wie betäubt schaute ich auf meine Beiden Hände. Der Regen klebte meine Strähnen in meinem Gesicht fest und lief dann langsam über den Nacken den Rücken herunter.

Die Kälte zog sich durch meine Knochen und heftete sich an jede Zelle meines Körpers, betäubte alle Nerven.

Ich konnte erahnen das sich meine Finger blau verfärbten, doch nahm außer der vagen Annahme nichts wahr.

Vor meinen Augen zog sich ein milchiger Schleier zusammen und ich schien weit außerhalb meines Körpers zu schweben, konnte alles von oben betrachten und sogar mich selbst dort sitzen sehen.

Blaues Licht flackerte über mich hinweg und ließ alles kurz wie ein unwirkliches Negativ wirken,fast war es tröstlich das sich die Farben so veränderten, so war es leichter alles von außen zu betrachten.

Weit entfernt weinte jemand, das Schluchzen schwappte über mich hinweg wie eine kalte Welle, spülte die letzte vorhandene Menschlichkeit weg und ließ mich wie eine leere Hülle zurück.

"wie seltsam" dachte ich "ich hatte doch irgend etwas erledigen wollen, aber ich erinnerte mich einfach nicht was".

Verwirrt schaute ich auf meine Hände, die als wolle ich etwas entgegen nehmen vor meinem Körper warteten. Als wollten sie etwas bewegen, etwas tun doch wussten nicht wie oder was.

Ich kniete auf einer unebenen Betonstraße, vor mir ein kleines weißes Laken, so klein als wäre es für ein sehr kleines Bett gemacht.

" aber warum sollte jemand ein so kleines weißes Laken auf einen so schmutzige Straße legen? es wird doch dreckig,"dachte ich bestürzt.

Fast liebevoll streckte ich die Hand aus und strich einen Fleck weg den ich für Schmutz hielt.

Meine Hand streifte etwas nasses und ich zog sie zurück als hätte ich mich verbrannt.

Erst dann erkannte ich ,dass es kein Fleck sondern Blut gewesen war , meine Hand war dunkel rot.

Als ich genauer hin schaute sah ich, dass große Teile des Lakens rot  und auch meine Arme und Beine in dunkelrote Farbe getränkt waren.

Das Blaulicht ließ alles für einen kurzen tröstlichen Moment grün wirken und ich seufzte erleichtert, doch im gleichen Moment kam die Gewissheit dessen was vor mir lag mit einer schmerzhaften Klarheit zurück.

Als sich eine Hand sanft auf meine Schulter legte und sie mitfühlend drückte, erstarrte ich .

Für mich war die Berührung brutal, sie riss mich aus meiner Taubheit und ließ die viel zu laute und kalte Umgebung in mein Inneres eindringen .

Es war wie ein Angelhaken der einen Fisch aus seinem sicheren Wasser in die kalte Welt der Luftlosigkeit zog .

Wie der Fisch schnappte ich nach Luft ,versuchte mich zurück in mein sicheres Wasser zu ziehen mein Zustand der völligen Abwesenheit, der völligen Taubheit die sich beinah nach Schwerelosigkeit anfühlte.

Mein Verstand unternahm einen letzten verzweifelten Versuch zu verblassen und sich zur Wahrnehmungslosigkeit zu zwingen, doch die Eindrücke begannen in meinen Kopf zu sickern wie kaltes Eiswasser die Lungen eines Ertrinkenden füllt, um diesem die Luft zum Atmen zu entziehen.

Die Watte in meinem Kopf löste sich auf und ließ die Sirenen der nahenden Polizeiwagen schrill in ihm widerhallen wie in einem leeren Gefäß.

Das Blaulicht stach blendend in meine trockenen Augen und die Kälte kehrte in meine Glieder zurück.

Ein scharfer Schmerz durchzuckte mich und lief mitten durch mein Herz, drückte es zusammen bis mir die Luft zum Atmen fehlte und ich ein weiteres mal keuchte, um die jetzt so notwendige Luft in meine Lungen zu ziehen.

Ich war schuld ,dieser Satz hallte so laut in meinem Kopf wieder das ich meine Hände gegen die Ohren presste , doch es half nichts .

Ein Kapitel mit einer Erinnerung, ich hoffe es hat euch gefallen.

Habt ihr auch eine Erinnerung an die ihr euch nicht erinnern wollt?

Die Türen der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt