Kapitel 29

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Kapitel 29

„Wir brechen auf!", verkündete Éomer seinen Reitern. Stöhnend und grummelnd begannen die Männer sich auf ihren Feldbetten zu bewegen. Langsam erwachten sie und blinzelten ins Licht der ersten Sonnenstrahlen.

„So früh schon?", fragte Brego gequält und rieb sich über die Augen.

„Ja, so früh.", gab Éomer zurück und ging weiter. Es waren noch mehr Männer zu wecken. Er kontrollierte jedes Gemach, wo seine Männer untergebracht worden waren, damit auch jeder wusste, dass sie gleich losreiten würden. Nachdem alle Rohirrim mehr oder weniger wach waren, suchte Éomer Aragorn auf, um sich zu verabschieden.

„Es war mir eine Ehre, mit meinen Leuten hier verweilen zu dürfen, Herr Aragorn.", sagte er.

„Nichts zu danken, schliesslich seid Ihr uns in diesem Krieg beigestanden.", erwiderte Aragorn.

„Nun, wir werden gleich aufbrechen, es gibt noch vieles zu erledigen in Edoras."

„Natürlich. Ich werde gleich kommen.", sagte Aragorn und suchte Arwen auf, um sie von der Abreise der Rohirrim zu unterrichten.

***

Éomer hatte sich von Aragorn und Arwen verabschiedet und war mit den Rohirrim losgeritten. Es würde noch einige Tage dauern, bis er in Edoras ankommen würde, aber das Wissen, dem Ziel mit jeder Minuten ein Stück näher zu sein, beruhigte ihn ein bisschen. Er ritt stumm an der Spitze des Trupps. Auch die Rohirrim schwiegen, denn jeder hing seinen Gedanken nach. Jeder freute sich, endlich nach Hause zu gehen, seine Familie wieder zu sehen. Und gleichzeitig wurden sie geplagt von der Sorge, ob Edoras wohl unverschont geblieben war.

Am vierten Tag ihrer Reise, konnte man in der Ferne die Anhöhe erkennen, auf der Edoras gebaut war. Und je näher sie kamen, desto erleichterter wurden die Rohirrim. Edoras war unverschont geblieben, und es schien auch noch immer bewohnt zu sein. Éomers Herz machte einen Satz. Élothin würde mit grösster Wahrscheinlichkeit dort sein. Ihm war nun egal, was sein Volk von ihm dachte, wenn er Alaniel für Élothin verlassen würde. Er wollte einfach nur mit Élothin glücklich werden.

***

Die Tage vergingen und keine Rohirrim tauchten auf. Das Fünkchen Hoffnung, das noch in Élothin vorhanden gewesen war, verschwand fast gänzlich. Sie setzte sich auf den Stuhl vor dem Spiegel und löste die gröbsten Knoten in ihren Haaren mit den Fingern, dann griff sie zur Bürste und kämmte sich die Haare gründlich, bis kein einziger Knoten mehr darin war. Sie nahm die Haare zurück und band sie zum ersten Mal seit mehreren Tagen wieder zusammen.

Eine Weile betrachtete sie ihr bleiches Gesicht einfach nur stumm im Spiegel. Sie hatte extrem abgenommen seit Éomer weg war und ihre Haare sollte sie auch wieder waschen. Unter ihren Augen hatten sich dunkle Ringe gebildet, da sie in den Nächten fast keinen Schlaf fand, und wenn, dann wälzte sie sich unruhig hin und her. Sie seufzte und erhob sich, als sie ein Poltern, das vom Gang her kam, wahrnahm. Sie wollte gerade zur Tür gehen, um nachzusehen, wer für den Lärm verantwortlich war, als die Tür schon aufflog und Éomer hineinstürzte. Er liess Élothin keine Zeit für irgendwelche Worte, sondern war mit zwei Schritten schon bei ihr, schlang seine Arme um ihren Körper und küsste sie. Im ersten Moment begriff Élothin nicht, was passierte. War das ein Traum? Nein, Éomers raue Lippen auf ihren waren echt, sein Körper, der dicht an ihren gepresst war, war auch echt. Es war kein Traum. Élothin erwiderte den Kuss. Sie schmiegte sich an seinen Körper und ihre Augen füllten sich mit Tränen, so glücklich war sie, dass er wieder da war. In diesem Augenblick kümmerte es sie nicht, ob Éomer verheiratet war oder nicht – Hauptsache, er war gesund nach Edoras zurückgekehrt. Freudentränen liefen über Élothins Wangen und als

Éomer die Tränen bemerkte, löste er seine Lippen von ihrem Mund, doch er behielt sie weiterhin fest umschlungen.

„Weshalb weinst du?", fragte er leicht verwirrt, doch auch seine Augen glänzten ein wenig.

„Weil ich so froh bin, dass du zurück bist", flüsterte Élothin mit brüchiger Stimme.

„Ich bin auch froh, wieder hier zu sein.", sagte Éomer und senkte seinen Mund wieder auf ihren.

So standen sie eine Weile, bis eine Stimme sie wieder in die Gegenwart zurückholte.

„Ich...hab dich gesucht...Éomer"

Sie schnellten auseinander und sahen zur Tür, die Éomer in der Eile offengelassen hatte. Da stand Alaniel, den Mund leicht geöffnet und die Ungläubigkeit war ihr deutlich anzusehen.

„Alaniel", begann Éomer, doch er brach ab, als er sah, wie Alaniel zu weinen anfing. Sie drehte sich um und rannte davon.

„Alaniel!", rief Éomer ihr hinterher, doch sie kam nicht zurück.

„Ich muss mit ihr reden.", entschuldigte er sich und verschwand zur Tür hinaus. Élothin blieb unschlüssig stehen, dann beschloss sie nachzusehen, ob Eowyn ebenfalls zurückgekehrt war.

Élothin brauchte nicht einmal zu Eowyns Gemach zu gehen, Eowyn lief ihr direkt in die Arme, als Élothin auch nur schon das Haus verlassen hatte.

„Élothin!", rief sie und schloss sie in die Arme. Élothin erwiderte die Umarmung.

„Ich bin so froh, dich wieder zu sehen. Ich hab mir solche Sorgen gemacht.", sprudelte Élothin drauf los.

„Ich wär auch fast gestorben, aber Aragorn hat mich gerettet.", sagte Eowyn.

„Du bist also in den Krieg geritten?", fragte Élothin und Eowyn nickte schuldbewusst.

„Aber ich habe jemanden kennengelernt.", sagte Eowyn und strahlte übers ganze Gesicht.

„Ach ja?", fragte Élothin und hob die Augenbrauen.

„Er heisst Faramir.", erzählte Eowyn und zog sie mit sich in den Garten. Es war ein warmer Herbsttag, weshalb man sich noch gut draussen aufhalten konnte. Sie setzten sich unter den Baum und Eowyn erzählte ihr von Faramir und wie sie sich kennengelernt hatten. Sie erzählte auch, dass sie bald heiraten würden, was Élothin sehr freute. Sie redeten noch eine Weile, während sich die Sonne langsam dem Horizont zuneigte.


Neues Kapitel!! Ich hab dran gedacht:)) Jaa, sie sind happy vereint (für den Moment *zwinker*), aber erst muss Éomer noch mit Alaniel reden. Irgendwie tut sie mir ja leid^^


Don't go where I can't followWo Geschichten leben. Entdecke jetzt