7.Kapitel

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"Okay, du hattest Recht!" Keuchend schaute Diego, der neben meinem Rollstuhl lag, zu mir hoch. "Wie viele Stockwerke waren es nochmal ?" Er zeigte eine Hand hoch. "Nur fünf? Gut dann hoch mit dir. Schlapp gemacht werden, darf erst ab acht !" Seufzend stand er wenig elegant auf und stützte sich erstmal auf seinen Knie auf. "Und sowas nennt sie Captain von unserem Fottballteam!" Gespielt enttäuscht schüttelte ich mit dem Kopf, was ihn nur mit den Augen rollen ließ. "Wo muss ich hin ?", fragte ich ihn und er richtete sich auf bevor er mit antwortete:"Einmal gerade durch bis zu den letzten Türen, dann die Rechte rein. Ich muss erstmal was trinken!" Ich schüttelte nur schmunzelnd mit den Kopf. Ich hatte ihm gesagt, dass es einfacher wäre den Rollstuhl hochzuziehen anstatt zu tragen. Aber nein. Er weiß es ja besser und hört nicht auf mich. Kerle. Selbst Schuld.
Ich stellte die Tasche auf meinen Schoß, löste die Bremse von meinem Rollstuhl und schaute Diego natürlich nicht auf seinen wohlgeformten und trainierten Hintern , während er an mir vorbei lief.

"Wann kommt der Rest?" Ich nahm einen Schluck von der Cola, die er mit mitgebracht hatte, während Diego, wir waren mittlerweile in der Stube, alle Kissen, der großen Couch, auf die Seite warf. "Carlos, der sich um die Getränke gekümmert hat, wird hier sicherlich jeden Moment reinschneien und der Rest in 'ner Stunde circa auftauchen." Irgendwie wirkte er abwesend. "Und deine Eltern?" Keine Antwort. Auch gut. Wirklich helfen konnte ich nicht und so ließ ich ihn alleine alles zurecht legen. Obwohl ich mich wirklich fragte, wie ein ganzes Footballteam hier reinpassen sollte. Ich schätzte die Wohnung auf 90 m2. Was schon nicht klein war, aber ob diese Wohnstube wirklich für eine ganze Footballmannschaft ausreichend ist? Wohl eher nicht.
"So ruhig. Geht's dir gut ?", fragte ich ihn, da er seitdem wir oben angekommen waren kaum mit mir gesprochen hatte. "Nein, Cassedy, mir geht es nicht gut." Er klang wütend und verzweifelt. Bevor ich jedoch nachhaken konnte, hörte man schwere Schritte. Kurz darauf stand Carlos mit Theo im Raum, die beide jeweils einen Kasten volle Getränke vor sich her trugen und nun abstellten. Nebenbei knallte Carlos Diego noch ein Haufen spanischer Wörter an den Kopf. Er hätte sich auf Inuit mit ihm reden können, ich hätte genauso viel verstanden wie jetzt auch. Doch seine Reaktion viel ähnlich aus wie bei mir. Schweigen. Irgendwas stimmt doch mit ihm nicht! Carlos schimpfte weiterhin auf ihn ein und Diego verließ einfach den Raum. "Was hast du ihm schon wieder an den Kopf geworfen, puta? Und was willst du überhaupt hier ?!", schrie mich Carlos fast schon an. Ich war es nicht gewohnt, dass wer so mit mir sprach und so war ich auch erstmal zu perplex, um ihn sofort zu antworten, sondern brauchte einige Sekunden. "Also 1. hat er mich eingeladen , Arschloch! 2. habe ich gar nichts zu ihm gesagt, sondern er schweigt mich ebenfalls seit einigen Minuten an !" Damit rollte ich aus dem Raum, wobei ich es mir nicht nehmen ließ über seinen Fuß zu rollen. Was eine Reihe spanischer Flüche loslöste.

