Sobald sie den Satz , "wer würde mich vermissen?", dachte, verfarf Jessie ihn sofort wieder, denn so eine Person war sie nicht.

Sie stellte sich immer tapfer allen Situationen und durchstand auch die schlechten Tage, doch sobald der Gedanke einmal in ihrem Kopf war, wollte er einfach nicht wieder verschwinden.
Hatte sich eingenistet und hing dunkel über ihr wie eine kleine persönliche Gewitterwolke.

Jetzt in diesem Moment , in dem stickigen Kleinen Wartehäuschen , zwischen all diesen fremden Menschen war er wieder da und so laut das sie am liebsten geschrien hätte um ihn zu vertreiben.

Mit geschlossenen Augen, hörte Jessie den Bus und als sie sie wieder öffnete, sah sie gerade noch wie er mit viel zu hoher Geschwindigkeit an die Haltestelle fuhr, da kam auch schon eine riesige Welle aus dem Straßengraben und durchnässte sie von oben bis unten.

Die anderen hatten sich anscheinend in Sicherheit gebracht nur sie hatte es mal wieder nicht kommen sehen.

Als das kleine Mädchen mit einem Satz von der Bank sprang, stieß sie dabei gegen Jessies Arm sodas sie den Griff um ihr Handy lockerte, es fiel mit einem lauten Platschen zu Boden und landete in einer Pfütze .

Stumm bückte sie sich, hob das Handy hoch und wollte in die noch offene Tür einsteigen doch der Busfahrer deutete auf ihre nassen Sachen,schüttelte den Kopf und schloss die Tür vor ihrer Nase.

Als die Rücklichter schon längst nichtmehr zu sehen waren, stand Jessie immer noch auf der gleichen Stelle und starrte in die Richtung in die der Bus verschwunden war.

Von einem der Fenster aus hatte ihr das Mädchen ein letztes mal die Zunge heraus gestreckt und gelacht. Den Regen der unbarmherzig von oben herunter prasselte, nahm sie nicht einmal mehr wahr, so dumpf und leer fühlte sie sich plötzlich, wie ein Geist.

Fast war sich Jessie sicher, wenn sie nur weiter so stehen blieb, keinen Finger rührte, dann würde sie aufhören zu existieren und der Regen konnte ungehindert auf dem Boden aufschlagen und in den Ritzen im Asphalt versickern.

Doch nach einer viertel Stunde war sie noch immer dort,  hatte sich nicht in Luft aufgelöst  und zitterte so stark,dass ihre Zähne aufeinander klapperten. Mit großer Anstrengung löste sie sich aus ihrer Starre und lief die Straße herunter, ohne wirkliches Ziel.
Den Kopf kraftlos nach unten gesenkt, die Arme schlaff um ihren Körper geschlungen, als könnte sie sich selbst halt geben.

Sie weinte nicht, das Weinen hatte sie vor vielen Jahren aufgegeben, an dem Tag als sie den größten Fehler ihres Lebens gemacht hatte.

Bilder der Vergangenheit kamen aus den Tiefen ihrer Erinnerungen nach oben ,so viele Jahre versuchte sie diesen Moment zu verdrängen , nicht mehr daran zu denken. Bis es fast so einfach gewesen war wie atmen, doch Jessie hatte nicht mehr die Kraft die Mauern aufrecht zu erhalten.

Sie konnte das erlebte sehen als wäre sie wieder auf der dunklen Landstraße , konnte die Sirenen hören, die Kälte fühlen und der Regen von heute wurde zum Regen von damals.

Ich hoffe das Kapitel war euch nicht zu lang.
Trotzdem hoffe ich, dass es euch gefallen hat.
Lasst ein Sternchen oder ein Kommentar da, es würde mich sehr freuen.

Sucht euch Hilfe wenn es euch nicht gut geht.

Die Türen der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt