Kapitel 31
Am nächsten Morgen erwachte Élothin, als sich neben ihr etwas bewegte. Sie blinzelte verschlafen ins Sonnenlicht und spürte Éomers Wärme an ihrem Rücken. Er hatte einen Arm um sie gelegt und wachte langsam auf. Er streckte seine Beine, nahm seinen Arm von Élothin runter und drehte sich auf den Rücken. Élothin drehte sich ebenfalls zur Seite und kuschelte sich an seine Schulter. Éomer brummte verschlafen etwas, dass Élothin nicht verstehen konnte, wahrscheinlich nicht einmal er selbst.
„Morgen", begrüsste Élothin ihn und küsste ihn auf die Wange. Éomer grummelte noch was und fuhr mit der Hand durch ihre Haare. Mit der Zeit begriff er, wo er war und öffnete seine Augen. Er sah sich kurz um, blickte zu Élothin und lächelte.
„Na, auch schon aufgewacht?", neckte Élothin ihn und lächelte zurück.
„Mhmm...", machte Éomer und küsste sie sanft auf die Lippen. Ein Schauer fuhr über Élothins Rücken, wie immer wenn er sie küsste. Sein Bart kitzelte in ihrem Gesicht und seine Haare hingen ihm halbwegs über die Augen. Élothin strich eine Strähne zur Seite und setzte sich auf. Éomer blieb jedoch liegen und streckte lediglich die Hand nach ihr aus, um sie zurück an seine Brust zu ziehen, doch Élothin liess ihn nicht.
„Du hast heute viel zu tun, du solltest nicht noch länger im Bett bleiben. Ausserdem werden sich die Leute fragen, wo du während der Nacht warst", sagte Élothin verlegen. Éomer ächzte und schlug die Decke zurück. Er fuhr sich mit der Hand über die Augen und stand auf. Er ging hinüber zum Waschbecken und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Élothin hielt ihm ein Tuch hin, damit er sich abtrocknen konnte und wusch sich selber noch, bevor sie in ihre Arbeitskleidung schlüpfte.
„Du musst nicht mehr in der Küche arbeiten, wenn du nicht willst.", sagte Éomer, während er seine Haare ordnete.
„Ich mache es gerne.", erwiderte Élothin und lächelte. Éomer sah sie unablässig an, was Élothin unangenehm wurde, da sein Blick so intensiv war. Sie sah weg und fingerte am Saum ihres Kleides herum.
„Noch immer bist du so schüchtern, wie am ersten Tag, als wir uns kennengelernt haben. Nicht einmal jetzt, nachdem wir eine Nacht im selben Bett geschlafen haben hat sich das gelegt.", bemerkte Éomer und lächelte.
„Ich...weisst du...in deiner Anwesenheit bin ich immer so nervös...", gab Élothin zu und biss sich auf die Unterlippe. Ein freches Grinsen breitete sich auf Éomers Gesicht aus. Er machte eine Schritt auf sie zu und legte eine Hand an ihre Hüfte.
„Ich liebe dich.", flüsterte er und beugte sich vor. Élothins Herz schlug schneller, als seine Lippen die ihren berührten und sie schnappte erschrocken nach Luft, als er den Saum ihres Kleides hochschob. Sofort liess Éomer ihr Kleid los und trat einen Schritt zurück.
„Tut mir leid", entschuldigte er sich verlegen.
„Schon gut", murmelte Élothin.
„Also, ich muss gehen...aber können wir das vorerst für uns behalten?", sagte Éomer.
„Ich meine das mit uns.", fügte er hinzu, als Élothin ein wenig verwirrt dreinblickte.
„Sicher.", meinte Élothin und nickte.
„Gut", sagte Éomer und verliess das Zimmer.
Élothin blieb auch nicht mehr lange in ihrem Zimmer, sondern begab sich in die Küche, wo Mira sie schon erwartete. Sie drückte ihr einen Eimer und einen Lappen in die Hand und wies sie an, den Boden sauber zu machen. Sie war nicht gerade fröhlich gestimmt, aber das störte Élothin wenig. Sie war einfach nur froh, dass Éomer wieder zurück war.
Der Morgen verging, ohne dass Élothin Éomer zu Gesicht bekam. Sie wusste nicht wo er gerade war und sie hatte auch keine Gelegenheit nach ihm zu suchen, da Mira dies bestimmt nicht gutheissen würde. Also wartete sie einfach ab, bis Éomer sich blicken liess.
Kurz vor dem Mittagessen schickte Mira Élothin in den Stall hinunter, wo Élothin die Boxen ausmisten sollte. Éomer sei gerade von einem Ausritt zurückgekommen und sein Pferd müsse gestriegelt werden. Élothins Herz machte einen Hüpfer, als sie dies erfuhr und sie rannte sofort zu den Stallungen. Sie war gerade rechtzeitig, denn Éomer trat im selben Moment zur Stalltür heraus, als Élothin um die Ecke bog und beinahe in ihn hineinlief. Allerdings waren ein halbes Dutzend Wachen um ihn herum, weswegen sie einfach wieder auseinandertraten, ohne ein Wort zu wechseln. Élothin lächelte ihn schüchtern an, doch Éomer reagierte nur mit einem höflichen Nicken auf die Geste. Enttäuscht liess Élothin die Schultern hängen und betrat den Stall, als sie hörte, dass Éomer noch etwas zu seinen Wachen sagte.
„Geht schon in die Thronhalle, ich muss noch ein Wort mit dieser Dame wechseln", sprach Éomer und wies seine Wachen an, schon vorzugehen. Als sie verschwunden waren, betrat er ebenfalls den Stall. Er betrachtete Élothin einen Weile bei der Arbeit, dann trat er näher zu ihr und begann leise zu sprechen, sodass es nur Élothin hören konnte.
„Ich wollte nochmal mit Alaniel reden, aber sie war wütend, weil ich in der Nacht weg war."
Élothin nickte. Sie fragte sich, wie lange Alaniel noch hier bleiben würde, sie nahm an, dass sie demnächst wieder zu ihrer Cousine nach Minas Tirith reisen würde.
„Was ist mit Éofor?", fragte Élothin.
„Ich weiss es nicht. Wenn Alaniel von hier weggeht, dann nimmt sie ihn wahrscheinlich mit.", Éomer klang bedrückt. Élothin legte ihm tröstend die Hand auf den Arm.
„Kommst du heute Abend wieder zu mir?", fragte sie schüchtern. Éomer schmunzelte und antwortete: „Wenn du es wünschst."
***
Als der Abend heranbrach, war Élothin wieder in der Küche am Schuften. Sie stapelte dreckiges Geschirr, wusch ab, putzte die Ablagen und sorgte für den Nachtisch.
„Hilf mir bitte das hinauszutragen", wies Mira sie an und deutete auf eine grosse Platte, auf dem der Nachtisch thronte.
Élothin griff die Platte an einer Seite, Mira an der anderen. Gemeinsam trugen sie den Nachtisch hinaus in die Halle, wo sich sogleich alle Blicke auf den Kuchen richteten. Élothin schielte zu Éomer, der ihren Blick erwiderte, im nächsten Moment jedoch schon wieder wegsah.
***
Éomer verabschiedete nach einer gefühlten Ewigkeit von den andern Anwesenden und kehrte in sein Gemach zurück. Er wusste nicht recht, ob er jetzt zu Élothin gehen sollte, oder erst später, wenn Alaniel schon schlief. Doch seine Ungeduld war kaum auszuhalten und seine Sehnsucht, Élothin wieder in den Armen zu halten und zu küssen, wuchs immer mehr. Also verliess er sein Gemach wieder und machte sich auf den Weg zu Élothin.
Als er vor ihrem Zimmer ankam, zögerte er keine Sekunde, sondern drückte leise die Tür auf. Er erblickte Élothin, die in ihrem Bett lag und seelenruhig schlief. Sie sah so friedlich aus, dass er sie nicht stören wollte und war schon im Begriff das Zimmer zu verlassen, als Élothin sich regte.
„Éomer?", fragte sie in die Dunkelheit. Éomer schloss die Tür und kam langsam auf Élothin zu. Er setzte sich zu ihr aufs Bett und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Élothin lächelte glücklich und griff nach seiner Hand. Éomer erwiderte die Geste und betrachtete ihr zierliches Gesicht.
„Ich liebe dich so sehr, Élothin", murmelte er und beugte sich zu ihr hinunter. Sanft küsste er sie auf den Mund und Élothin erwiderte den Kuss. Élothin legte ihre Hand in seinen Nacken und zog ihn zu sich ins Bett, um sich dann an ihn zu kuscheln.
„Ich kann heute Nacht nicht hier schlafen", flüsterte Éomer ein wenig zerknirscht.
„Nicht so schlimm. Aber kannst du noch bleiben, bis ich eingeschlafen bin?", fragte Élothin leise und sah ihn bittend an, sodass Éomer nicht nein sagen konnte.
„In Ordnung", sagte er und deckte Élothin ganz zu. Sie schloss die Augen und genoss die Wärme, die von Éomer ausging. Dieser berührte mit dem Finger sanft ihre Nasenspitze und fuhr dann über Nasenrücken, Stirn, Wange...bis Élothin langsam aber sicher in einen tiefen Schlaf glitt, aus dem sie bis zum Morgen hin nicht mehr aufwachen sollte.
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Don't go where I can't follow
FanfictionÉlothin ist gerade mal vierzehn Jahre alt, als das Dorf, in dem sie wohnt, von Orks angegriffen und zerstört wird. Sie kann mit ihrem Bruder fliehen, und gelangt nach Edoras, wo für sie ein neues Leben beginnt. Mit Eowyn versteht sie sich von Anfang...