"Diego?" Ich stieß die leicht angelehnte Tür auf zu seinem Zimmer, worin ich vorhin auch meine Tasche abgestellt hatte. "Ist alles gut." Er stand mit dem Rücken zu mir und ich konnte sehen wie er tief einatmete bevor er sich zu mir mit einem Lächeln umdrehte und auf mich zu kam. "Alles gut, mi chava." Er hatte wieder sein zahnpastawerbe Lächeln aufgesetzt und gab mir einen Kuss auf den Scheitel, was mich verwundert zu ihm aufschauen ließ. "Bist du dir sicher?", hakte ich erneut nach. Er nickte mit einem leichten Lächeln. "Ja, bin ich. Ich stimme dem Shirt im Übrigen zu 100 % zu. Und nun komm. Ich bin mir sicher, dass der Rest schon da ist und ich will auch noch was vom Essen haben." Verwirrung beschrieb meinen derzeitigen Gemütszustand wohl ganz gut. "Pass lieber auf du wirst noch fett.", zwinkere ich ihn zu, woraufhin er nur lachte.

"Oh Cas du auch hier ? Haben wir was verpasst?", fragte mich ein Junge den alle nur "Big" nannten. Warum genau wollte ich wahrscheinlich gar nicht wissen, denn äußerlich sah er für mich ganz durchschnittlich aus. Aber ich war mir sicher, dass irgendeine peinliche Geschichte dahinter stecken würde, die meine unschuldige Seele wahrscheinlich nicht vertragen würde.
"Nein, er steckt mittlerweile mit meiner Mutter unter der Decke und die hat mich überredet dem armen Jungen aus der untersten Mittelschicht doch mal eine Chance zu geben." Meine Antwort brachte mir einige Lacher ein. "Gewusst wie mein Freund würde ich sagen.", sagte einer der Jungs, der neben Diego saß und haute ihm freundschaftlich auf die Schulter. "Tja, irgendwann muss man halt die schweren Geschütze rausholen.", sagte Diego schulterzuckend. "Wie lange versuchts du sie denn jetzt schon rumzubekommen?", fragte Miro, der ebenfalls Latino war und erst seit kurzem mit im Team spielte, soweit ich das durchblickte. "Zu lange, aber er lässt einfach nicht locker. Wahrscheinlich muss ich erst einen Auftragsmörder auf ihn ansetzten bevor ich ihn los bin.", antwortete ich und tat gepspielt genervt, was alle zum Lachen brachte. "Ich mag die Kleine, du kannst sie öfter mitbringen, Captain.", meinte Will, ein ziemlich großer und kräftiger Spieler, der mich an einen Bären erinnerte, und bekam zustimmendes Gemurmel. "Fühl dich geehrt, Kleine, wir haben eigentlich die keine - Chics - Regel!", meinte Theo und steckte sich eine handvoll Chips in den Mund, wobei die Hälfte auf seinen Schoß viel, was mich nur lächelnd den Kopf schütteln ließ. Was Essen anging, frass er für 30 seiner Sorte. Wo der das alles hinfrass, war mir ein Rätsel. "Willst du dich nicht irgendwie mit auf die Couch setzen? Muss doch unbequem sein den ganzen Tag zu sitzen.", meinte Big und deutete auf den Spalt zwischen sich und Diego. "Keine Ahnung, musst du die Leute fragen, die noch was in ihrem Arsch spüren.", meinte ich lachend. Als Einzige. "Ihr dürft darüber lachen, wenn eine Behinderte Witze über ihre Behinderung macht!", meinte ich auffordern und nun starrten mich wirklich alle an, als wäre ich auf E oder irgendwelchen anderen chemischen Drogen. "Ach Jungs, wenn das hier funktionieren soll, dann müssen wir echt noch daran arbeiten, dass ihr meinen Humor auch lustig findet oder zumindest so tut als ob!", meinte ich ernst und nun fing Diego an zu lachen, was das Eis brach.

Na geht doch!


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So nun mal was längeres !

Hoffe euch gefällt es und lasst doch mal Feedback da !



xx faulty

Words: 1072

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