Erst als ihr Blick sich aufklärte und sie erkannte ,dass sie wieder in der Wirklichkeit war, beruhigte sie sich ein wenig.

Der Tag vor so vielen Jahren, als das Mädchen starb, war der Tag gewesen an dem sie zum letzten mal in einem Streifenwagen saß. Es starb am Unfallort, es war Nacht gewesen, die Kleine hatte keine Reflektoren an der Kleidung oder dem Fahrrad gehabt und keinen Helm getragen.

Jeder Fahrer hätte es übersehen, als sie von dem Landweg auf die größere Straße abgebogen war und doch war es niemand anders gewesen, es war Jessie die gefahren war und jetz damit leben musste, jede sekunde jeden Tages .

Mit zittriger Hand strich sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr auch wenn es bei dem Regen sowieso nichts nutzte.

Ihr wurde mit einem Mal bewusst, dass ihr Leben vollkommen aus dem Ruder gelaufen war und gestand sich ein, dass sie einfach nicht mehr wusste wie es wieder in die richtige Bahn lenken war. Wenn es diese überhaupt jemals gegeben haben sollte.

Ein einziges Mal in ihrem Leben glaubte sie, es würde alles gut werden. Sie war so verdammt glücklich gewesen, hatte den ganzen Tag gestrahlt und jedem ihrer wenigen Freunde immer und immer wieder erzählt, dass sie jetzt bei der Polizei arbeiten würde. Bis diese nur noch seufzend nickten und milde lächelnd, ihren Wortschwall ertrugen.

Aber Jessie war das egal gewesen, sie war gerade 20 geworden, hatte lange gespart um das Studium zur Polizistin finanzieren zu können und war zuversichtlich gewesen, dass dies ihre Berufung darstellte.

An ihrem ersten Tag, war sie schon lange vor Dienstbeginn auf die Wache gekommen und hatte einfach ungläubig und staunend die Wagen betrachtet mit ihren auffälligen Farben und auffälligen Beschriftungen.

So stand sie eine halbe Stunde lang da, jedes Detail in sich aufsaugend wie ein trockener Schwamm Flüssigkeit.

Ihr Herz war vor Glück übergelaufen doch sie erinnerte sich auch an das Gefühl der Angst. Denn noch nie gab es ein vergleichbares Gefühl in ihrem Leben das sich so übermächtig anfühlte.

Alle Leute dort waren nett zu ihr gewesen, hatten sie aufgenommen und behandelt als würden sie sich schon viele Jahre kennen.

Später sas sie oft am Steuer und erinnerte sich lächelnd an das erste mal zurück, fast ehrfürchtig war sie auf den Sitz gesprungen, hatte über das alte Lenkrad gestrichen und die Umgebung betrachtet als würde sie alles zum ersten mal sehen.

Doch wenn Jessie jetzt daran dachte, schlich sich ein bitteres Lächeln auf ihr Gesicht und ihre Hände ballten sich zu Fäusten

„was war bloß aus ihr geworden?",

fragte sie sich zum wiederholten male und beantwortete sich die Frage im selben Moment selbst, eine einsame verbitterte Frau , die ihren Traum aufgegeben hatte und jetzt einfach so dahin lebte.

Sie fühlte sich wie ein Stock in einem reißenden Fluss, der sich verkeilt hatte und alleine nicht mehr frei kam.

Ich hoffe, das Kapitel ist euch nicht zu lang. Bitte lasst mir doch einen Kommentar da wie es euch gefallen hat. Das würde mich sehr freuen :)

Die Türen der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt