"Bella ragazza" - Allein in Rom

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Ende Juli, Anfang August 2015, Jugendreise nach Orbetello, Toskana mit Ausflug nach Rom

Aufgeregt schaue ich aus dem Fenster. Auch alle anderen Jugendlichen der Jugendreisen schauen aus dem Fenster.

>>Da ist das Colosseum!<<, sage ich zu meiner Freundin Lara, die neben mir sitzt, und deute aufgeregt durch das Fenster. Heute, in der zweiten Woche der Jugendreise sind wir endlich in Rom, der Hauptstadt Italiens und Zeugnis der Römer. Endlich hält der Bus und wir steigen aus. Heiße Luft schlägt uns entgegen als wir draußen ankommen, doch das macht nichts. Wir sind in Rom! Ich kann es nichr fassen!

Nachdem uns die Teamer bescheid gegeben haben, dass wir um 23 Uhr wieder am Treffpunkt sein sollen, ziehe ich mit Lara, Benjamin und Max los. Wir schlendern einfach durch die Straßen, die mal alt und dann wieder Modern aussehen. Wir sind umgeben von lauten Italienern, dem Geruch von Pizza und der ballenden HItze, die unsere Haut bräunt. Überall sind Menschenmassen.

Als wir an der Spanischen Treppe ankommen verdichtet sich diese noch weiter. Ich mache wild Fotos aber immer sind irgendwelche Leute ungünstig im Weg. Kurz schaue ich mich nach den Anderen um. In dieser großen Stadt möchte ich sie nur ungerne verlieren. Dann klipse ich weiter drauf los. Da! Endlich! Ich habe ein gutes bild von der Spanischen Treppe.

>>Ich habe es ge...<<, als ich mich triumpfierend umdrehe kann ich meine Freunde nirgends entdecken. Mein Herz beschleunigt sich und ich fange an an meinen Händen zu zittern. Hecktisch drehe ich mich im Kreis aber niemand bekanntes ist zu sehen. Meine Kehle schnürt sich zu.

>>Lara?<<, rufe ich heiser. >>Lara!<<, schreie ich nun. Dann fange ich an den Platz ab zu laufen. Nirgendwo sind sie. Wahrscheinlich sind sie weiter gegangen ohne bemerkt zu haben, dass ich dabei bin.

Nur keine Panik Karlotta!, rede ich mir gut zu. Ich habe ja noch mein Handy! Ich hole es aus meiner Hosentasche und entsperre es. Dann wähle ich die Nummer von Lara. Es ertönt einmal das Freizeichen, dann ist es ganz still. Verwirrt betrachte ich mein Handy. Es ist schwarz.

In Panik drücke ich auf alle möglichen Knöpfe aber das Handy will nicht wieder an gehen. Ich kämpfe mit den Tränen. Die Geräuschskulisse auf dem Platz wird mir plötzlich sehr unangenehm, sodass sich mein Kopf an fühlt als würde er jeden Moment platzen. Ich setze mich in eine Seitengasse auf den Bürgersteig. Dort ist es etwas ruhiger und ich kann den drückenden Tränen endlich freien Lauf lassen.

Mit nassen Wangen vergrabe ich meinen Kopf in den Händen. Ich bin allein in einer fremden Großstadt, in einem fremden Land mir einer Fremden Sprache. Werde ich je wieder zurück finden? Dieser Gedanke schnürt mir beinahe die Luft ab. Aber sie werden doch sicher nach mir suchen! Oder nicht?! Was soll ich nur tun? Zurück zur Spanischen Treppe gehen, damit sie mich finden, falls sie zurück kommen...?

Ruckartig hebe ich den Kopf. Meine Tränen sind versiegt. Klar! Sie werden wahscheinlich schon auf dem Weg sein, wenn sie nicht sogar schon da sind! Schnell erhebe ich mich und renne auf den großen Platz vor der Treppe. Wieder schaue ich mich um, doch wieder sind sie nicht zu sehen.

Ich beschließe mich auf einer der Treppenstufen nieder zu lassen. Dort warte ich. Es fergeht eine endlos lange Stunde in der die verschiedensten Menschen an mir vorbei laufen. So viele verschiedene Gesichter aber keines das ich kenne. Nach der zweiten Stunde gebe ich auf und überlege was ich nun als nächstes tun soll. Am besten gehe ich zum Treffpunkt! Dort kommen auf jeden Fall alle hin. Doch wo ist er. Die rechte Straße herunter oder noch nicht die Linke? Und wo lang dann?

Ich wähle die Straße, die mir mein Gefühl sagt. Doch dort erreiche ich ziemlich schnell eine Kreuzung bei der ich mich wieder auf mein Gefühl verlasse. Zwischendurch frage ich Passanten aber Italiener sprechen grotten schlecht Englisch, sodass mich keiner versteht. Nun irre ich schon drei Stunden durch die Stadt ohne eine bekannte Straße, geschweige denn meine Freunde zu sehen. Als ich nach weiteren zwei Stunden an einer komplett verlassenen Straße angelange hat es bereits angefangen zu dämmern.

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