Was ist Leben

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Leben, ein mächtiges Wort. Es bedeutet für jeden etwas anderes. Für viele bedeutet es Freude, für andere Spaß. Doch was bedeutet es für mich?

Ich sitze vor dem grauen Stein mit geschwungener Gravur. Ich starre ihn schon seit vier Stunden an. Mein Körper ist komplett durchgefroren, meine Hose nass.
Mein Kopf fühlt sich leer an aber andererseits auch zu voll.

Das Leben, ja es bedeutet für mich Höhen und Tiefen obwohl ich in meinem Leben bisher nur Tiefen erlebt habe.

Ich vergrabe meine Hände in der dunklen, nassen Erde. Es fühlt sich angenehm kühl an.
Ein Windstoß lässt die Blätter der Bäume über mir rauschen.

Wenn ich an meine Kindheit denke sollte ich eigentlich an Freude und Spaß denken, an Spiele und Streiche. Aber ich denke nur an Trauer.

Ein Vogel lässt sich neben mir nieder und pickt in der Erde herum.
Auch er lebt.

Ich wollte mein ganzes Leben lang Leben aber tat es nicht. Es war alles so trostlos, so traurig, so hoffnungslos.

Leben ist die Freude in Augen, das Lächeln der Lippen, auch mal das Weinen.
Aber zu viel des Weinen ist kein Leben mehr.
Leider habe ich das bisher immer getan.

Bin ich dann nicht schon eigentlich tot? Wie die ganzen Menschen hier auf dem Friedhof?
Ich komme mir zumindest manchmal so vor, wenn ich die Lachenden Kinder auf unserer Straße betrachte.
Oder verliebte Menschen.

Auch die Liebe gehört für mich zum Leben, doch auch die ist mir bis jetzt verwehrt geblieben.

Wo ist noch der Sinn? Weshalb verweile ich noch hier?

Ein Träne kullert meine Wange hinunter. Schon wieder, das zehnte Mal an diesem Tag.
Was habe ich bloß getan, dass ich nicht glücklich werde?

Mein verschwommener Blick gleitet über den Friedhof. Er ist der einzige Ort an dem ich mich wohl, verstanden und Sicher fühle.
Hier sind keine Menschen. Außer die, die schon tot sind so wie ich.

Ich dachte mal ich könnte mich ändern. Könnte glücklich werden.
So bin ich leider nicht.

Ich wünschte ich könnte schon unter der Erde liegen. Dann müsste ich dieses nieder drückende Gefühl in meiner Brust nicht mehr ertragen.
Die Bauchkrämpfe und das Herzrasen.

Aber es geht nicht. Ich habe noch Familie, lebende Menschen die mich lieben. Außerdem bin ich doch neugierig was das Leben noch für mich bringt.
Wie ich mal sein werde erwachsen.

Ich weiß, dass ich Hoffe. Hoffnung ist mächtig. Mächtig genug um mich vor dieser schrecklichen Tat ab zu halten.

Denn Leben ist auch Erleben. Sowie neugierde und eben Hoffnung.
Und Hoffnung besitze ich wenn auch wenig.
Also lebe ich doch, wenn auch nicht richtig.

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