Kapitel 1
Der schwarze Pfeil verfehlte sie nur um eine Haaresbreite und sie stolperte erschrocken ein paar Schritte zurück. „Orks!", ertönten die Rufe der Menschen.
Unfähig sich zu bewegen starrte Élothin auf die vorbeirennenden und schreienden Dorfbewohner. Pfeile hagelten auf sie nieder und ein kleiner Junge fiel nur ein paar Schritte entfernt von ihr zu Boden. Schreiend griff er nach dem Pfeil in seinem Bein. Blut strömte aus seiner Wunde und eine immer grösser werdende Blutlache kroch auf Élothin zu.
Da bohrte sich ein weiterer Pfeil nur einen Finger breit von ihrem Gesicht entfernt ins Holz der Eingangstür und löste sie aus der Schockstarre. Schnell schlug sie die Tür zu und eilte ins Zimmer ihrer Mutter, die bleich und krank in ihrem Bett lag.
„Mutter! Wir müssen fliehen! Orks greifen unser Dorf an.", schrie Élothin.
Ihre Mutter streckte langsam ihre zerbrechliche Hand nach ihr aus und flüsterte: „Élothin..."
Élothin kniete sich besorgt neben sie und nahm ihre Hand in die ihre.
„Wir müssen fliehen.", wiederholte sie eindringlich. Ihre Mutter schüttelte leicht den Kopf. „Ich bin zu schwach, Élothin."
„Nein! Wir schaffen das", widersprach ihr Élothin.
„Geh, und such Enaithar. Er ist im Stall.", murmelte ihre Mutter mit einem matten Lächeln, „Er ist noch so jung, er braucht dich."
„Aber dich brauchen wir auch! Ich kann dich nicht hierlassen!" Tränen stiegen in Élothin hoch.
„Es ist zu spät, mein Kind. Lauf jetzt! Bring dich und Enaithar in Sicherheit."
„Ich kann nicht...", ein Schluchzen entfuhr Élothins Kehle.
„Doch du kannst.", flüsterte ihre Mutter mit leiser Stimme, „Ich vertraue dir."
Élothin blickte mit tränenerfüllten Augen in die ihrer Mutter.
„Ich liebe dich.", schluchzte sie.
„Ich dich auch, meine Kleine", hauchte ihre Mutter mit gebrechlicher Stimme. Élothin drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
„Sei stark.", ermutigte ihre Mutter sie und Élothin verliess das Zimmer. Von draussen waren noch immer Geschrei und Hufgetrappel zu hören, als Élothin vorsichtig durch eine Ritze in der Wand auf die Strasse spähte. Männer und Frauen wehrten sich tapfer mit allem, was gerade zur Verfügung stand. Nur wenige Frauen in Rohan besassen ein eigenes Schwert mit dem sie auch umzugehen wussten. Auch Élothin hatte kein Schwert, die einzige Waffe, die sie besass war ein Messer, mit dem sie normalerweise Gemüse und Kräuter schnitt. Doch das war besser als gar nichts, also schnappte sie es sich und öffnete langsam die Tür. Einen Vorteil hatte der Tumult; in dem Getümmel konnte Élothin unbemerkt der Hauswand entlang huschen und zur Stalltür gelangen. Für einmal war sie ihrer kleinen und zierlichen Statur dankbar. Sie trat die Tür auf und fand Enaithar zusammengekauert in Navaros Box vor. Élothin stürzte sich auf ihn und packte ihn am Arm.
„Wir müssen fliehen!", sprach sie auf ihn ein, „Komm!"
Genau in diesem Moment krachte die Stalltür ein und ein hässlicher schwarzer Ork stürmte herein. Als er Élothin erblickte, grinste er gehässig und erhob sein Schwert.
„Frisches, junges Fleisch", bemerkte er und seine Augen leuchteten gierig. Panik machte sich in Élothin breit und sie schob ihren kleinen Bruder hinter sich.
„Du kriegst uns nicht", Élothin versuchte mutig zu klingen, allerdings klang es mehr wie ein verängstigtes Piepsen. Der Ork lachte grausam und kam auf sie zu. Élothin spürte, wie Enaithar hinter ihrem Rücken noch stärker zu zittern begann. Sie umklammerte den Griff des Messers fester und fixierte den Ork. Dieser holte aus und liess sein Schwert auf sie niedersausen. Élothin wich dem Schwert aus und nutzte den Augenblick, den der Ork brauchte, um das Schwert erneut zu erheben. Sie sprang auf ihn zu und stiess ihm das Messer zwischen die Rippen. Der Ork stiess einen wütenden Schrei aus und hob abermals sein Schwert, doch Élothin reagierte blitzschnell, indem sie ihm das Messer aus der Brust zog und es in seinen Arm stiess. Der Ork liess das Schwert augenblicklich fallen und sank zu Boden. Doch Élothin hatte solch eine Furcht ergriffen, dass sie in panischer Angst immer weiter auf ihn einstach, bis sie vollständig davon überzeugt war, dass er tot war. Keuchend drehte sie sich zu ihrem Bruder um.
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Don't go where I can't follow
FanfictionÉlothin ist gerade mal vierzehn Jahre alt, als das Dorf, in dem sie wohnt, von Orks angegriffen und zerstört wird. Sie kann mit ihrem Bruder fliehen, und gelangt nach Edoras, wo für sie ein neues Leben beginnt. Mit Eowyn versteht sie sich von Anfang...