich auch tat.
Wir liefen durch einen dunklen, tunnelähnlichen Gang, der nach wenigen Sekunden in ein nächstes Gebäude führte.
Von dem ersten Stock aus konnte man schon von Weitem das Rezeptionsbüro erkennen, in dem ich gleich arbeiten durfte.
Als wir schließlich dort angekommen waren, führte er mich in eines der Büros.
Nach knapp einer halben Stunde Einführung in die Arbeit, wurde ich entlassen, da meine Schicht für heute vorbei war.
Müde kam ich nach einer kurzen Autofahrt im Hotel an und legte mich sofort ins Bett.

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